Braunschweig. . Die Zeitübertragung bei TV-Sendern hinkt der wahren Zeit immer ein paar Sekunden hinterher.

Bei TV-Sendungen und Bahnhöfen werden täglich unterschiedliche Zeitangaben gemacht. Warum ist das in Zeiten der
Digitalisierung so?

Das fragt unser Leser Norbert Becker aus Braunschweig.

Die Antwort recherchierte Stefan Simon.

Seitdem Norbert Becker seine Quarzuhr aus der Schweiz trägt, ist ihm aufgefallen, dass die Uhrzeiten bei TV-Sendungen nicht mit der Zeit auf seiner Uhr übereinstimmen. Auch der Sekundenzeiger von Beckers Funkuhr zeigt ein paar Sekunden früher auf die 12, aber warum nicht die Zeitangabe bei der „Tagesschau“? „Das liegt an den Übertragungswegen“, sagt Jürgen Becker von der Pysikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Wenn also der Tagesschau-Gong ertönt, ist es in Wirklichkeit meist schon ein paar Sekunden später. Schuld daran seien die Einspeise-, Dekodierungs- und Übertragungswege, denn diese schluckten zuviel Zeit, als dass mit dem Fernsehprogramm eine sekundengenaue Zeiteinstellung möglich wäre, sagt Becker.

Wer die wirklich exakte Zeit braucht, findet sie auf der Webseite der PTB. Denn im Institut steht die Atomuhr – „und die tickt immer richtig“, sagt Becker. Das PTB hat mit der Uhrzeit zudem eine gesetzliche Pflicht. Es ist laut dem Einheiten- und Zeitgesetz für die Verbreitung der gesetzlichen Zeit verantwortlich. Die Zeitinformation wird übrigens nicht vom PTB, sondern von der Sendefunkstelle Mainflingen bei Frankfurt am Main verbreitet. „Die funkgesteuerten Uhren im westlichen Europa werden von dort aus durch den Langwellensender DCF77 versorgt. Die Reichweite liegt bei 2000 Kilometern“, sagt Becker. Um die mitteleuropäische Zeit (MEZ) letztendlich auch zu erhalten, wird ein Zeitempfänger benötigt und über die Frequenz 77,5 kHz übertragen.

In Mainflingen steht jedoch nicht die einzige Sendefunkstelle in Europa. Eine zweite ist in England, um die Mittlere Greenwich-Zeit, kurz GMT, zu übertragen. Die Sendefunkstelle steht allerdings nicht in Greenwich, wie Becker sagt, sondern „irgendwo in der Mitte von England.“