Die Braunschweiger Zeitung feiert ihr 75-Jähriges. Die FUNKE Mediengruppe erklärt, wer hinter der strategischen Ausrichtung des Konzerns steht.

Ganz klar die Mediennachricht des Sommers 2021: Die drei Kinder von Petra Grotkamp – Julia Becker, Nora Marx und Niklas Wilcke – übernehmen gemeinsam mit ihrer Mutter sämtliche Anteile der FUNKE Mediengruppe.

Erich Brost und Jakob Funke gründeten Zeitungsverlag

In Zeiten, in denen Verlagshäuser, zumal jene mit Zeitungen, nicht gerade als attraktive Anlageobjekte gelten und Verleger eher aus der Branche aussteigen, investieren drei Enkel des WAZ-Mitgründers Jakob Funke in die Mediengruppe – und holen sie in die Hände einer Familie. Sie begründen ihren Schritt vor allem damit, Verantwortung für die Zukunft des Journalismus übernehmen zu wollen.

„Wir brauchen guten unabhängigen Journalismus, um unsere Demokratie lebendig, ja, funktionsfähig zu erhalten“, sagt Julia Becker, die seit 2018 den Aufsichtsrat der Gruppe führt. „Wir brauchen ihn auf nationaler Ebene, wir brauchen ihn vor allem auch im Regionalen und Lokalen. Um zu informieren, Problemlagen zu benennen, Missstände aufzudecken, konstruktive Antworten zu geben, aber auch und immer wichtiger, um Serviceangebote zu machen.“ Mit der Bündelung der Anteile in einer Familie würden nun Abstimmungen, etwa in strategischen Fragen, erleichtert. Angesichts der enormen Herausforderungen, denen sich journalistisch ausgerichtete Medien durch Digitalisierung, zunehmende Dominanz der Internet-Giganten und Veränderung der Lesegewohnheiten ausgesetzt sehen, sei dieser Schritt sinnvoll und notwendig.

FUNKE: Ein Medienunternehmen in Familienhand

Ohne Übertreibung kann man die Entscheidung der drei Geschwister als historisch bezeichnen. Erstmals in der Geschichte des Unternehmens bestimmt nun eine Familie den Kurs der Mediengruppe mit zwölf Regionalmedien, über 60 periodisch erscheinenden Zeitschriften, zahlreichen Internetplattformen sowie einer ständig wachsenden Anzahl digitaler Töchter. Ihr Großvater Jakob Funke hatte 1948 gemeinsam mit Erich Brost die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) gegründet.

Zwei starke Persönlichkeiten, die sich kongenial ergänzten, deren Verhältnis aber zunehmend angespannt wurde. Die Spannungen übertrugen sich in die nächste Generation. Fortan verantworteten Geschäftsführer, die jeweils Vertraute der Brosts oder der Funkes waren, die Entwicklung. Viele Jahre funktionierte das trotz aller Konflikte gut. So bauten seit den siebziger Jahren Günther Grotkamp, der auf einem Funke-Ticket wirkte, und Erich Schumann, der die Brost-Interessen vertrat, die Gruppe zu einem der führenden Medienkonzerne in Deutschland aus. 2007 kam dann auch die Braunschweiger Zeitung dazu.

Doch die Spannungen zwischen den Familienstämmen verschärften sich und drohten das Unternehmen lahmzulegen. Es ist Petra Grotkamp, jüngste Tochter Jakob Funkes und Mutter der heutigen Gesellschafter-Geschwister, zu verdanken, dass der Knoten durschlagen wurde. 2012 übernahm sie die Anteile der Familie Brost und hielt fortan 66 Prozent.

Wandel bestimmt die Zukunft der FUNKE Mediengruppe

Nur dank dieses mutigen unternehmerischen Engagements konnte die FUNKE Mediengruppe, wie sie nun hieß, den nächsten großen Schritt, der das Unternehmen in eine neue Liga hievte, gehen: Die Übernahme der Regionalmedien und Zeitschriften von Axel Springer 2014. Was Petra Grotkamp begann, vollendeten im Juli dieses Jahres ihre Kinder, indem sie den Minderheitsgesellschaftern, die gemeinsam mit einer Sperrminorität wesentliche Entscheidungen blockieren konnten, die restlichen Anteile abkaufen konnten. FUNKE wird nun von einem Familienstamm geführt – in großer Geschlossenheit und Einigkeit. Im Unternehmen ist Aufbruch zu spüren: In einem konzernweiten Transformationsprozess wird die Gruppe grundlegend umgebaut. Effizienter, digitaler und kreativer soll sie werden – und ein Unternehmen, in dem jede und jeder gerne arbeitet. Dabei geht es immer um eins: Guten Regionaljournalismus in die Zukunft zu führen!