Braunschweig. Auch bundesweit steigt die Zahl der bewilligten Anträge. Die meisten Rückkehrer erhalten finanzielle Hilfe, um in den Herkunftsländern neu anzufangen.

Braunschweig. In diesem Jahr sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums in Deutschland gut 54 000 Verfahren zur freiwilligen Rückkehr von Flüchtlingen in ihre Heimatländer bewilligt worden. Ein Ministeriumssprecher bestätigte gestern in Berlin einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Für die 54 123 Rückkehrverfahren seien 21,5 Millionen Euro bereitgestellt worden. Im Jahr 2015 habe es nur 35 514 tatsächliche freiwillige Rückreisen gegeben, es sei nun also eine „erhebliche Steigerung“ zu erwarten.

Auch die niedersächsische Landesregierung betont, diese Praxis der Rückführung von Migranten besonders zu fördern. Nach Informationen unserer Zeitung wurden bis Ende November landesweit mehr als 10 000 Anträge genehmigt, der Großteil beinhaltet den Antrag auf finanzielle Unterstützung durch die Programme der Internationalen Organisation für Migration (IOM).

Demgegenüber stehen in Niedersachsen bis Ende Oktober knapp 1700 zwangsweise durchgeführte Abschiebungen.

Ein Großteil der freiwillig zurückreisenden Asylbewerber stammt laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) aus Ländern des Westbalkans mit nur geringen Chancen, dauerhaft in Deutschland bleiben zu können. Mit mehr als 15 000 Anträgen stellen die Albaner die größte Gruppe. Bamf-Sprecher Christoph Dieter betont gegenüber unserer Zeitung: „Bei den Antragstellern handelt es sich nicht ausschließlich um abgelehnte Asylbewerber.“ Und Matthias Eichler, Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums, ergänzt: Bei den Zahlen handelt es sich um Anträge, nicht um tatsächliche Ausreisen.“

Sozialexpertin Hildegard Schooß betont im Interview, es gebe noch immer eine große Bereitschaft in der Bevölkerung, Flüchtlingen zu helfen und sie zu integrieren. Es gebe aber auch die, die Zuwanderung ablehnten. „Da habe ich große Sorgen, wie sich diese Haltung in naher Zukunft entwickeln wird“, so Schooß.

Flüchtlingen mit Angst zu begegnen, sei trotz einiger schlimmer Vorfälle der falsche Weg. „Es gibt eine Tendenz, so zu tun, als wären einzelne Ereignisse von Gewalt die Regel. Da können wir nur aufklären: Kriminologen belegen immer wieder, dass bei Flüchtlingen nicht mehr Gewalt vorkommt als in der deutschen Bevölkerung“, sagt Schooß.