„Fast zwei Drittel der Patienten sind Selbsteinweiser in der Notaufnahme.“

Die Notaufnahmen in Krankenhäusern sind voll bis übervoll. Insofern ist jeder Ansatz zur Entlastung ein guter. Das gilt auch für das System „Ivena“, für das sich Gesundheitsministerin Carola Reimann starkmacht: Eine Software zeigt Rettungswagen und Leitstellen an, in welcher Klinik Patienten gerade am schnellsten versorgt werden.

Dieser Überblick über freie Betten und Geräte ist für Rettungsteams Gold wert – und genauso für Patienten, bei denen die Schnelligkeit der Behandlung über Leben und Tod entscheidet. Nach demselben Prinzip agiert in unserer Region im Übrigen seit Jahren das Trauma-Netzwerk, das sicherstellt, dass jeder schwer verletzte Patient innerhalb von 30 Minuten vom Unfallort in den Schockraum einer auf die Versorgung Schwerverletzter spezialisierten Klinik transportiert wird. Ein Allheilmittel gegen überfüllte Notaufnahmen ist „Ivena“ jedoch nicht, denn das Grundproblem ist ein anderes: Nach einer Umfrage im Klinikum Wolfsburg weisen sich fast zwei Drittel der Patienten selbst in die Notaufnahme ein. Und fast genau so viele wissen, dass sie mit ihren Beschwerden nicht dahin gehören, aber dort besteht die Hoffnung auf Röntgenbild, Röhre oder Herz echo auf einen Schlag – ohne die leidige Facharzt-Tour. Es krankt also das gesamte System in der Notfallmedizin mit den Notaufnahmen in Kliniken und dem kassenärztlichen Bereitschaftsdienst während der sprechstundenfreien Zeiten. Da muss die Politik ran.

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