Baunschweig. In der Pandemie wollen sich viele ein Haustier anschaffen. Doch die Tierheime sind streng: Wer alt ist oder zu wenig Platz hat, bekommt kein Tier.

Nachdem unser Kater Anfang des Jahres verstorben ist, wollte ich einer Katze aus dem Tierheim ein neues Zuhause bieten. Man sagte mir aber, dass ich die Adoption wegen meines Alters noch einmal überdenken soll. Bin ich mit 69 Jahren etwa zu alt für ein neues Tier?

Dies fragt unsere Leserin Frau W. aus Braunschweig.

Zum Thema recherchierte Michèle Förster.

Für Senioren kann es schwierig sein, an ein Haustier zu kommen, denn viele Tierschutzvereine vermitteln keine Hunde oder Katzen an die Generation 70 plus. Dahinter steht die Befürchtung, dass ältere Leute es nicht mehr schaffen, sich um ein Tier zu kümmern – oder, dass das Tier den Besitzer überlebt. „Das Alter der potenziellen Halter spielt schon eine Rolle“, bestätigt die Leiterin des Tierheims Braunschweig, Verena Geißler. Dennoch könnten auch ältere Leute eine junge Katze bekommen, wenn es Angehörige gibt, die das Tier versorgen, wenn der Halter dazu nicht mehr in der Lage sein sollte, erklärt sie. Bei Hunden sähe das hingegen anders aus. „Einen jungen Hund können wir nicht an ältere Leute vermitteln, da sie dem Tier häufig nicht mehr gerecht werden können.“

Der Überzeugung ist auch Brigitte Babic vom Tierschutzverein Lehre. „Ab einem Alter von 75 oder 80 vermitteln wir keine jungen Tiere – außer es ist sichergestellt, dass sich jemand aus der Familie mit um das Tier kümmert.“ Dasselbe gelte jedoch auch für junge Interessenten: „Wir geben unsere Tiere auch nicht in Familien mit kleinen Kindern“, sagt Babic. Denn denen fehle es im Umgang mit Tieren oft noch am nötigen Feingefühl. Aber was können nun Senioren tun, die gerne ein Haustier hätten? „Man sollte nicht von der momentanen Situation ausgehen, sondern langfristig denken“, rät Babic – und sich überlegen, ob man nicht einem älteren oder kranken Tier ein Heim bieten möchte. Denn diese Tiere seien besonders dankbar, wenn sie nochmal in ein schönes Zuhause kommen.

Wie ist die Lage in den Tierheimen unserer Region?

Das Tierheim Braunschweig hat im vergangenen Jahr etlichen Bewohnern zu einem neuen Zuhause verholfen. „Wir konnten sogar viele ältere, schwierige oder kranke Hunde vermitteln, die schon lange bei uns waren”, erzählt Leiterin Verena Geißler. Derzeit sei das Tierheim verhältnismäßig leer: 21 Hunde und 40 Katzen warten im Stadtteil Ölper noch auf einen neuen Besitzer – sonst seien es bei den Hunden doppelt so viele. Geißler und ihr Team sind bei der Vermittlung jedoch vorsichtiger geworden. „Wir hinterfragen, ob der Wunsch, ein Tier aufzunehmen, nur da ist, weil es momentan zeitlich gut passt.“ Auch wer sich bloß ein Tier anschaffen will, weil er derzeit einsam ist, habe schlechte Karten, sagt die Tierschützerin.

Vor unüberlegten Adoptionen warnt auch die Wolfsburger Tierärztin Sandra Benz: „Vor allem die Betreuung kann zum Problem werden, wenn der Besitzer nach der Pandemie wieder Vollzeit arbeiten geht und niemand nach dem Tier schauen kann.” Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Tier anzuschaffen, sollte das in jedem Fall vorab bedenken. Gut sei hingegen, dass die Arbeit im Homeoffice die Eingewöhnung und Erziehung eines neuen Tiers einfacher mache. „Gerade Berufstätige haben sonst nicht die Zeit dafür”, weiß Benz.

Hunde sind derzeit besonders gefragt

In ihrer Wendschotter Praxis betreut die Tierärztin derzeit besonders viele Kunden mit Welpen. Tatsächlich scheint in der Corona-Pandemie vor allem die Nachfrage nach jungen Tieren zu steigen: Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Verbands für das Deutsche Hundewesen rund 20 Prozent mehr Hunde gekauft, als in den Jahren davor. „Die Nachfrage ist nach wie vor riesig, aber es gibt kaum noch Tiere von seriösen Züchtern”, sagt Benz.

Die Folge: Zu junge, nicht geimpfte oder kranke Hunde werden aus dem Ausland nach Deutschland gebracht. Um nicht an Tiere aus illegalem Welpenhandel zu geraten, sollten Interessenten auf ein paar Dinge achten. „Ein gutes Zeichen ist es, wenn das Muttertier und die Geschwister ebenfalls vor Ort sind und man den Anbieter oder Züchter zu Hause besuchen darf”, erklärt die Tierärztin. Ein Impfpass oder Chip biete zusätzliche Sicherheit.

Vorsicht sei hingegen geboten, wenn ein Züchter Welpen unterschiedlicher Rassen anbietet oder die Übergabe auf einem Parkplatz stattfinden soll. „Wer ein Tier in gute Hände abgeben will, wird alles dafür tun, dass der neue Besitzer das Aufwachsen von Anfang an miterleben kann”, fügt Benz hinzu.

Manchen Tierheimen fehlt das Geld

Dass bereits vermittelte Tiere nach der Pandemie wieder abgegeben werden, bereitet unterdessen Günter Diederich Sorgen. Der erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Peine befürchtet, dass Unmengen Tiere ausgesetzt werden, wenn erst die Urlaubssaison beginnt. „Wir rechnen mit einem großen Schwung.” Deshalb werden im Peiner Tierheim Hunde nur noch an Herrchen oder Frauchen abgegeben, die einen Hundeführerschein besitzen. Die vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater entwickelte Prüfung soll sicherstellen, dass sich die zukünftigen Besitzer mit dem Verhalten und der Erziehung von Hunden auskennen. „Das schreckt schon mal die ersten ab”, stellt Diederich fest.

Ganz anders sah es da in Wolfenbüttel aus. „Wir hatten zeitweise nur noch einen einzigen Hund”, erinnert sich Ute Rump, die erste Vorsitzende des dortigen Tierschutzvereins. Auch jetzt sei das Tierheim noch lange nicht wieder voll – besonders, weil keine Urlaubstiere in der Pension betreut werden. Was dem Wolfenbütteler Tierheim im vergangenen Jahr hauptsächlich zu schaffen machte, war die große Stornierungswelle von Reisen. „Das hat uns schon getroffen”, gibt Rump zu. „Vor allem, weil die Pensionstiere ein wichtiges finanzielles Standbein für die Tierheime sind.”

Spenden halten Tierheime über Wasser

Weil außerdem keine Feste und Spendenveranstaltungen stattfinden konnten, fehlten dem Tierheim im vergangenen Jahr knapp 30.000 Euro. Osterbasar, Sommerfest und Winterflohmarkt sind der Pandemie zum Opfer gefallen. Die Weihnachtszeit konnte der Verein nur mithilfe von Rücklagen bestreiten. Ute Rump vermisst vor allem die Feste mit den Wolfenbütteler Tierfreunden. „Die kamen dann zum Klönschnack her, haben ein Stück Kuchen gegessen und auch mal eine Spende dagelassen. Diese Verbundenheit fehlt jetzt sehr”, sagt die Vereinsvorsitzende.

Im Peiner Tierheim sorgte im finanziell schwierigen Corona-Jahr eine großzügige Spende für unerwarteten Geldsegen. Weil eine Braunschweigerin wegen der Reiseeinschränkungen nicht in den Urlaub fahren konnte, hat sie die Summe von 4000 Euro kurzerhand dem Tierschutz gespendet, erzählt der Vorsitzende des Vereins, Günter Diederich. „Das fanden wir natürlich toll.” Und auch Verena Geißler kann auf den Zusammenhalt in Corona-Zeiten zählen. „Wir bekommen viele Sach- und Geldspenden”, berichtet die Leiterin des Tierheims. „Die Braunschweiger unterstützen uns sehr.”

Was ist vor der Adoption wichtig?

Zuerst sollten Sie abklären, ob alle Familienmitglieder bereit sind, ein Haustier aufzunehmen und sich auch darum zu kümmern. Besonders Kinder wünschen sich oft ein Haustier, aber mit der Zeit lässt die Begeisterung nach. Deshalb sollten Eltern bedenken, dass sie das neue Tier im Zweifel selbst versorgen müssen. Dazu kommt, dass in Mietwohnungen nicht jede Tierart gehalten werden darf. Obwohl Kleintiere – also Hunde, Katzen, Kaninchen und andere kleine Heimtiere – grundsätzlich nicht verboten sind, kann es sein, dass Sie die Erlaubnis des Vermieters einholen müssen, um einen Hund oder eine Katze anzuschaffen, weiß der Deutsche Tierschutzbund. Das trifft insbesondere zu, wenn auch Nachbarn das Bellen oder Miauen hören können.

Wie wäre es mit einem Hund?

Hunde brauchen viel Platz – gerade große Rassen fühlen sich in Wohnungen häufig nicht wohl. Außerdem eignen sich nicht alle Hunde gut für Familien mit Kindern, warnt der Deutsche Tierschutzbund. Wer sich einen Hund holen möchte, braucht vor allem viel Zeit. Denn die Vierbeiner müssen mehrmals am Tag ausgeführt werden und Rassen wie Wind- oder Jagdhunde und Huskys haben einen besonders großen Bewegungsdrang. Ihre Halter sollten die ausgiebigen Spaziergänge daher am besten mit Joggen oder Radfahren verbinden. Manche Hunde sind dadurch aber nicht ausgelastet. Für sie eignet sich spezielles Training wie Agility, rät das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Welpen brauchen anfangs besonders viel Aufmerksamkeit und sollten die Hundeschule besuchen, um die wichtigsten Kommandos und das Spielen mit Artgenossen zu lernen. Auch wenn Sie einen älteren Hund adoptieren, sollten Sie sich für die Eingewöhnung in den ersten sechs Wochen mehr Zeit nehmen. Bevor Ihr neuer Gefährte aber zu Hause einziehen kann, müssen Sie ein paar Vorbereitungen treffen: Für Hunde gehören Futter, Näpfe, Halsband, Leine, Kotbeutel und Spielzeug ebenso dazu, wie ein Körbchen oder eine Decke als Schlafplatz.

Doch Hunde zählen nicht nur zu den beliebtesten Haustieren, sondern auch zu den teuersten. Ein reinrassiges Tier kostet beim Züchter zwischen 500 und 1500 Euro. Wer den Vierbeiner stattdessen aus dem Tierheim oder von einer Pflegestelle adoptiert, muss eine Schutzgebühr zahlen. Diese liegt etwa zwischen 150 und 300 Euro. Auch die laufenden Kosten sollten bedacht werden. Hundebesitzer müssen zum Beispiel eine Hundesteuer entrichten, die abhängig vom Wohnort, zwischen 45 und 150 Euro pro Jahr liegt.

In Niedersachsen muss zusätzlich eine Haftpflichtversicherung für den Hund abgeschlossen werden, die mit 40 bis 70 Euro pro Jahr zu Buche schlägt. Hinzu kommen regelmäßige Tierarztkosten für Untersuchungen, Impfungen und Wurmkur. Erkrankt Ihr Tier, müssen Sie für die Behandlung und Medikamente ebenfalls einen finanziellen Puffer einplanen. Dies gilt auch für den Fall der Urlaubsunterbringung in einer Tierpension. Der Deutsche Tierschutzbund schätzt, dass Hundehalter jeden Monat 90 bis 100 Euro für ihr Tier ausgeben.

Worauf kommt es bei der Katzenhaltung an?

Katzen fühlen sich draußen sehr wohl. Wo aufgrund der Wohnlage kein Freigang möglich ist, kann ein gut abgesicherter Balkon eine Alternative sein. Wenn Katzen in der Wohnung leben, müssen sie sich jedoch beschäftigen können, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Ein Spielkamerad ist ebenso wichtig, wie genügend Zeit mit Menschen. Doch Katzen haben ihren eigenen Kopf: Nur wer bereit ist, Streichel- oder Spieleinheiten dann einzulegen, wenn sie gefordert werden und der Katze sonst ihre Ruhe lässt, ist für das Zusammenleben geeignet, weiß der Deutsche Tierschutzbund.

Die Anschaffungskosten für Katzen variieren stark. Ein reinrassiges Tier kostet beim Züchter zwischen 500 und 2000 Euro. Im Tierheim muss eine Schutzgebühr gezahlt werden, die meist zwischen 50 und 150 Euro liegt. Manche Bauernhöfe verschenken die Kätzchen sogar. Bevor die Katze jedoch bei Ihnen einziehen kann, brauchen Sie noch ein paar Dinge. Zur Ausstattung gehören neben Futter, Näpfen und einem Katzenklo auch Streu, ein Kratzbaum, Höhlen, Decken, Spielzeug und eine Transportbox. Wer mit dem Gedanken spielt, sich eine Katze anzuschaffen, sollte außerdem bedenken, dass regelmäßig Kosten für Untersuchungen, Impfungen und Parasitenbehandlung beim Tierarzt hinzukommen. Gleiches gilt, wenn ihr Tier erkrankt. Und auch für einen Katzen-Sitter im Urlaub müssen Sie mit zusätzlichen Ausgaben rechnen. Laut dem Deutschen Tierschutzbund kosten Katzen ihre Besitzer durchschnittlich etwa 60 bis 80 Euro pro Monat.

Für wen eignen sich Kaninchen und Co.?

Die kleinen Heimtiere sind besonders bei Kindern beliebt. Meerschweinchen und Kaninchen bevorzugen einen Stall mit Auslauf im Garten. Ein großer Käfig mit Tränke, Spänen, Stroh und Heu ist für die Tiere unverzichtbar. Werden sie in der Wohnung gehalten, brauchen zusätzlich genug Möglichkeiten, sich zu bewegen. Besitzer von Kaninchen und Co. sollten die Zeit aufbringen können, den Käfig samt Utensilien mindestens einmal täglich zu reinigen.

Für Hamster muss der Käfig außerdem mit Leitern, Tunneln und Laufrädern ausgestattet werden. Sie eignen sich laut dem Tierschutzbund allerdings nicht besonders gut als Haustiere. Hamster sind nämlich nachtaktiv und wollen tagsüber nicht gestört werden. Die Anschaffung von kleinen Heimtieren ist vergleichsweise günstig: In Tierheimen müssen die neuen Besitzer eine Schutzgebühr in Höhe von 10 bis 40 Euro pro Tier zahlen. Bei Züchtern kostet ein Tier zwischen 30 und 70 Euro. In der Regel werden sie aber nur paarweise vermittelt, da die Tiere Gesellschaft brauchen.

Sie sollten außerdem die laufenden Kosten für Untersuchungen, Impfungen und Krallenschneiden beim Tierarzt bedenken. Es können weitere Ausgaben anfallen, wenn Ihr Tier krank wird. Laut dem Deutschen Tierschutzbund liegen die jährlichen Ausgaben für Kaninchen, Meerschweinchen und Co. im Schnitt bei 690 Euro.