„Der Fahrplan liefert allenfalls grobe Annäherungswerte und könnte im Prinzip abgehängt werden. “

Bahnfahren ist klasse. Straßen und Umwelt werden entlastet. Der Fahrgast ist entspannt: Seine Zeit vertrödelt er nicht in Staus . Er kann im Zug sogar arbeiten. Für die Bahn wäre das auch prima – wären da nicht das blöde Wetter, die lästige Technik und die nervigen Fahrpläne. Von den Fahrgästen wollen wir erst gar nicht sprechen. Diese Gemengelage sorgt für ständige Störungen des Bahnbetriebs.

Das prominenteste Beispiel für Bahn-Nerv ist die gerade erst eröffnete Prestige-Verbindung Berlin – München, die beide Städte in weniger als vier Stunden verbindet. Eigentlich. Denn kaum ist sie eröffnet, kommt es zu Pannen.

Aber man muss gar nicht in die Ferne schweifen. Auch vor unserer Haustür gibt es Probleme. Nehmen wir RB 46. Diese Regionalbahn verbindet Braunschweig mit Herzberg im Südharz und fährt auch zwei Bahnhöfe in Salzgitter an. Wer morgens regelmäßig mit RB 46 von Salzgitter nach Braunschweig möchte, hat von all den Bahn-Enttäuschungen eine zentimeterdicke Hornhaut. Verspätungen sind die Regel, nicht die Ausnahme. Wer zu einem Termin möchte, muss einen Zug früher nehmen. Denn der Fahrplan liefert allenfalls grobe Annäherungswerte und könnte im Prinzip abgehängt werden. Mal ist es zu heiß, mal zu kalt, mal zu windig, mal funktionieren die Signale nicht, mal versagen die Bahnschranken. Irgendwas ist immer. Und sei es, dass sich RB 46 mit letzter Kraft in einen Bahnhof schleppt und dort mit einem technischen Defekt liegenbleibt. Wer dann bei der Bahn nach 45 Minuten Verspätung anruft und fragt, wo der Zug bleibt, weil die Anzeige schon lange keine Infos mehr liefert, erhält schon mal die Auskunft: „Das System sagt, der ist schon durch. Sie waren wohl zu spät?“ Das ist mindestens nervig.

Dabei könnte die Bahn klasse sein, wenn sie ihre Probleme endlich in den Griff bekäme. So aber verspielt sie ein riesiges Potenzial bei ihren Kunden.