Braunschweig. Sportvereine in unserer Region reagieren auf die Extrem-Hitze des Sommers. Mediziner raten: Die Urinfarbe verrät, ob Sie genug getrunken haben.

In der Zeitung wurde neulich zu Recht von den Lesern der Pferdesport kritisiert, doch was ist mit den Menschen? Ich würde gerne wissen, ob der Klimawandel im Sport angekommen ist. Gibt es Vorgaben von bestimmten Vereinen in der Region zum Thema Sport und Hitze?

Das fragt unsere Leserin Simona Faulhaber aus Wolfsburg.

Zum Thema recherchierte
David Krebs

Bei extrem hohen Temperaturen, wie wir sie in diesem Sommer bislang immer wieder hatten, ist körperliche Anstrengung nicht immer harmlos. „Dehydratation, also Entwässerung, und die daraus bedingte Bluteindickung ist bei diesem Wetter, besonders bei körperlicher Belastung, eine Gefahr“, sagt der Braunschweiger Sportmediziner Dr. Hans-Peter Sobotta unserer Zeitung.

Eine Umfrage in Sportvereinen unserer Region zufolge, ist man sich dort dieser Gefahr natürlich bewusst. „Unsere Übungsleiter achten darauf, die Trainingseinheiten, Kurse und Angebote den Temperaturen entsprechend anzupassen“, erklärt zum Beispiel Dennis Opel vom MTV Braunschweig auf Anfrage unserer Zeitung. Selbstverständlich spiele auch die Getränkezufuhr vor, während und nach den Trainingseinheiten sowie das Einhalten vermehrter Pausen eine wichtige Rolle. „In Extremfällen kann das Training – ähnlich wie bei Unwetter – von unseren Übungsleitern aber natürlich auch abgesagt werden“, berichtet Opel.

Auch Mathis Bange, Sprecher beim Fußballdrittligisten Eintracht Braunschweig, berichtet, dass die Trainingszeiten der Mannschaft den Temperaturen an den vergangenen heißen Tagen angepasst wurden: „Es wurde entweder früher am Morgen oder später am Nachmittag trainiert, so dass das Training bei heißer Sonne möglichst vermieden wird.“ Zusätzlich sei der Trainingsumfang von 90 Minuten auf maximal 75 Minuten reduziert wurden. „Dazu wurde darauf geachtet, dass die Spieler viel Wasser zu sich nehmen“, berichtet Bange.

Ingo Düsterhöft vom SSV Kästorf aus Gifhorn erzählt, dass der Verein dank Sommerpause vom Schlimmsten verschont geblieben sei. Bei hohen Temperaturen werde immer darauf geachtet, dass Spieler genügend Flüssigkeit zu sich nehmen und nicht in der Mittagshitze trainieren. „Da muss man einfach mit dem gesunden sportlichen Menschenverstand rangehen“, sagt Düsterhöft unserer Zeitung. Auch müsse das Training angepasst werden. So könne man Trainingseinheiten länger, aber mit geringerer Intensität und mehr Trinkpausen gestalten.

„Wenn es der Mehrzahl zu heiß ist, dann fällt das Training einfach aus“, sagt hingegen Michael Hötzendorfer, Spartenleiter beim TSV Wolfsburg. Lars Gottwaldt, Leichtathletiktrainer beim Gesamtverein Eintracht Braunschweig, trainiert Jugendliche im Alter von 11 bis 13 Jahren. Bei ihm sei das Thema Hitze nicht ganz so entscheidend, da es keine festen Trainingspläne gebe und man sich den Temperaturen deshalb gut anpassen könne. Außerdem biete das Stadion immer die Möglichkeit, Schutz im Schatten zu suchen. „Ab 35 Grad nimmt die Trainingsbeteiligung trotzdem merklich ab“, berichtet Gottwaldt.

Was rät der Sportmediziner?

Das Verdunsten des Schweißes auf der Haut führe zur Abkühlung, erklärt Hans-Peter Sobotta. Ist das nicht genug, weiteten sich zudem die Blutgefäße. Dadurch fließe das Blut in die Haut und kühle dort ab. Beides hat aber nicht nur Vorteile.

„Durch die Mehrdurchblutung der Haut und den Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen, werden die Organe im Extremfall nicht richtig durchblutet“, gibt der Arzt zu bedenken. Um dem Flüssigkeitsverlust entgegenzuwirken, sollte man trinken. „Bei hohen Außentemperaturen reicht es aber oft nicht, immer nur dann zu trinken, wenn man Durst hat“, so der Sportmediziner.

Besser sei es, auf den eigenen Urin zu achten. Der sollte nämlich hell sein. Dann könne man sich sicher sein, genug Flüssigkeit zu sich genommen zu haben. Man könne auch die eigene Herzfrequenz überwachen. Diese sei bei hohen Außentemperaturen oft aber auch schon im Ruhezustand erhöht. „Zentral hat der Körper weniger Blut zu Verfügung, weil mehr in der Haut ist.“ Deshalb brauche das Herz mehr Schläge, um alle Organe mit genügend Blut zu versorgen.

Gerade bei Ausdauersportarten, sei es daher wichtig, genügend zu trinken. „30 Minuten vor dem Laufen sollte man zusätzlich einen halben Liter Wasser trinken“, sagt Mediziner Sobotta.“ Das reiche für ein Ausdauertraining von etwa einer Stunde vollkommen aus. Das Wasser sollte nicht mit Kohlensäure versetzt sein. Auch solle man Kopfbedeckung und Sonnenbrille beim Sport tragen sowie Sonnencreme benutzen. Sobotta empfiehlt, früh morgens oder abends zu trainieren. Es sei eine gute Idee, die Laufstrecke in einen Wald zu verlegen. Allgemein sei es ratsam, die Intensität des Trainings herunterzufahren.

Ein weiterer Faktor: die Ozonwerte. Menschen mit Atemwegsproblemen sollten sich vergewissern, wie stark die Konzentration ist.

Ältere Menschen müssten ganz besonders auf die bereits erwähnten Tipps achten. Im Alter gehe die Fähigkeit des Körpers, sich an andere Temperaturen anzupassen, nach und nach verloren. „Wenn man eine gute Ausdauer hat, kann man dem entgegenwirken“, so der Arzt. Wer also das ganze Jahr über Ausdauersport betreibt, hat im Sommer weniger Probleme mit der Hitze. Auch solle man auf seine Kleidung achtgeben. „Man sollte am besten helle, eng anliegende Sporttextilien tragen.“ Baumwolle sauge sich hingegen schnell mit Schweiß voll. Das mache es schwerer für Schweiß zu verdunsten.

„Die Sportlerinnen und Sportler können ihr Training schon weitermachen, sollten aber die genannten Tipps beachten.“ Der Braunschweiger Sportmediziner hält es nicht für vernünftig, das Training bei sehr hohen Temperaturen ganz auszusetzen, da so erreichte Erfolge schnell verloren gingen.