Braunschweig. Forscher sind sich einig: Die Trendwende ist ein Erfolg des schrittweisen FCKW-Verbots seit 1987.

Was ist eigentlich mit dem Ozonloch? Vor wenigen Jahren war das Thema stets präsent. Im zurückliegenden Jahrhundertsommer war vom Ozon weit und breit nichts mehr zu hören und zu lesen. War das damals alles nur heiße Luft?

Dies fragt unser Leser Berthold Mollenhauer aus Wolfsburg

Die Antwort recherchierte
Andreas Eberhard

Das Ozonloch – da war doch was. In den 80er Jahren schlugen die Forscher Alarm, weil sie ein zunehmendes Ausdünnen der die Erde umgebenden Schicht des Gases Ozon (O3) beobachteten. Die Ozonschicht filtert Teile der ultravioletten (UV) Strahlung aus dem Sonnenlicht heraus. Als Folge des Ozonlochs befürchteten Wissenschaftler Millionen zusätzlicher Hautkrebsfälle und unabsehbare Folgen für die Landwirtschaft. Haben sie sich geirrt?

Keineswegs, aber das Ozonloch scheint mittlerweile teilweise unter Kontrolle. Seit 2012 sprechen Wissenschaftler von einer Umkehr des Trends. Als Hauptursache für diesen Erfolg gilt das schrittweise Verbot der in Sprühdosen und Kühlschränken verwendeten Fluorchlorkohlenwasserstoffe im Zuge des sogenannten Montréal-Protokolls im Jahr 1987. Im aktuellen Ozonloch-Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), einer UNO-Einrichtung, aus dem Jahr 2018 heißt es: „Die im Montréal-Protokoll vereinbarten Maßnahmen haben zum Rückgang der ozonverringernden Substanzen in der Atmosphäre geführt und die Erholung der Ozonschicht in der Stratosphäre eingeleitet.“ Der sinnfällige Titel einer SWR-Dokumentation – ebenfalls aus dem zurückliegenden Jahr – bringt es auf den Punkt: „Wir haben die Erde gerettet“. Zumindest dieses Mal.

Die Grafik zeigt, wie unterschiedlich UV-Strahlung je nach Wellenlänge wirkt.
Die Grafik zeigt, wie unterschiedlich UV-Strahlung je nach Wellenlänge wirkt. © Jürgen Runo

Während die WMO davon ausgeht, das sich das Ozonloch über dem Südpol – hier ist die Schicht besonders dünn – spätestens in den 60er Jahren unseres Jahrhunderts schließt, dämpfte bereits 2017 eine Studie britischer Forscher den Optimismus. Ihnen zufolge könnte sich das Ozonloch deutlich später schließen als zuvor angenommen – erst etwa im Jahre 2080. Die Briten begründen dies mit vermehrten Emissionen von Dichlormethan, einer Substanz, die nicht im Montréal-Protokoll berücksichtigt ist.

Während sich die Ozonschicht an den Polen erholt, trifft das in tieferen Breitengraden, also weiter entfernt, nicht zu. Dies berichteten Mitte 2018 Forscher im Fachblatt „Atmospheric Chemistry and Physics“. Fernab der Pole schrumpfe die Ozonkonzentration in der unteren Stratosphäre – also zwischen 15 und 24 Kilometer über der Erde – sogar weiter. Warum, wissen die Experten noch nicht.

„Das ist verblüffend und besorgniserregend“, sagte damals der Leiter der Atmosphärenforschung am Alfred-Wegener-Institut in Potsdam, Markus Rex, über die Ergebnisse. Forscher hätten sich zuletzt ein bisschen zurückgelehnt, „um der Ozonschicht bei der Erholung zuzusehen“, so Rex. Allerdings stellten die Ergebnisse nicht den Erfolg des Montreal-Protokolls in Frage. Es sei erwiesen, so Rex, dass der Produktionsstopp der Chemikalien erheblich zur Erholung der Ozonschicht in der oberen Stratosphäre und an den Polen beigetragen habe.

Sorge bereitet die ausgedünnte Ozonschicht der Erde vor allem wegen der Zunahme der bodennahen UV-Strahlung. Zuletzt stellten die Forscher vom Bundesamt für Strahlenschutz Dr. Cornelia Baldermann und Dr. Sebastian Lorenz in einem Übersichtsbeitrag im „Bundesgesundheitsblatt“ die Einflüsse des Ozonabbaus und des Klimawandels auf die UV-Belastung in Deutschland heraus. Zu den möglichen sofortige und langfristigen Gesundheitsfolgen der Strahlung gehören Krebserkrankungen an Auge und Haut.

Besonders schädlich für das Erbgut in den Hautzellen sind die UV-B- und die UV-C-Strahlung, die kurzwelligen Bereiche der UV-Strahlung der Sonne. „Je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher ist die Strahlung, und umso schädigender wirkt sie“, heißt es auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz. Während die besonders energiereiche UV-C-Strahlung in den oberen Schichten der Erdatmosphäre vollständig ausgefiltert werde, hänge die UV-B-Strahlung vom Zustand der Ozonschicht ab. Ist diese intakt, erreichen nur etwa bis zu zehn Prozent der Strahlung die Erdoberfläche. Bei Störungen der Ozonschicht vergrößert sich der auf die Erdoberfläche treffende UV-B-Anteil.