Braunschweig. Fahrradwochen: Dr. Bernd Schuhmacher, Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin, kennt die Vorteile des Radfahrens gegenüber anderen Sportarten.

Für wen ist Radfahren besonders geeignet? Und welche Muskelgruppen beanspruchen wir dabei wie sehr? Susann Gebbert sprach über die gesundheitlichen Vor- und Nachteile des Fahrradfahrens mit dem Braunschweiger Sportmediziner und Facharzt für Orthopädie, Dr. Bernd Schumacher.

Fahrradfahren oder Joggen?

Dr. Bernd Schuhmacher: Beides ist sehr gut. Der Vorteil des Radfahrens ist, dass der Sattel 70 bis 80 Prozent des Körpergewichts trägt. Das entlastet die Gelenke und Gelenkknorpel können optimal versorgt werden. Mithilfe des Radelns kann Arthrose vorgebeugt beziehungsweise ein Krankheitsverlauf verzögert werden. Da das Rad den Großteil unseres Körpergewichts trägt, eignet sich Fahrradfahren besonders auch für übergewichtige Menschen.

Welchen Vorteil hat Fahrradfahren gegenüber anderen Sportarten?

Fahrradfahren ist eine sanfte Ausdauersportart, bei der auch die Muskeln gekräftigt werden. Sie ist der erste Sport, den Patienten nach einer Knie-OP wieder ausüben können. Pluspunkt ist auch, dass wir meist an der frischen Luft radeln, was die Lunge optimal mit Sauerstoff versorgt und wir Eindrücke von der Natur gewinnen. Das wiederum stärkt unser mentales Wohlbefinden. Im Gegensatz zum Gewichte stemmen im Fitnessstudio, werden beim Fahrradfahren die Glückshormone Serotonin und Endorphin ausgeschüttet.

Welche Körperteile beanspruchen wir beim Fahrradfahren besonders?

Natürlich die Beinmuskulatur . Aber auch die Rumpfmuskulatur, Bauch und Rücken, wird gelockert und gestärkt. Das rhythmische Treten fördert den Stoffwechsel in den Bandscheiben. Arme, Schultern und Nacken profitieren ebenfalls. Dabei ist wichtig, dass Lenker und Sattel auf die richtige Höhe eingestellt sind. Weiterhin trainieren Fahrradfahrer ihr Herz-Kreislaufsystem. Fünf Mal die Woche für jeweils 30 Minuten Fahrradfahren, reduziert das Herzinfarktrisiko um 50 Prozent.

Kann jeder in die Pedale treten oder gibt es Vorerkrankungen, mit denen man es meiden sollte?

Im Prinzip kann jeder in die Pedale treten. Es gibt aber Menschen, die aufgrund von Schwindelgefühlen einen erhöhten Unfallgefahr unterliegen und deshalb lieber auf ein Ergometer ausweichen sollten.

Reicht es, sich nur für alltägliche Erledigungen auf den Sattel zu schwingen oder ist es besser, möglichst lange Touren zu radeln?

Wer zum Beispiel jeden Tag 15 Minuten zur Arbeit und 15 Minuten wieder zurück nach Hause radelt, hat schon viel für seine Gesundheit getan. Aber klar: Wer mehr fährt, hat mehr Effekte.

Sollten wir unser Leben um weitere Sportarten ergänzen?

Optimal ist es, ein Ausdauertraining wie Fahrradfahren um Krafttraining und Koordinationsübungen zu ergänzen. Dabei empfehle ich zwei Drittel Ausdauer, ein Drittel Kraft und am besten täglich Übungen fürs Gleichgewicht wie Zähneputzen auf einem Bein oder Stehen auf einem Wackelbrett. Das minimiert das Sturzrisiko. Nicht nur beim Fahrradfahren, auch im Alltag. Je älter ein Mensch ist, desto wichtiger ist es, die Koordination zu schulen.

Wem Fahrradfahren zu langweilig ist, wie kann man es aufregender gestalten?

Wie wär’s zum Beispiel, wenn Sie sich ein Pedelec zulegen und in die Berge fahren? Mit einem E-Bike steht Fahrradfahrern ein größerer Radius zur Verfügung. Sie können sich aufregende Touren mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad heraussuchen. Das erhöht den Spaßfaktor. Oder Sie suchen sich einen Verein und radeln gemeinsam geführte Touren.

Wie sinnvoll sind Spinning-Kurse in Fitnessstudios?

Sehr. Ich mache das zwei Stunden pro Woche. Gerade im Winter, wenn es draußen glatt ist, ist es optimal. Sie können den Tretwiderstand an Ihre Bedürfnisse anpassen. Außerdem treibt es an, in der Gruppe zu guter Musik zu strampeln.

Wie lange muss ich radeln, bis ich eine Tafel Schokolade verbrannt habe?

Rechnen Sie spaßeshalber mit eineinhalb Stunden für eine Tafel Vollmilchschokolade.