Braunschweig. Der Name soll wirtschaftliche Impulse bringen. Die neuen Schilder kosten 5 Millionen Euro. Die Grünen sprechen von Geldverschwendung.

Was das unnötig an Geld kostet. Die Straßen sind doch eh schon da, ob B6 und A395 oder A36 ist doch völlig egal.

Das bemerkt Michael Schade auf unseren Facebookseiten.

Zum Thema recherchierte Andre Dolle.

Wer ab dem 1. Januar von Braunschweig Richtung Harz fährt, ist nicht mehr auf der A395 und dann auf der B6 unterwegs, sondern auf der neuen A36. Die im Volksmund genannte zweispurige „Nordharzautobahn“ reicht in Sachsen-Anhalt bis zur A14 bei Bernburg. Ab dem neuen Jahr ist die Strecke also tatsächlich eine echte Autobahn. An die neue Bezeichnung A36 werden sich Autofahrer in unserer Region erst noch gewöhnen müssen.

Das ist es allemal wert, heißt es aus dem Verkehrsministerium in Niedersachsen. Minister Bernd Althusmann (CDU) „freut sich“, hieß es am Dienstag in einer Pressemitteilung. Zitiert wird er mit den Worten: „Von der besseren Wahrnehmung der Autobahn im europäischen Wegenetz gegenüber der bisherigen Bundesstraße werden Wirtschaft und Tourismus im gesamten Nordharz profitieren. Investoren sehen in einer Autobahnanbindung ein wichtiges Standortkriterium für ihr Unternehmen.“

A36-01.jpg
© Andre Dolle

Seit Dienstag werden Hunderte von alten Schildern in Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt überklebt. Nach und nach sollen ab dem kommenden Jahr die Schilder ganz ausgetauscht oder geändert werden. Aus den gelben Bundesstraßen-Schildern werden die blauen Autobahn-Schilder.

Insbesondere die Aufwertung der B6 zur Autobahn und der A395 zu einer zweistelligen Autobahn war ein langjähriger Wunsch aus unserer Region. Das niedersächsische Verkehrsministerium hat diesen Wunsch beim Bundesverkehrsministerium unterstützt.

Baulich ändert sich nichts. Die Straßen bestehen ja schon. Die Ausgaben für den Austausch der gelben Bundesstraßen-Schilder gegen blaue Autobahnwegweiser seien dennoch lohnend, sagte Goslars Landrat Thomas Brych (SPD). „Für uns als Region hält die Aufwertung jedoch vor allem einen positiven Werbeeffekt und Imagegewinn bereit. Die Erreichbarkeit des Harzers, unserer Region wird durch diesen Schritt in der überregionalen Wahrnehmung verbessert. Das hilft der Wirtschaft und dem Tourismus“, so Brych.

Das sieht auch Bernd Meier, Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig, so. „Endlich kommt die Umwidmung“, sagt er. Es habe sich beim Bau der B6 um einen „Taschenspielertrick“ der rot-grünen Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder gehandelt. „Grüne mögen keine Autobahnen. Aus Respekt vor dem Koalitionspartner hat die SPD das Spielchen mitgemacht – und aus der Strecke, die den Kriterien einer Autobahn entspricht, wurde eine Bundesstraße“, sagt Meier.

Investoren, gerade wenn es sich um überregionale und ausländische Geldgeber handelt, würden im Straßennetz nach Autobahnen suchen und nicht nach Bundesstraßen, wenn sie einen neuen Standort wählen. „Da kann eine Bundesstraße noch so gut ausgebaut sein“, sagt Meier.

Das sehen die Grünen komplett anders. Helge Limburg, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Landtag, hält die Umbenennung für Unsinn. „Das ist die Simulation von Verkehrspolitik“, sagt er. „Man tauscht hier nur die Schilder aus, sonst ändert sich doch nichts.“ Er wage zu bezweifeln, dass Investoren im Jahr 2019 sich über eine Papierlandkarte beugen, so Limburg.

Die Aktion kostet laut dem Verkehrsministerium 4,7 Millionen Euro. Alleine an den Autobahnkreuzen müssen 14 Schilderbrücken ausgetauscht werden. „Das ist Geldverschwendung“, sagt Limburg. Das Geld hätte beim Ausbau des Schienennetzes besser verwendet werden können.

Die Satire-Sendung „Extra3“ hat sich auch des Themas angenommen. „Die olle B6 soll in die sexy A36 umbenannt werden“, heißt es im TV-Beitrag süffisant. „Ein Meilenstein, der alles verändert.“ Limburg von den Grünen sagt: „Durch die Umbenennung wird kein Tourist schneller in den Harz kommen.“