„Es ist richtig, mit unterschiedlichen Instrumenten auf die unterschiedlichen Fluchtursachen zu reagieren.“

Wenn man jeder positiven Nachricht noch etwas Schlechtes abgewinnen will, dann hat auch diese Nachricht das Potenzial. Etwa 55 000 Migranten stellten 2016 freiwillig einen Antrag, zurück in die Heimat zu gehen – unterstützt vom deutschen Steuerzahler. Ausreise lohnt sich, könnte man sagen, wenn man gehässig wäre.

Aufgeschlossen gegenüber diesen Anreizen sind vor allem die, die bislang nur geduldet sind und keine Chance haben, diesen Status zu verlieren. Zu einem Großteil kommen die Menschen aus Albanien, dem Kosovo, Mazedonien oder Serbien. Bei letztgenannter Gruppe ist die geplante Abschiebung durch deutsche Behörden auch nachvollziehbar.

So strebt Serbien in die EU und ist seit 2012 offiziell ein Beitrittskandidat. Bürger eines potenziellen EU-Mitgliedslandes sollten in diesem Europa keine Möglichkeit besitzen, Asyl zu beantragen. Zur Wahrheit gehört dann aber auch: Sollten die Serben irgendwann in die EU aufgenommen werden, können die, die heute gehen, wieder zurückkommen. Es sei denn, man rüttelt an allem, was Europa ausmacht. Der freie Personenverkehr ist so ein Grundpfeiler der EU, der dann abgerissen würde.

Klar ist auch: Die Praxis der staatlich finanzierten Rückführung darf kein Geschäftsmodell werden. Und dennoch: Die Gründe, Asyl zu beantragen, sind mannigfaltig. Deswegen ist es auch richtig, mit unterschiedlichen Instrumenten auf die unterschiedlichen Fluchtursachen zu reagieren.

Viele von denen, die bis heute in Deutschland leben, kamen als Kriegsflüchtlinge, weil auf dem Balkan ein Bürgerkrieg tobte, weil sie aufgrund ihrer Herkunft oder Religion verfolgt wurden. Heute gelten sie als geduldet, diese Probleme sind daher nicht neu. Asylverfahren stellen einen Prozess dar. Ein sicheres Herkunftsland kann bald wieder als unsicher gelten. Das sollten gerade die bedenken, die glauben, schon heute die Antworten von morgen zu kennen.