Braunschweig. Outdoor-Spezialisten aus unserer Region zwischen Harz und Heide geben Tipps und zeigen Trends bei der Camping-Ausrüstung auf.

Camping – egal, ob im Wohnwagen, Campingmobil oder klassisch im Zelt – erfreut sich nicht erst seit der Corona-Pandemie einer großen Beliebtheit. Diese Form des flexiblen Urlaubs hat in der Corona-Krise aber noch einmal einen weiteren Aufschwung erlebt. Viele entdecken den Urlaub auf dem Campingplatz oder in der freien Natur (wieder) für sich. Was braucht man also für ein gelingendes Camping-Erlebnis? Wir haben uns deshalb bei den Outdoor-Spezialisten aus der Region zwischen Harz und Heide nach Tipps und Trends erkundigt.

Dabei machen die Experten direkt klar, dass die Art der Ausstattung immer von der Art des Urlaubs abhängt. Logischerweise haben Reisende im Campingmobil andere (Transport-)Möglichkeiten als etwa Wanderer oder Radtouristen. „Bei Rad- oder Kanutouren ist das Gewicht entscheidend“, erklärt Stefan Fuchs, einer der Geschäftsführer von „Sachen Für Unterwegs“ aus Braunschweig. Hier gehe der Trend bei der Ausstattung in Richtung „klein zu verpacken und leicht“. Das bestätigt auch Mathias Himstedt, Geschäftsführer von „Outdoor Concepts“ aus Bad Harzburg. Allerdings: „Kleiner und leichter bedeutet auch kostenintensiver“, sagt Fuchs. Das liege etwa an den Kosten für die Materialien.

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Gewicht und Haltbarkeit der Produkte entscheidender als Preis

In unserer Serie „Das ist Camping!“ liefern wir Anfängern wie Fortgeschrittenen umfassende und vielfältige Informationen rund um das Phänomen Camping.
In unserer Serie „Das ist Camping!“ liefern wir Anfängern wie Fortgeschrittenen umfassende und vielfältige Informationen rund um das Phänomen Camping. © BZV

So wiegt ein transportabler Campingstuhl auch mal nur ein Kilogramm und ist dabei so stabil, dass Menschen bis zu einem Gewicht von 145 Kilogramm bequem darauf sitzen können. Etwas edler sind dann schon Stühle mit Gestänge aus Buchenholz. „Sie sind zwar nicht ultraleicht, aber kompakt“, erklärt Fuchs. Zudem bestehen diese aus einem nachwachsenden Rohstoff. Bei dem dazu passenden Tisch lässt sich die Tischplatte aufrollen. Diese Möbel könnten leicht im Campingmobil oder im Auto verstaut werden.

Der Preis sei für die meisten Kunden aber nicht das ausschlaggebende Kaufargument, sondern das Gewicht und die Haltbarkeit der Produkte, erklärt Himstedt aus Bad Harzburg. Der Outdoor-Markt hat nach aktuellen Zahlen des Branchenverbandes „European Outdoor Group“ im Jahr 2019 einen Umsatz von rund 1,46 Milliarden Euro in Deutschland gemacht.

Isomatte statt festeingebauter Matratze im Campingbus

Puristen unter den Campingbus-Urlaubern nehmen laut Fuchs auch häufig statt einer festeingebauten Matratze eine Isomatte zum Schlafen mit. Das spart Platz. Die Matte saugt sich selbst mit Luft voll und hat je nach Modell eine Dicke von zehn Zentimetern, so dass auch ein bequemes Liegen gewährleistet ist.

Wie dick die Isomatte sein muss, richte sich nach den Schlafgewohnheiten des Kunden, erklärt Himstedt aus Bad Harzburg. So sei bei Seitenschläfern eine Dicke von neun Zentimetern angebracht. Die Selbstaufsaugematten eignen sich auch gut zum Zelten.

Zelt vor erster Verwendung zur Probe aufbauen

Beim Zelt ist aus Sicht der Experten wichtig: „Wer ein Zelt kauft, sollte es vor der ersten Verwendung zur Probe aufgebaut haben“, erklärt Fuchs. Denn durch einen falschen Aufbau könnten die Funktionen des Zelts nicht richtig ausgeschöpft werden. Das könne etwa zur Folge haben, dass sich Kondenswasser an den Planen ansammelt oder dass es bei Regen nicht richtig dicht ist.

„Es macht Spaß, wenn man weiß, wie es funktioniert“, betont sein Kollege Thorsten Kapp. Dann halte das Zelt auch lange. Zudem: „Nur weil etwas ein Testsieger ist, muss es noch lange nicht zum Kunden passen.“ Deshalb ist laut den Outdoor-Experten die Beratung vor dem Kauf der Ausrüstung so wichtig. Im vergangenen Jahr hat bei „Outdoor Concepts“ aufgrund der Corona-Pandemie mit den Abstands- und Kontaktregeln gerade die Nachfrage nach kleineren Zelten für ein bis zwei Personen zugenommen, berichtet Himstedt.

Auch beim Wanderrucksack muss das Modell zum Träger passen, weiß Thorsten Kapp von SFU aus Braunschweig
Auch beim Wanderrucksack muss das Modell zum Träger passen, weiß Thorsten Kapp von SFU aus Braunschweig © Kerstin Kalkreuter

Quilt als Alternative zum Schlafsack

Beim Schlafsack eignet sich laut den Braunschweiger Experten für die meisten ein Standardmodell. Aber: „Wir haben für jede Temperatur den richtigen Schlafsack“, sagt Fuchs. Bei Schlafsäcken gibt es viele Irrglauben, berichtet Himstedt. Einer sei etwa, dass dieser aufgerollte in die Verpackung gehöre. „Der Schlafsack gehört dort reingestopft“, erklärt der Outdoor-Fachmann.

Für alle, die nicht in so einem geschlossenen Behältnis liegen möchten, eigne sich ein Quilt, sagt Fuchs. Das ist eine Deckenlösung ohne Reißverschluss. Die Isomatte sorge dabei für die nötige Isolation von unten. Der Vorteil: Beim Schlafen kann man dabei auch mal ein Bein rausstrecken. „Es ist eine Ergänzung zum Schlafsack“, meint Fuchs.

Ein Gegenstand, der im Corona-Jahr wieder einen Aufschwung erlebt hat, sei die Hängematte. „Viele haben im vergangenen Jahr eine Hängematte erworben, um damit auf dem eigenen Balkon abzuhängen“, sagt Kapp. Auch bei Radtouren oder Wanderungen sei diese schnell zwischen zwei Bäumen aufgespannt, um sich darin ein wenig zu erholen. Man könne zudem ein sogenanntes Tarp als Schutzplane darüber befestigen. So wird man dann in der Hängematte auch nicht nass.

Kochen oder Backen über dem offenen Feuer

Wer auf seinem Campingplatz die Möglichkeit und Erlaubnis für eine Feuerstelle hat, für den biete sich das Kochen in einem „Dutch Oven“ an. Dieser dreibeinige Topf aus massivem Gusseisen kann entweder direkt in ein offenes Feuer gestellt oder gehängt werden und ist für viele verschiedene Gerichte wie etwa Eintöpfe geeignet. Die Campingküche ist laut Himstedt in diesem Jahr vielmehr in den Vordergrund gerückt, da viele die meisten Ausrüstungsgegenstände schon hätten. Gerade für Familien mit Kindern sei es ein Erlebnis, am offenen Feuer zu kochen, findet Fuchs. „Es ist der Trend ,So geht’s halt auch’“, beschreibt Kapp die Faszination.

Für Fahrrad-Camper biete sich hingegen eher ein flacher, klein verpackbarer Grill statt des schweren Topfes an. Dieser besteht aus einem Stecksystem aus Edelstahl und kann mit Gas, Holz oder Kohle betrieben werden. „Das ist praktisch für Radtouren“, sagt Fuchs.

Mit Strom gegen schmerzende Mückenstiche

Die Outdoor-Spezialisten aus Braunschweig haben auch noch einen Tipp für alle, die sich draußen und vor allem in der Nähe von Flüssen oder Seen aufhalten: einen elektrischen Mückenstich-Heiler. Dieser hat etwa die Größe eines Feuerzeugs und funktioniert mit Piezo-Elektrizität.

Nach einem Stich wird das Gerät einfach auf die betroffene Stelle gesetzt und der Druckknopf mehrmals gedrückt. Schwache elektrische Impulse gehen durch die Haut und verhindern die Ausbreitung
des Histamins im Körper. „Der Juckreiz hört auf, die Schwellung geht zurück“, erklärt Fuchs.
Dabei passe das Gerät an jedes Schlüsselbund oder in jede Hosentasche.

Damit alle den Urlaub und das Erleben in der Natur genießen können, ist es für die Outdoor-Experten zudem wichtig: „Der Trend ,Draußen’ ist schön, aber nimm deinen Müll mit“, sagt Kapp. Deshalb gelte – egal, ob beim Zelten, Camping, Wandern oder Rad-Trekking – Müllbeutel müssen mit.