Zur Diskussion um Flüchtlinge in der EU:

Ich war Flüchtling. Jahrgang 1933. Vater in Stalingrad geblieben. Aus Angst vor Verschleppung oder gar Tod ist meine Mutter mit meinem Bruder, geboren 1931, und mir bei eisiger Kälte im Januar 1945 auf die Flucht in den Westen gegangen. Meine Großeltern sind bis zur Vertreibung noch im Heimatdorf Böhmswalde, Kreis Gleiwitz, geblieben. Was meine Großmutter dort in der Zwischenzeit noch erlebt hatte, soll hier in Kurzfassung geschildert werden. Mein Großvater wurde als Zivilist von den einrückenden Russen kurzerhand erschossen, angeblich, weil er vergessen haben sollte, sein Abzeichen vom Revers zu entfernen. Er war damals Bürgermeister in Böhmswalde. Ein Nachbar wurde mit einem Bauchschuss getötet, angeblich, weil er einem Russen nicht schnell genug seine Taschenuhr gegeben hatte. Ein anderer Dorfbewohner wurde erschossen, weil seine Frau ihn in ihrer Angst gerufen hatte. Er hieß unglücklicherweise Adolf. Heute bin ich meiner Mutter noch dankbar, dass sie mit uns damals geflüchtet ist. Was wir danach noch erlebt haben und wie wir zeitweilig behandelt wurden, würde ein Buch füllen, und über dieses Thema gibt es ja schon genügend Bücher.

Ich schreibe diese Zeilen, um aufzuzeigen, was ich unter einem Flüchtling verstehen würde. Außer den Flüchtlingen, die um Leib und Leben bangen müssten, gibt es ja noch die Migranten und andere, die sich vom neuen Land viel versprechen. Die würde ich unter dem Begriff Völkerwanderung ansiedeln. Ich weiß, was es heißt, flüchten zu müssen.

Uli Groß, Braunschweig

Anmerkung der Redaktion: Czechowice (Schechowitz) wurde während der NS-Zeit 1936 in Böhmswalde umbenannt.

Christliche Werte zu leben, ist nicht leicht

Auch zum Thema Flüchtlinge und Asyl:

Es ist ein Kreuz mit dem Christentum! Eine Gesellschaft, die immer wieder behauptet, christlich geprägt zu sein, muss sich wenigstens hin und wieder auch entsprechend benehmen. Da kommen Leute übers Mittelmeer, Fremde, einige davon führen möglicherweise Böses im Schilde. Wir wollen sie nicht, wir brauchen sie nicht, aber gewaltsam abwehren oder ertrinken lassen dürfen wir sie auch nicht, weil … siehe oben. Die Besatzungen der europäischen Hilfsschiffe im Mittelmeer verstehen sich wahrscheinlich als Christen im ursprünglichen Sinn, auch wenn sie nicht religiös sind. Und die große Masse der EU-Christen schaut zu und hofft wohl insgeheim, dass möglichst viele dieser Schiffe noch lange in Häfen festgesetzt bleiben. Man will ja Christ, ein guter Mensch sein, aber doch nicht so, dass es weh tut oder ernsthafte Opfer erfordert. Das ist menschlich, aber nicht besonders christlich. Vielleicht geht beides zusammen nicht.

Stefan Felleckner, Wolfsburg

Es gibt keine Einigkeit zwischen CDU/CSU und SPD

Zu „Tage des Donners“ vom 3. Juli:

Nichts scheint gut zu werden! Im Gegenteil: CDU und CSU haben mit ihrem politischen Gezänk überdeutlich bewiesen, dass sie in ihrer politischen Beziehung über ein Friede, Freude, Eierkuchen in der Sache nicht mehr hinwegkommen. Und sollte die SPD dieses politische Trauerspiel weiterhin stützen, dann würde auch sie den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit fahrlässig verspielen!

„Die Stabilität der Regierung steht für uns nicht infrage“, so Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Stabilität? Für wie blind halten eigentlich die bajuwarischen Egomanen Söder, Seehofer und Co. uns Wähler?

Dem unserem Land äußerst schädlichen Zwist zwischen Merkel und Seehofer kann nur endgültig der Garaus gemacht werden, wenn der Posten des Innenministers vakant ist, die Kanzlerin die Vertrauensfrage stellt, diese verliert und der Bundespräsident den Bundestag auflöst und Neuwahlen angesetzt werden! So rosarot kann doch keine Brille sein, um die vermeintliche Einigkeit zwischen CDU und CSU einerseits und der SPD andererseits zu verkennen! Es ist an der Zeit, reinen Tisch zu machen, und zwar konsequent!

Rüdiger Reupke, Isenbüttel