Braunschweig. Kultusminister Grant Hendrik Tonne ist Schirmherr von „Mediacampus“, dem Schulprojekt unserer Zeitung. Klassen können sich jetzt anmelden.

Mediacampus heißt das Schulprojekt unserer Zeitung. Es soll helfen, die Medienkompetenz von Schülern in der Region zu stärken. Schirmherr ist Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Zum Start der Mediacampus-Runde im November beantwortet er Nadine Zimmers Fragen zur Mediennutzung im Unterricht.

Herr Tonne, Sie haben die Schirmherrschaft übernommen. Warum unterstützen Sie dieses Projekt?

Mir gefällt, dass Schülerinnen und Schülern anhand realer Anwendungsbeispiele Gelegenheit gegeben wird, umfassend Medienkompetenz zu erwerben. Die Recherche von Informationen, der kritische Umgang mit Bildern, aber auch das journalistische Schreiben können hier – angemessen für unterschiedliche Altersgruppen – erlernt werden.

Insbesondere die Mischung aus traditionellen und neuen Medien halte ich in diesem Projekt für spannend. Gerade in Zeiten von „Fake News“ und „Twitterpolitik“ kann ein derartiges Projekt Impulse für eine Auseinandersetzung mit der heutigen Medienwirklichkeit setzen.

Schüler nutzen digitale Medien geradezu selbstverständlich – wie muss sich dadurch auch der Schulunterricht ändern?

Digitale Medien sind zumindest ab einem gewissen Alter selbstverständlicher Teil des Alltags. In vielen Schulen werden sie dagegen noch zu selten eingesetzt, obwohl es sinnvolle, lernförderliche Einsatzmöglichkeiten gibt. Ich halte es für notwendig, die Selbstverständlichkeit digitaler Medien in die Schulen zu holen, ohne dabei die klassischen Medien aufzugeben. Darüber hinaus hätten die Schülerinnen und Schüler dann auch häufiger die Chance, digitale Medien nicht nur zu benutzen, sondern auch ihre kritische Medienkompetenz zu erweitern. Denn auch wenn sie in vielerlei Hinsicht sehr gekonnt mit Smartphone und Tablet umgehen können, so ist ein reflektierter Umgang damit keineswegs selbstverständlich. Hier hat die Schule einen wichtigen Bildungsauftrag! Insofern wünsche ich mir ein selbstverständliches Lernen mit und über Medien in den Schulen, wozu natürlich auch die digitalen Medien gehören. In Niedersachsen haben sich hier übrigens schon viele Schulen auf den Weg gemacht.

Welche Kompetenzen muss moderner Unterricht vermitteln?

Antworten auf diese Frage gibt das niedersächsische Landeskonzept „Medienkompetenz in Niedersachsen – Ziellinie 2020“ aus dem Jahr 2016. Ergänzend formuliert die Strategie der Kultusministerkonferenz zur „Bildung in der digitalen Welt“ von Dezember 2016 sechs Bereiche, aus welchen die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen und Schulformen in unterschiedlichen Niveaustufen Kompetenzen erwerben sollen.

Dazu gehören zum Beispiel das Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren von Informationen, das Kommunizieren und Kooperieren, das Produzieren und Präsentieren, das Problemlösen und Handeln, aber auch das Schützen und sichere Agieren im Netz. In Niedersachsen finden sich diese Kompetenzbereiche im Orientierungsrahmen Medienbildung, der kurz vor der Veröffentlichung steht. Er wird helfen, Medienbildung in den Lehrplänen aller Schulformen und Fächer fest zu verankern, und Lehrkräfte und Schulen unterstützen, schuleigene Medienbildungskonzepte zu entwickeln, die dafür sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler an der jeweiligen Schule diese Kompetenzen dann auch erlernen können.

Vor welchen Herausforderungen stehen Schulen?

Damit Schulen ihrem Auftrag nachkommen können, Schüler beim Erwerb von Medienkompetenz zu unterstützen, benötigen sie zunächst einmal die erforderliche technische Ausstattung. In Niedersachsen haben viele Schulen keine schnelle Internetanbindung. Auch die Ausstattung mit digitalen Endgeräten oder mit WLAN-Netzen lässt an vielen Schulen zu wünschen übrig. Die Wartung und Instandhaltung der verfügbaren Geräte sind oftmals Herausforderungen, vor denen Schulen stehen und die geklärt werden müssen. Auch stellt sich für die Lehrkräfte die Aufgabe, digitale Medien sinnvoll in den Unterricht zu integrieren, ohne dabei andere Bildungsaufgaben zu vernachlässigen. Die Lehrerbildung ist gefordert, Konzepte zu entwickeln und zu vermitteln, die Lehrkräfte und Schulen beim Lernen mit digitalen Medien unterstützen.

Mit welchen Schritten wird digitale Bildung vom Land gefördert?

Da ist zum einen der Masterplan Digitalisierung zu nennen, in dem die digitale Bildung ein wesentliches Thema ist. Insbesondere sollen alle Schulen in den nächsten Jahren mit schnellem Internet versorgt werden. Darüber hinaus wird den Schulen die Einführung von persönlichen digitalen Endgeräten erleichtert. Sie werden als Lernmittel neben Büchern und Taschenrechnern anerkannt. Eine Niedersächsische Bildungscloud, die derzeit mit Pilotschulen entwickelt wird, soll mittelfristig allen Schulen für ein sicheres, kollaboratives Lernen und Arbeiten zur Verfügung stehen.

Zum zweiten werden mit dem „Digital-Pakt“ Schule und der Bund-Länder-Vereinbarung, die in Kürze geschlossen werden soll, nach derzeitigem Stand den niedersächsischen Schulen über 400 Millionen Euro für den Ausbau ihrer IT-Ausstattung zur Verfügung stehen. Damit werden sich die technischen Voraussetzungen für das Lernen im digitalen Wandel in unseren Schulen deutlich verbessern. Begleitend werden die Qualifizierung und Beratung der Lehrkräfte und Schulleitungen intensiviert sowie die Curricula entsprechend angepasst.

Wie kann ein Projekt wie „Mediacampus“ Unterstützung leisten und den Unterricht bereichern?

Abgesehen von der materiellen und personellen Unterstützung, die Schulen durch die Kooperation erfahren, wissen wir aus vielfältigen Erfahrungen, dass Unterricht von handlungsorientierten Projekten und der Öffnung gegenüber Praktikern profitieren kann. Multiprofessionelle Teams sind in Schulen schon lange keine Ausnahme mehr, und auch im Bereich der Medienpädagogik kann der Unterricht durch solch realitätsnahe Projekte noch sinnhafter und lebendiger werden

Fakten zum Schulprojekt unserer Zeitung

Was ist Mediacampus?

Mit dem Projekt fördert unsere Zeitung die Lese- und Medienkompetenz von Schülern in der Region. Sie lernen Informationen zu finden, zu hinterfragen und selbst aufzubereiten. „Mediacampus“ wird unterstützt von der Autostadt in Wolfsburg und der PSD Bank Braunschweig.

Los geht es wieder am 5. November. Klassen können sich jetzt anmelden.

Infoveranstaltung für Lehrer: Montag, 29.10., 15 Uhr, BZV Medienhaus Braunschweig. Anmeldung über das Projektbüro. Kontakt und Anmeldung:

Projektbüro
(05 31) 39 00 612


mediacampus@bzv.de

www.mediacampus-projekt.de/bzv