„Offenbar kann oder will man in Wolfsburg nicht hinzulernen. Es gilt das Motto: Schlimmer geht immer.“

Zahlen lügen nicht. Die Kunden in Deutschland wenden sich zunehmend von der Marke Volkswagen ab. Der Abgas-Betrug rächt sich nun doppelt: Zu den Milliarden-Strafzahlungen kommt der Liebesentzug der Autokäufer. Hält dieser Trend auf dem Heimatmarkt an, wird es nicht lange dauern, bis die ersten Werke SOS funken, weil sie Auslastungsprobleme bekommen. Das könnte den ohnehin schon großen Druck erhöhen, Arbeitsplätze abbauen zu müssen. Unsere Region wäre besonders betroffen.

Und es könnte noch schlimmer kommen: Die Kartell-Vorwürfe gegen die deutsche Autobranche treffen auch VW. Das Image wird weiter beschädigt. Zumal die Wolfsburger beim Umgang mit diesem Thema keine gute Figur gemacht haben. Von der nach dem Abgas-Betrug angekündigten neuen Transparenz war nichts zu spüren. VW hat es versäumt, offensiv darüber zu informieren, dass es kartellrechtliche Probleme gibt oder geben könnte. Dabei hätte das doch der angeblich neuen Offenheit entsprochen und vertrauensbildend wirken können. Fußball-„Kaiser“ Beckenbauer hat es vorgemacht, als er offen seinen Seitensprung kommunizierte. So sorgte er rasch für Ruhe.

Stattdessen deckten Medien den Kartell-Fall auf. Wie gut, dass es sie gibt. VW aber haftet nun wieder der Verdacht des Schummelns, Mauschelns und Verschleierns an. Das mag kein Kunde, schon gar nicht im Wiederholungsfall. Die Verkaufszahlen könnten also einen weiteren Bremsklotz erhalten – spätestens im Oktober wissen wir mehr. Dann werden die Autos ausgeliefert, die jetzt bestellt werden.

Offenbar kann oder will man in Wolfsburg nicht hinzulernen. Statt glaubhaft den angeblich neuen Geist zu vermitteln, gilt das Motto: Schlimmer geht immer. Das ist ein ganz schlechtes Signal und kommt genau so bei den Kunden an.