Braunschweig. Der Einsatz der Tiere bei einer Demo gegen den AfD-Parteitag am Wochenende hat Fragen nach der Rechtmäßigkeit und Tierquälerei aufgeworfen

Warum werden Hunde bei einem Polizeieinsatz wie den Demonstrationen gegen den AfD-Parteitag in Braunschweig am Wochenende überhaupt eingesetzt? Handelt es sich dabei um Tierquälerei? Diese Fragen stellen einige Nutzer auf unserer Facebook-Seite. Dazu recherchierte Kerstin Kalkreuter.

Ein Videomitschnitt von einem Polizeieinsatz in der Braunschweiger Weststadt am Rande des AfD-Parteitags hat in den sozialen Netzwerken große Diskussionen ausgelöst (unsere Zeitung berichtete). Es zeigt, wie Diensthunde der Bundespolizei scheinbar friedliche Demonstranten anspringen. „Die Situation war überraschend“, sagt Finn, einer der Betroffenen, unserer Zeitung auf Nachfrage. Der 24-jährige Demonstrant wurde am Samstagmorgen mehrmals von einem Diensthund mit Maulkorb angesprungen, den Bildern nach zu urteilen, handelte es sich um einen belgischen Schäferhund. „Ich stehe einfach nur da und wehre mich nicht“, beschreibt Finn seine Wahrnehmung der Situation.

Demonstrant hat gerötete Augen vom Pfefferspray

Der Screenshot aus einem bei Twitter kursierenden Video zeigt eine Szene aus einem Polizeieinsatz am Rande des AfD-Parteitags, um das es im Nachhinein große Diskussionen gibt. 
Der Screenshot aus einem bei Twitter kursierenden Video zeigt eine Szene aus einem Polizeieinsatz am Rande des AfD-Parteitags, um das es im Nachhinein große Diskussionen gibt.  © Philipp Engel | Screenshot

„Das Anspringen tat nicht sehr doll weh. Es war wie ein Schubsen. Aber dadurch, dass es ein Tier war, war es schwieriger einzuschätzen“, sagt er. Verletzt habe er sich dabei nicht. Schlimmer beziehungsweise schmerzhafter sei für ihn der Einsatz von Pfefferspray durch die Polizisten gewesen. Im Gegensatz zum Einsatz der Hunde sei dieser Gebrauch zuvor nicht angekündigt worden. „Ich hatte gerötete Augen vom Pfefferspray“, sagt der 24-Jährige.

Polizei wertet Einsätze rund um den AfD-Parteitag noch aus

Die genaue Auswertung der Einsätze rund um den AfD-Landesparteitag steht laut Sprecherin Carolin Scherf von der Polizeiinspektion Braunschweig noch aus. Im besagten Video werden auch verschiedene Stimmen laut, die deutlich hörbar „Tierquäler“ in Richtung der Polizeibeamten rufen. Was ist dran an diesem Vorwurf? Ist der Einsatz von Hunden bei der Polizei eine Form von Tierquälerei?

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Diensthunde werden seit mehr als 100 Jahren von der Polizei eingesetzt

Diensthunde werden in Deutschland seit Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Polizei eingesetzt. Zu Anfang begleiteten die Tiere Polizisten, um diese vor Menschenmengen beziehungsweise Gewalttätern zu schützen, sogenannte Schutzhunde. Heutzutage übernehmen Hunde bei der Polizei vielseitige Aufgaben. So suchen sie beispielsweise nach Beweismitteln oder vermissten Personen. Zudem werden sie bei Schutz- und Sicherungsaufgaben von Veranstaltungen wie Fußballspielen oder auch Demonstrationen eingesetzt.

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Hunde sind vielseitig einsetzbar

„Diensthunde sind vielseitig und effektiv einsetzbar. Rechtlich gelten sie als Hilfsmittel der körperlichen Gewalt, deren Einsatz gesetzlichen Bestimmungen unterliegen. Die Praxis zeigt, dass es viele Einsatzbereiche und -situationen gibt, in denen ein einzelner Diensthund sogar mehr Wirkung entfalten kann als mehrere Polizeibeamte“, teilt dazu die Braunschweiger Polizeisprecherin Carolin Scherf mit.

Hunde und Hundeführer werden speziell ausgebildet

Dazu durchliefen die Hunde in Niedersachsen zunächst eine 6- bis 24-monatige Ausbildung, die den tierschutzrechtlichen Bestimmungen entspreche. Das Training der Diensthunde als auch ihrer Diensthundeführer erfolgt laut Polizeiakademie Niedersachsen beim Zentralen Diensthundwesen in Ahrbergen bei Hildesheim. Das Zentrale Diensthundwesen ist der Zentralen Polizeidirektion (ZPD) angegliedert.

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Guter Gehorsam der Tiere sei bei der Ausbildung ein wichtiger Bestandteil. Anschließend trainieren die Diensthundeführer regelmäßig für diverse polizeiliche Einsatzlagen. Grundsätzlich durchlaufen alle niedersächsischen Diensthunde eine Ausbildung zum Schutzhund, viele eignen sich darüber hinaus auch für eine Zusatzausbildung als Spezialhund. Hierzu zählen unter anderem Rauschgiftspürhunde, Leichenspürhunde oder Sprengstoffspürhunde, die die gesuchten Stoffe im polizeilichen Einsatz ausmachen können.

Schäferhunde sind für Polizeidienst besonders geeignet

„In der Polizei Braunschweig werden hauptsächlich belgische und deutsche Schäferhunde eingesetzt“, schreibt Scherf in der Mitteilung. Wie man auf der Internetseite der Reiter- und Diensthundeführerstaffel der Polizei Hannover nachlesen kann, haben sich diese Hütehunderassen als äußerst robust, lern- und spielfreudig sowie wehrhaft erwiesen. Deshalb eigneten sie sich für die duale Ausbildung als Schutz -und Spezialhund am besten. Bei der Diensthundestaffel in Braunschweig gibt es insgesamt 32 Hunde.

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Videoclips geben laut Hundetrainer keine Hinweise auf Tierschutzverstöße

Wie ist nun der Vorwurf der Tierquälerei bei dem Einsatz zu bewerten? „Es sind sehr gut trainierte, sehr ordentlich trainierte Hunde“, sagt uns ein Hundetrainer aus der Region auf Nachfrage. Auf Basis der Videoclips einen Tierschutzverstoß auszumachen, sei eine schwierige Angelegenheit. Denn die Hintergründe fehlten. So zeigten alle Lebewesen, unabhängig ob Hund oder Mensch, ein gewisses Maß an Stressempfinden. „Mir fehlen zur Bewertung Dinge wie beispielsweise Stress, der von den Tieren nicht verarbeitet ist. Oder ob die Hunde später Aggressionen im Umgang zeigen“, sagt der Hundetrainer. Nur auf Grundlage der Videos in den sozialen Netzwerken würde er den Vorwurf von Tierschutzverstößen bei dem Polizeieinsatz am Wochenende verneinen.

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