Braunschweig. „Die Zahlen schwanken. Die Ansichten auch: Entscheiden sich die Wirte für eine strengere Regel, um mehr Gäste bewirten zu dürfen?“

Die knappe Mehrheit der Gastronomen in Braunschweig und unserer Region bevorzugt mittlerweile das 2G-Prinzip. Diese Einschätzung gibt der regionale Dehoga-Geschäftsführer Mark Alexander Krack auf Anfrage unserer Zeitung ab. Das bedeutet: Für Menschen die weder geimpft noch genesen sind, kommt der Besuch von immer mehr Restaurants und Kneipen nicht mehr infrage. Ihnen nützt selbst ein frisch-negativer Corona-Test nichts.

Auch Florian Hary, der in Wolfsburg und Helmstedt mehrere gastronomische Betriebe führt, sagte unserer Zeitung: „Es ist eine sehr schwierige Entscheidung für jeden Wirt. Aber ich glaube, 2G wird sich relativ bald durchsetzen.“

Maßgeblich für die Frage nach 3G (geimpft, genesen oder getestet) oder 2G (geimpft oder genesen) ist vor allem das Warnstufen-System in der seit einer Woche geltenden Niedersächsischen Corona-Verordnung. Demnach müssen Gastronomen ab Warnstufe 1 (abhängig von der Zahl der Neuinfektionen sowie der Krankenhaus- und Intensivbettenbelegung) oder einer Inzidenz über 50 den Einlass der Gäste mindestens nach dem 3G-Prinzip drosseln. Sie können aber auch bei Warnstufe 1 schon das festlegen, was ab Warnstufe 2 oder 3 ohnehin Pflicht ist: nämlich den Zutritt nur noch vollständig Geimpften und Genesenen zu gestatten. Sogar wenn – wie aktuell in Braunschweig – die Inzidenz länger unter 50 liegt und 3G nicht mehr Pflicht ist, tendieren einige zur strengeren Regel.

Wirte kritisieren die Politik

In diesem Fall fühlen sich zwar Impfskeptiker verprellt. Die „2G-Gäste“ aber – und das ist für viele Wirte der springende Punkt – brauchen dann weder Abstandsregeln einzuhalten noch eine Maske zu tragen. Sinan Mehmeti etwa, Inhaber des „Altstadttreffs“ im Braunschweiger Magniviertel, hat sich einerseits selbst für 2G entschieden, um wieder mehr als jeden zweiten Tisch seiner Fußballkneipe belegen zu können. Andererseits geht err – wie viele Gastronomen – mit der Politik hart ins Gericht. Die Einführung der 2G-Option hält er sogar für einen „Trick“, um junge Leute zu bewegen, sich impfen zu lassen, Motto: Lasst euch impfen, dann kriegt ihr eure Freiheit zurück.

In Sachsen-Anhalt haben Wirte die 2G-Option zum Anlass genommen, der Landesregierung einen bösen Brief zu schreiben. Darin steht, die Politik würde sich wegducken und sie, die Wirte, müssten das ausbaden. Auch Dehoga-Geschäftsführer Krack stellt fest, dass „die Diskussion über das Verständnis oder Nichtverständnis hinsichtlich der geltenden Maßnahmen seitens der Gäste an den Eingangstüren der jeweiligen Betriebsstätten geführt wird“. Weniger vornehm sagen es Wirte in der Region: Es gibt jede Menge Ärger.