Peine. Er wird im Impfzentrum ausgegeben und wirbt für die Corona-Impfung. Doch es geht um mehr als einen Stift. Es geht ums Geld.

Ein kleines Männchen mit einem großen Herz ist auf dem weißen Kugelschreiber aufgedruckt. Daneben steht „Gemeinsam gegen Corona. Peine impft.“ Und genau dieser Kugelschreiber erhitzt so manches Gemüt. Dabei es geht um mehr als nur den Stift. Es geht ums liebe Geld.

„Das Geschenk eines Patienten hat bei mir zu einer akuten Blutdruckkrise geführt. Als Steuerzahler muss ich schon die ineffizienten Impfzenten bezahlen. Muss ich nun auch noch zusätzlich Werbematerial finanzieren“, ärgert sich ein Arzt über den Kugelschreiber des Landkreises Peine.

Der Landkreis Peine hat 9000 Euro gezahlt

Dr. Thorsten Kleinschmidt, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in der Region Braunschweig, kann den Ärger seines Kollegen verstehen: „Impfzentren sind wesentlich teurer in ihrer Finanzierung als Hausarztpraxen. Die Räume müssen angemietet, das Personal bezahlt werden. Dann noch Geld für solche Werbeartikel auszugeben, finde ich eine Verschwendung von Steuergeldern.“

Auf den Kugelschreibern werde keine Werbung für das Impfzentrum gemacht, sondern fürs Impfen in Peine an sich geworben, sagt Fabian Laaß, Sprecher des Landkreises Peine. Beschafft wurden 54.600 Stifte für rund 9000 Euro – bei dieser Menge liege der Preis unter den handelsüblich vom Landkreis beschafften Kugelschreibern. Und die Anschaffung habe zudem einen triftigen Grund: Die Stifte sollen den Impflingen mitgegeben werden. „Alternative wäre eine händische Desinfektion der Kugelschreiber nach dem Impfdurchlauf, was zusätzliche Personalkosten zur Folge gehabt hätte“, so Laaß.

„Das Impfen in den Arztpraxen hat Vorteile“

Doch das reicht Kleinschmidt nicht aus. Werbung sei ohnehin derzeit nicht nötig – das Thema Impfen sei ja schon omnipräsent. Und auch die Stifte zu desinfizieren, würde schnell gehen. „Es sind einfach unnötige Ausgaben – zusätzlich zu den teuren Impfzentren.“ Letztlich zahle ja der Staat – und somit wir alle. „Es geht mir auch nicht darum, auf die Impfzentren einzuschlagen. Die machen ja auch eine gute Arbeit.“

Dennoch habe das Impfen in den Praxen weitere Vorteile – abgesehen von den Kosten. Es gebe schließlich viel mehr Praxen als Impfzentren. „Und wir kennen unsere Patienten, wir können die Risiken gut einschätzen. Zu uns haben die Menschen Vertrauen.“ Die erste Lieferung der Impfdosen an die Hausarztpraxen kam am Dienstag, 6. April. Jede Woche bekommt Kleinschmidt nun 24 Dosen – das sei aktuell die durchschnittliche Menge, die jeder Arzt bekomme. Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gibt es eine Vergütung von 20 Euro je Erst- und je Abschlussimpfung. Doch am Ende zähle nicht, wo geimpft wurde. „Unser Ziel muss gemeinsam sein, möglichst schnell alle Menschen durchzuimpfen. Das ist das einzige, das wir tun können, um uns aus der Pandemie zu befreien“, so Kleinschmidt.