Braunschweig. Von 43 Masernfällen in Niedersachsen sind fünf im Kreis Peine. Die „Ausbreitungsbarriere“ von 95 Prozent Geimpften wird nicht überall erreicht.

Nachdem rund 80 Hildesheimer Schüler wegen fehlenden Masern-Impfschutzes zwei Wochen lang nicht in die Schule durften, sitzen sie seit Montag nun wieder im Unterricht. Ein Mädchen sei während der Zeit des Ausschlusses tatsächlich an Masern erkrankt, sagte eine Sprecherin des Landkreises Hildesheim. Dies zeige, wie wichtig das Schulbetretungsverbot gewesen sei, das das örtliche Gesundheitsamt verhängt hatte.

Auch fünf Mitarbeiter durften die Oskar-Schindler-Gesamtschule währenddessen nicht betreten. An zwei weiteren Hildesheimer Schulen müssen insgesamt neun Kinder ohne ausreichenden Impfschutz noch bis zum 1. April zu Hause bleiben. In Hannover dürfen derzeit sechs Kinder nicht in ihre Grundschule, weil sie keinen Impfschutz nachweisen konnten.

Masernimpfungen bei Schulanfängern.
Masernimpfungen bei Schulanfängern. © Jürgen Runo

Dem niedersächsischen Landesgesundheitsamt wurden seit Jahresbeginn 43 Masernfälle aus zwölf Landkreisen übermittelt. „Es handelt sich überwiegend um Einzelfälle“, sagte Sprecher Holger Scharlach. Fünf Fälle wurden aus dem Landkreis Peine, vier aus dem Landkreis Harburg gemeldet. Jeweils eine Masernerkrankung aus den Kreisen Holzminden und Hameln stand dem Sprecher zufolge im Zusammenhang mit dem Hildesheimer Ausbruch. Dort zählte das Gesundheitsamt des Landkreises in diesem Jahr bisher 32 Masernfälle.

Während die Eindämmungsmaßnahmen in Hildesheim zurückgefahren werden, nimmt nun die Debatte um eine Impfpflicht an Fahrt auf. Nachdem sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach für eine solche ausgesprochen hatte, plädierte der Braunschweiger Kinderarzt Dr. Markus Scherbring im Radiosender „Radio 38“ für Impfungen auf freiwilliger Basis. Er schlägt vor, Krankenkassen sollten den Impfschutz von Kindern mit Bonuszahlungen an die Versicherten honorieren. Außerdem plädierte er dafür, wie in den USA, einen vollständigen Impfschutz zur Bedingung für den Schulbesuch zu machen. Laut Landesgesundheitsamt müssen, um eine Ausbreitung von Masern zu verhindern und eine „Ausbreitungsbarriere“ zu schaffen, mindestens 95 Prozent der Bevölkerung immunisiert sein. Diese Quote wird nicht in allen Teilen unserer Region erreicht. Im Landesschnitt sind 93 Prozent der Schulanfänger gegen Masern geimpft.

Auch die Ärzte müssten sich „an die eigene Nase fassen“, forderte Scherbring: Ärzte, die sich gegen Impfungen aussprächen, müssten Konsequenzen zu spüren bekommen. „Kollegen, die gegen Impfungen sind, oder bestimmte Impfungen für nicht so wichtig halten, sollten finanzielle Einbußen erleiden.“