„Ohne zu wissen, wo Flüchtlingsrouten im Mittelmeer verlaufen, kann jedenfalls niemand gerettet werden.“

Eine Firma aus Braunschweig rüstet normale Flugzeuge zu hochpräzisen, fliegenden Messinstrumenten um. Seit Beginn der Flüchtlingskrise sind die Maschinen auch gefragt, um Flüchtlingsströme im Mittelmeer zu überwachen. Malta, der kleinste Staat der Europäischen Union und ein Hauptziel der Flüchtlingsboote, ist größter Kunde der Braunschweiger Firma.

Kritiker sagen, die Flugzeuge dienten weniger der Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge und mehr der Sicherung von Maltas Grenzen, also der Abwehr von Flüchtlingen. Das mag Maltas Ziel sein, aber als Vorwurf an die Adresse des Flugzeug-Umrüsters ist der Hinweis denkbar ungeeignet. Denn nicht die Technik selbst, sondern ihr Einsatz entscheidet darüber, ob sie der Rettung von Menschen dient oder nicht. Ohne zu wissen, wo Flüchtlingsrouten im Mittelmeer verlaufen, kann jedenfalls niemand gerettet werden. Überwachen und Retten sind hier keine Gegensätze, sondern das eine ist Bedingung für das andere. Aber auch an Malta oder Italien selbst gerichtet ist der Vorwurf, sie wollten Flüchtlinge nur fernhalten, unfair. Von einer gleichmäßigen Verteilung der Lasten der Flüchtlingskrise kann in der EU noch immer keine Rede sein, und gerade kleine Länder wie Malta stoßen an die Grenzen dessen, was sie leisten können. Wer vom Meer gerettet wird, aber dann in einem Flüchtlingscamp verhungert, ist am Ende trotzdem tot. Hier müssten endlich alle anpacken – es geht um Menschenleben.