„Auch das legendäre Traditionsunternehmen Beate Uhse hat daran zu knapsen.“

Der Gang in einen Sexshop hat, wenn man ehrlich ist, immer noch etwas Verruchtes. Natürlich ist das alles peinlich. Mit hochrotem Kopf steht man vor der abgebrühten Verkäuferin, links und rechts Leder und Latex. „Hoffentlich sieht mich hier niemand, der mich kennt...“

Diese Hemmschwelle gibt es im Internet bekanntermaßen nicht. An diesem simplen Umstand hat auch das legendäre Unternehmen Beate Uhse zu knapsen, das Erotik-Traditionsunternehmen schlechthin. Der Anbieter für Schmuddeleien schreibt seit Jahren rote Zahlen, muss jetzt sogar in die Insolvenz. Nur noch wenige kaufen beim Sexshop um die Ecke. Zu ordinär, zu prollig vielleicht?

Die junge und vor allem die auch nicht zu unterschätzende weibliche Zielgruppe will etwas anderes: Die Konkurrenz im Netz ist auf Hochglanz poliert, bunt und schick. Selbst bei der Lieferung muss niemand bangen, dass der Nachbar etwas merkt. Dafür hat so ein Versandhändler sogar unverfängliche Firmennamen zur Auswahl, nennt sich etwa „Computerbedarf25.de“. Die Zeit, als der Kunde die verruchten Läden aufsuchen musste, um womöglich etwas Abwechslung hinter der Schlafzimmertür zu haben, ist endgültig vorbei. Mit einer neuen Sittsamkeit hat das am wenigsten zu tun, eher mit dem eingestaubten Ansehen eines Traditionsunternehmens. Schätzungen zufolge gibt der Durchschnittsdeutsche 50 Euro pro Monat für Erotikartikel aus. Also: Sex sells. Immer noch. Aber ohne Beate Uhse.