Wie gefährlich ist das Asse-Wasser? Das Bundesamt für Strahlenschutz legt sehr niedrige Werte vor, die denen von Nordseewasser entsprechen. Sie liegen weit unter dem Grenzwert für Trinkwasser. Das ist beruhigend. Denn das Positive, das in den letzten zwei Jahren über die Asse zu sagen war, hat mit der grundseriösen Arbeit des Bundesamtes zu tun. Das Wasser wird aber nicht in die Nordsee oder in niedersächsische Flüsse geleitet, sondern Tankwagen für Tankwagen nach Celle gekarrt, wo es in ein anderes Bergwerk läuft. Das klingt wie ein Schildbürgerstreich. Jedenfalls kostet es unerhört viel Geld. Zu viel, wenn das Wasser unbedenklich ist.

Dennoch reagieren der noch amtierende Umweltminister Stefan Birkner (FDP) und der ihm wohl nachfolgende Stefan Wenzel (Grüne) gleichermaßen hinhaltend. Der Grund ist klar: Solange die Menschen den Strahlenwerten nicht glauben – staatliche Stellen haben in den letzten 30 Jahren leider mehr als einmal Grund zum Misstrauen gegeben – würde die Einleitung des Asse-Wassers einen Proteststurm der Anrainer und anderer besorgter Bürger auslösen.

Das alles sei nicht dringlich, sagen die beiden Politiker. Sie irren. Wer seit Jahr und Tag die Sanierung der Asse fordert und verspricht, der sollte spätestens jetzt eine weniger komfortable Haltung einnehmen. Wenn das Asse-Wasser nach Recht und Gesetz als Trinkwasser durchginge, dann gibt es keinen Grund für den Umweg nach Celle, der nur den Betreiber K+S reich macht. Wenn Politik und Behörden aber ungeachtet jederzeit belegbarer Fakten schon beim Wasser vor einer unbestimmten Strahlenangst kapitulieren – wie soll dann erst die Bergung des unzweifelhaft strahlenden Mülls gelingen? Mit Rainer Werner Fassbinder gesagt: Angst essen Sanierung auf.

Politik nach der Logik des geringsten Widerstandes führt nur dazu, dass der ganze Müll im Salzstock liegen bleibt. Und das ist mit den Menschen unserer Region nicht zu machen. Gut, dass wenigstens das Bundesamt für Strahlenschutz die Wasser-Frage auf den Tisch bringt. Kompromisslose Sachlichkeit, klarer Faktenbezug und hundertprozentige Transparenz: Auf diesem Weg liegt die Lösung.