Braunschweig. Entwicklungshelfer aus der Region und Flaschenwasser-Firmen wie Nestlé sind sich bisher nicht in die Quere gekommen. Trotzdem gibt es Kritik.

Inwieweit erschweren Großkonzerne wie Nestlé, die die Privatisierung von Wasserquellen vorantreiben, die Arbeit von Ingenieuren und Vereinen, die sauberes Wasser auf der ganzen Welt zugänglich machen wollen?

Diese Frage stellt unser Leser Jasper Niklasch.

Die Antwort recherchierte Andreas Eberhard.

Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht. Dennoch, heißt es auf der Webseite des Bundesentwicklungsministeriums, hat etwa ein Zehntel der Menschheit keinen Zugang dazu. Allen Menschen bis 2030 Zugriff auf Trinkwasser zu ermöglichen, ist eines der „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ der UN.

Dokus wie „Bottled Life“ kritisieren Nestlés Wasser-Politik

Als Hindernis auf diesem Weg sehen viele das Wirken internationaler Großunternehmen, die in verschiedenen Regionen der Welt Wasservorkommen aufkaufen und den exklusiven Zugang zum Trinkwasser als Geschäftsgrundlage nutzen. Aufmerksamkeit hierfür schufen mehrere Dokumentarfilme. Einer davon, „Bottled life“ (Schweiz, 2012), kritisiert insbesondere den Nestlé-Konzern, in Pakistan für die Austrocknung von Brunnen verantwortlich zu sein und gleichzeitig daran zu verdienen, dass die Bevölkerung in der betroffenen Region auf den Kauf von Nestlé-Wasser angewiesen sei. Nestlé klagte über den Film, dieser zeichne „ein stark verzerrtes Bild unserer Aktivitäten“.

Helfer: Bisher keine negativen Erfahrungen

Inwieweit beeinträchtigen Unternehmen wie Nestlé aber die Arbeit von Hilfsorganisationen, die den Zugang zu Trinkwasser verbessern wollen? Die in unserer Region verankerten Vereine „Shelter Now“ und „Ingenieure ohne Grenzen“ haben bisher keine Erfahrungen mit den Großkonzernen gemacht. „Sie haben uns weder unterstützt, noch geschadet“, sagt Jannik Kronemeyer von der Regionalgruppe der „Ingenieure ohne Grenzen“, die in Togo Zisternen bauen. Udo Stolte vom Hilfswerk „Shelter Now“, das in Afghanistan Brunnen und Leitungen baut, sagt aber auch: „Zwar haben wir selbst bisher keine derartigen Erfahrungen gemacht, mir ist aber schon bewusst, was da läuft.“ Wasser sei ein Allgemeingut, „und ich sehe es kritisch, wenn man das als Geschäftsmodell betrachtet“. Dass mitunter auch in entwicklungspolitischen Kreisen die private Bewirtschaftung von Brunnen propagiert werde, sei ihm „suspekt“.

Unicef: gleichberechtigter Zugang zu Wasser wichtig

Dass Entwicklungshelfer und Firmen sich offenbar nicht in die Quere kommen, könne auch räumliche Gründe haben, kann sich Tim Rohde, Sprecher von Unicef Deutschland vorstellen. Vielleicht operierten beide an verschiedenen Orten. Entscheidend sei: „Gerade in abgelegenen, ärmeren Regionen ist wichtig, dass alle Menschen gleichberechtigten Zugang zu sicherem, sauberem Wasser erhalten.“