Braunschweig. Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz arbeiten unter Hochdruck, Güter nach Indonesien zu bringen. Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist groß.

Unser Leser Camillo Nuss aus Wolfsburg fragt:

Wie kann ich für die indonesischen Erbeben- und Tsunami-Opfer spenden? Ich habe bislang noch keine Angaben zu Spendenkonten in der Zeitung gelesen.

Die Antwort recherchierte Dirk Breyvogel

Zwei Erdbeben und ein dadurch ausgelöster Tsunami haben am 28. September große Teile der indonesischen Insel Sulawesi verwüstet. Die Zahl der Opfer steigt täglich, nach Angaben der indonesischen Regierung werden noch mehr als 5000 Personen vermisst. So wie Camillo Nuss haben auch andere Leser auf die Tsunami-Katastrophe reagiert und nach der Möglichkeit gefragt, das Leid über Spenden ein wenig zu lindern.

Unter dem Dach des „Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe“ haben sich in Deutschland die großen Hilfsorganisationen versammelt, darunter die Caritas, die Diakonie, Unicef und das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Sie organisieren von Deutschland aus die Hilfe und stehen in Kontakt mit den Helfern vor Ort. Auch über die Spendenkonten der jeweiligen Hilfsorganisation wird für die Menschen in Indonesien gesammelt (siehe Infokasten).

„Wir tauschen uns bei jeder Katastrophe in dieser Größenordnung zunächst erst einmal mit den Helfern aus, die in unmittelbarer Nähe zum Katastrophengebiet arbeiten. In diesem Fall sind das die Mitarbeiter des Indonesischen Roten Kreuzes“, sagt beispielsweise Dieter Schütz, Pressesprecher des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin. Laut Schütz ist das DRK aktuell mit rund 500 Freiwilligen im Erdbebengebiet.

Helfer aus Deutschland und anderen europäischen Ländern sitzen nach Angaben des Pressesprechers auf gepackten Koffern, warten auf „Grünes Licht“. Auch von Genf aus – dort sitzt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz – liefen die Planungen auf Hochtouren. Derzeit koordiniere man, was Deutschland an Hilfsgütern liefern kann und was andere Staaten, die unmittelbaren Nachbarn Indonesiens, schneller zur Verfügung stellen können. Benötigt würden aktuell dringend mobile Unterkünfte wie Zelte, Decken, Feldbetten, aber auch Hygiene-Artikel, die die wachsende Gefahr von aufkommenden Seuchen eindämmen. Wichtig seien zudem vor Ort Experten, die die Wasserversorgung wieder schnell in Stand setzen könnten. „Das, was wir an Hilfe anbieten können, ist natürlich abhängig von der Höhe der Gelder, die wir erhalten. Wir haben bei dem schweren Erdbeben in Haiti ein portables Feld-Krankenhaus mit Operationssälen und einem medizinischen Standard vergleichbar eines kommunalen Kreiskrankenhauses heruntergeflogen. Zusammen mit den eingesetzten Ärzten und Mitarbeitern sind mit Sicherheit Kosten von mindestens einer Million Euro entstanden.“ Haiti war am 12. Januar 2010 von einem Erdbeben der Stärke 7,0 auf der Momenten-Magnituden-Skala (Mw) getroffen worden. Nach offiziellen Regierungsangaben starben damals 316 000 Menschen.

Das Ausmaß, wie es die Menschen vor fast neun Jahren in der Karibik erlebten, werden die Beben und der anschließende Tsunami, der insbesondere die Stadt Palu heimgesucht hatte, nicht annehmen. Doch DRK-Sprecher Schütz geht davon aus, dass sich die Zahl der Toten von derzeit etwa 2000 noch weiter erhöhen wird. „Diese Befürchtung muss man haben, denn es werden noch 5000 Menschen vermisst.“

Dominique Mann, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe, erklärt, welche Faktoren die Spendenbereitschaft beeinflussen. „Entscheidend ist die Kraft der Bilder. Je umfangreicher der humanitäre Aspekt der Katastrophe, also das Leid Unschuldiger, in der Berichterstattung hervorgehoben wird, desto größer ist die Anteilnahme der Bevölkerung.“ Über Naturkatastrophen wie einen Tsunami könnte laut Mann wesentlich intensiver berichtet werden, als über ein politisches Ereignis wie den Bürgerkrieg in Syrien, dessen Ende nicht absehbar ist. „Die Situation dort ist von Menschen verschuldet und nicht wie eine Naturgewalt über die Menschen hereingebrochen. Auch deshalb ist die Spendenbereitschaft für Syrien und Jemen eine andere als bei Ereignissen wie jetzt in Indonesien.“ Mann beziffert aktuell die Spenden aus Deutschland für die notleidende indonesische Bevölkerung, die allein auf dem Konto des Aktionsbündnisses für Indonesien eingegangen sind, auf drei Millionen Euro.

Bislang hat der Kooperationspartner des Aktionsbündnisses Katastrophenhilfe, das ZDF, noch nicht in Sondersendungen über die jüngste Erdbebenkatastrophe in Indonesien berichtet.

Am 26. Dezember 2004, als ein verheerendes Seebeben im indischen Ozean hunderttausendfachen Tod und apokalyptische Verwüstung brachte, war es anders. Eine Spendengala und ein geschaltetes Spendentelefon brachten Erlöse in Höhe von 28,1 Millionen Euro. Bei dem Erdbeben in Haiti wurden nach Angaben von Pressesprecher Mann annähernd 10 Millionen Euro eingenommen. Für die Opfer des Bürgerkriegs im Jemen seien bislang 2,6 Millionen Euro an Spendengeldern geflossen, in Syrien seien es rund 900 000 Euro gewesen. Prinzipiell dürfe man die Hilfsbereitschaft der Menschen nicht gegeneinander aufrechnen, sagen die Hilfseinrichtungen unisono. Katastrophen seien in ihrer Wirkung nicht vergleichbar.

Hier können Sie für Indonesien spenden:

Aktionsbündnis Katastrophenhilfe
Spendenkonto: Commerzbank
Stichwort: Nothilfe Indonesien
IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600 BIC: COBADEFFXXX

Deutsches Rotes Kreuz
Stichwort: Tsunami Sulawesi
IBAN: DE63370205000005023307 BIC: BFSWDE33XXX

Caritas International
Bank für Sozialwirtschaft
Stichwort: Nothilfe nach Erdbeben und Tsunami in Indonesien
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02, BIC: BFSWDE33KRL

Diakonie Katastrophenhilfe
Spendenkonto Evangelische Bank Stichwort: Tsunami Indonesien
IBAN: DE68 520 604 100 000 502 502 BIC: GENODEF1EK1

Unicef
Bank für Sozialwirtschaft Köln Stichwort: Tsunami Indonesien
IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00 BIC: BFSWDE33