„Das Theater, das die Politik vor allem in den Monaten seit der Bundestagswahl aufführt, lässt einen oft sprachlos zurück.“

Das Positivste, das man über das zurückliegende Jahr innenpolitisch sagen kann: Es ist vorbei. 2018 kann nur besser werden. Das Theater, das die Politik vor allem in den Monaten seit der Bundestagswahl aufführt, lässt einen oft sprachlos zurück.

Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel ist es seit der Bundestagswahl nicht gelungen, eine Regierung zu bilden. Mit ihrem einschläfernden Wohlfühl-Wahl- kampf und dem Nichterklären ihrer Flüchtlingspolitik hat sie einen großen Anteil am schlechten Ergebnis der Union. Die CSU zerlegte sich selbst. Während CSU-Chef Seehofer in Berlin sondierte, griff sein Widersacher Söder in München nach der Macht.

Auch der Rückblick der Sozialdemokraten fällt fatal aus. Die Entscheidung, ohne Wenn und Aber in die Opposition zu gehen, mag für den Wahlabend richtig gewesen sein. Doch die SPD hat durch das Scheitern der unglückseligen Jamaika-Verhandlungen eine zweite Chance bekommen. Statt sie zu nutzen, verkündete Parteichef Martin Schulz, man stünde für eine Regierung nicht zur Verfügung. „Wer sich in Wahlen um politische Verantwortung bewirbt, der darf sich nicht drücken, wenn man sie in den Händen hält“, lautete die Mahnung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier – eines Sozialdemokraten.

Liberalen-Chef Christian Lindner schaffte es, seine FDP in zwei Landesregierungen und den Bundestag zu bringen. Doch anstatt die Chance zu nutzen, auch im Bund zu regieren, ließ er die Jamaika-Verhandlungen platzen. Von der Linken, den Grünen und der AfD blieben vor allem Personalquerelen im Gedächtnis. So läuft noch immer die längste Regierungsbildung in Deutschland – ein trauriger Rekord.