Hannover. Bundesumweltministerin Schulze besucht die niedersächsischen Atomlager. Die Zukunft von Konrad scheint klarer.

. Spitzenvertreter der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hatten im Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags eine Botschaft, die Svenja Schulze (SPD) gefallen dürfte.

Der ganz überwiegende Teil der Sicherheitskonzepte von „Schacht Konrad“ habe nach wie vor Gültigkeit, erklärte der technische Geschäftsführer der Bundesgesellschaft, Thomas Lautsch, vor den Abgeordneten des Ausschusses. Wenn Bundesumweltministerin Schulze am Morgen des 8. Februar zum Antrittsbesuch in den Schacht kommt, hat sie damit eine Bestätigung der bisherigen Linie des Bundes in der Hand.

Dass der Planfeststellungsbeschluss für das Endlager Konrad aus dem Jahr 2002 stammt, darauf weist die Betreiberin BGE selbst hin. Deshalb solle mit einem Überprüfen der sicherheitstechnischen Anforderungen der Stand von Wissenschaft und Technik mit dem aktuellen Stand verglichen werden, heißt es in einer Mitteilung. „In der ersten Phase geht es darum zu ermitteln, bei welchen Themen es erfolgversprechend ist, eine vertiefte Betrachtung anzustellen, um daraus Empfehlungen für Anpassungen bei der Errichtung, dem Betrieb oder dem Verschluss des Endlagerbergwerks abzuleiten“, so die Bundesgesellschaft.

Das liest sich trocken, bedeutet aber im Grunde das Gegenteil von dem, was Konrad-Kritiker fordern: das ganze Projekt konzeptionell auf den Prüfstand zu stellen oder am besten gleich ganz zu beerdigen. Die oft kritisierte Einlagerungskonzeption etwa, die statt Rückholbarkeit Verschluss des Atommülls vorsieht, stand für den Bund nie zur Debatte. „So kurz wie möglich offenhalten, dann verschließen“, hatte der frühere Betreiber Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einst die Konrad-Philosophie beschrieben. „Ich halte das Konzept für durchdacht“, gab dann Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) bei einem Besuch im Sommer 2018 zu Protokoll.

Im Umweltausschuss des Landtags schilderten die BGE-Vertreter dann detailliert die Phasen der gerade laufenden Überprüfung, bei der Sicherheitsaspekte etwa zu Betrieb, Störfallkonzeption und Nachbetriebsphase je nach Bedarf vertieft unter die Lupe genommen werden sollen. Um Grundlegendes dürfte es dabei eher nicht gehen, sondern beispielsweise um die bestmögliche Sicherheit von Elektro-Fahrzeugen, die zum Einsatz kommen. Auch das sind sicherheitsrelevante Fragen, aber nicht jene, die die Kritiker umtreiben. Es gebe keine Erkenntnisse, die die Sicherheit Konrads grundlegend in Frage stellen, erklärte Lautsch. „Das sind willkommene Hinweise auf die Ausgestaltung der Betriebsphase“, hatte der Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung, Stefan Studt, vor wenigen Tagen nach einem Konrad-Workshop in Braunschweig zu Sicherheitshinweisen erklärt. „Für uns ist Konrad noch lange nicht erledigt“, sagte dagegen der SPD-Abgeordnete Marcus Bosse nach der Ausschusssitzung. Für den Bund dürfte es eher darum gehen, dass sich der Betriebsbeginn nicht immer weiter verzögert. Derzeit wird das Jahr 2027 genannt, fünf Jahre später als davor angenommen.

In der Asse, wo Atommüll liegt, wird Besucherin Schulze einen ganz anderen Kampf gegen die Zeit erleben. Bis Ende 2019 soll es zwar einen Gesamtplan für die geplante Rückholung des Mülls und dessen Zwischenlagerung geben – inklusive Varianten, weil das marode Bergwerk immer wieder für Überraschungen sorge. So hatte es BGE-Chef Studt 2018 erklärt. Die Bundesgesellschaft ist als Betreiber auch für die Asse zuständig.

Studt behielt recht. „An der Hauptauffangstelle auf der 658-Meter-Ebene in der Schachtanlage Asse II sind erneut höhere Mengen salzgesättigten Wassers registriert worden“, meldete die BGE im Januar. Und mit jedem Anstieg des Zutritts ist das Gespenst eines Absaufens von Teilen der Asse wieder gegenwärtig. Bürgerinitiativen drängen seit Jahren auf mehr Tempo bei der Rückholung. Zentral ist dabei der Bau eines neuen Schachtes. Doch dessen Bau darf die Strukturen nicht destabilisieren. „Wir befinden uns in einem Wettlauf, den Müll zu bergen, bevor uns mit der Asse etwas passiert“, hatte Studt Mitte Januar erklärt.

Für Ministerin Schulze dürfte es die Sache nicht leichter machen, dass sie angeblich von Parteifreunden zu dem Besuch ermutigt werden musste. Bei beiden Terminen werden Anwohner und Kritiker die SPD-Politikerin auch mit weiteren Fragen konfrontieren. So brauchen die Asse-Fässer, so sie denn wirklich geborgen werden, ein großes Zwischenlager. Und für Konrad soll ein Bereitstellungslager eine reibungslose Anlieferung sicherstellen. Niedersachsen soll allerdings nicht Standort sein – so heißt es bislang.

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