Drei Fragen an Professor Jan T. Kielstein zum Thema Dialyse. Er ist Chefarzt der Nephrologie am Braunschweiger Klinikum.

Inwieweit kann man die Dialyse als wichtigen Durchbruch in der Medizingeschichte bezeichnen?

Die erfolgreiche Durchführung und Entwicklung der Dialyse ist ein wichtiger Meilenstein, der nicht nur mehr als drei Millionen chronischen Patienten gegenwärtig das Leben ermöglicht, sondern auch vielen Hunderttausend Menschen weltweit, deren Nieren nicht dauerhaft geschädigt sind. Dies sind insbesondere Patienten auf der Intensivstation, deren Nieren im Rahmen schwerwiegender Erkrankung geschädigt sein können, so wie bei der ersten durch die Dialyse geretteten Patientin vor 75 Jahren, deren Nieren wieder die Funktion aufnahmen.

Was sind die nächsten Entwicklungsschritte bei dieser Behandlungsmethode?

Ich sehe bei der Dialysetechnik an sich wenig Fortschritte, da diese bereits sehr gut und ausgereift ist. Die Entwicklungsschritte bestehen vielmehr darin, den Patienten eine Dialyse zu ermöglichen, die gut in ihr Leben passt. Beispielsweise die Hämodialyse nachts durchzuführen. Oder die Heimhämodialyse. Dabei bekommen die Patienten die gesamte Infrastruktur gestellt und können diese zuhause selbst durchführen. Für junge, fitte Patienten aber auch für Patienten mit Herzschwäche und Nierenproblemen bietet sich die Bauchfelldialyse an.

Wie weit ist die Entwicklung von tragbaren Ersatznieren, die eine Dialyse überflüssig machen könnten?

Ich glaube nicht, dass tragbare Ersatznieren die Dialyse im Dialysezentrum überflüssig machen. Tragbare künstliche Nieren sind zwar relativ weit entwickelt, aber die sehe ich nicht in der Massenanwendung. Es wird bereits erfolgreich an neugezüchteten Nieren aus Stammzellen geforscht. Das wird aber noch mindestens 15 Jahre dauern, bevor wir über eine klinische Anwendung nachdenken können. Ein schwacher Trost für Menschen an der Dialyse. Sie warten verzweifelt auf ein Spenderorgan.kk