„Weil die emotionale Barriere in den USA offenbar gefallen ist, entscheidet wieder die Qualität über den Autokauf.“

Nach Dieselgate gab es manche, die Volkswagen zum Totalrückzug rieten. In den USA habe die Marke keine Zukunft, hieß es. Skoda sei unbelastet und daher die bessere Alternative. Gut, dass man dem Rat nicht folgte. Ausgerechnet auf dem US-Markt, den die Wolfsburger schon vor dem Skandal denkbar schlecht in den Griff bekamen, entwickeln sich die Geschäfte positiv. Die Zahlen sind niedrig. Aber die Richtung stimmt.

Es hat den Anschein, als werde VW der massenhafte Betrug zusehends verziehen. Man sagt den Amerikanern nach, sie liebten den reuigen Sünder. Wenn man nach der Buße geht, die Volkswagen geleistet hat, ist der deutsche Autohersteller einer der reuigsten Sünder der US-Geschichte. Da reagieren die deutschen Kunden deutlich nachhaltiger verstimmt.

Weil die emotionale Barriere in den USA offenbar gefallen ist, entscheidet wieder die Qualität über den Autokauf. Und die VW-Produkte heben sich an Wertigkeit und technischer Finesse zum Teil deutlich vom Wettbewerb ab.

Hilfreich ist, dass VW die Vorlieben amerikanischer Käufer ernster nimmt. Noch während der Ägide Winterkorn war den Wolfsburgern klargeworden, dass die in Europa üblichen Modellzyklen nicht ausreichen. Der US-Autokäufer erwartet, dass sein Nachbar dem Auto ansieht, ob es das aktuelle oder das Vorjahresmodell ist. Der für den amerikanischen Markt entwickelte neue Jetta, vor dem sich VW-Chef Diess in Detroit fotografieren ließ, zeigt zudem, dass sich die Marke auf den Kundengeschmack zubewegt. Die rassige Linie des Jetta würde auch zu einem der gelungeneren BMW-Modelle passen. Schade, dass er nicht nach Europa kommen soll.

Dieselgate ist nicht überwunden, der Milliarden-Aderlass schwächt Volkswagen mehr, als der Anschein verrät. Die Marktentwicklung und die geplanten Amerika-Investitionen sind aber ein ermutigendes Zeichen – für den gesamten Konzern.