Landvolk-Präsident Ulrich Löhr spricht sich für einen verantwortungsvollen Umgang aus. Die Verkaufszahlen gehen zurück.

Glyphosat wird hoffentlich verboten, es gibt auch andere Sachen, die man da nehmen kann.


Das sagt unser Leser Florian Reineck auf unseren Facebook-Seiten.

Das Thema recherchierte
Hannah Schmitz

Braunschweig. Verboten ist der Einsatz von Glyphosat hierzulande nicht. Allerdings wirft das Teil-Urteil einer US-Jury vom Dienstag (Ortszeit) erneut die Frage auf, wie hoch die Akzeptanz für das Unkrautvernichtungsmittel ist. Die Geschworenen in San Francisco gelangten einstimmig zu der Überzeugung, dass das glyphosathaltige Mittel Roundup der Bayer-Tochter Monsanto einen „erheblichen Faktor“ bei der Entstehung der Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman ausgemacht habe. Mittelfristig ist das Ziel der deutschen Regierung, den Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln deutlich einzuschränken und die Anwendung „so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden“. So steht es im Koalitionsvertrag. Das stößt nicht bei allen auf freudige Zustimmung – so etwa bei dem Vorsitzenden des Landvolks Braunschweiger Land, Ulrich Löhr.

„Ein Verbot wäre für mich schon ein erheblicher Verlust“, sagt der Landwirt. 20 Prozent seiner 300 Hektar großen Ackerbaufläche behandelt er mit dem umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Roundup, das den Wirkstoff Glyphosat enthält. Er ist überzeugt, dass jeder konventionell wirtschaftende Landwirt in unserer Region schon einmal Glyphosat verwendet habe. Ökologisch wirtschaftenden Betrieben ist die Nutzung von chemisch-synthetischen Unkrautmitteln hingegen verboten. Zwar gibt es laut Löhr, „auch andere Sachen, die man da nehmen kann“, wie unser Leser schreibt, allerdings sei keine Alternative so nebenwirkungslos, gut überprüft und breit in der Wirkung wie Glyphosat. „Ich persönlich nutze das mit gutem Gewissen“, sagt er.

Er verlasse sich dabei auf die Expertise deutscher und europäischer Behörden, die den Wirkstoff im Unterschied zur Internationalen Krebsforschungsagentur IARC als nicht krebserregend einstuften. Löhr spricht sich allerdings dafür aus, dass glyphosathaltige Mittel nicht frei verkäuflich sein dürften – etwa in Baumärkten. „Wie jedes Pflanzenschutzmittel gehört es in die Hände von Experten“, sagt Löhr – also geschulten Landwirten.

Der Einsatz von Glyphosat geht unter Landwirten aber dennoch zurück. Das geht zumindest aus Verkaufszahlen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hervor, wie das niedersächsische Landwirtschaftsministerium gestern mitteilte. Nach der Einschätzung des Ministeriums haben Landwirte damit bereits auf die anhaltende gesellschaftliche Diskussion um den Unkrautvernichter reagiert. Auch der Landvolk-Chef sagt: „Jeder Landwirt überlegt sich inzwischen dreimal, ob und wie viel Glyphosat er einsetzt.“

Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) empfiehlt Landwirten, sich unbedingt darauf einzustellen, dass eine weitere Zulassung des Wirkstoffs in der EU wohl nicht erfolgen wird – zuletzt wurde die Zulassung 2018 mit der Hilfe Deutschlands um fünf Jahre verlängert.

Otte-Kinast weist, wie ihr Ministerium mitteilt, Landwirte darauf hin, schon einmal ihre Fruchtfolgen zu überdenken und andere ackerbauliche Maßnahmen zu prüfen, um den Einsatz von Glyphosat in den kommenden Jahren weiter deutlich zu reduzieren.