„Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung allerdings führt immer wieder die totale Katastrophe ins Feld, die jede Abwägung erschlägt. Dahinter steckt die Überzeugung, dass der demokratische Prozess beim Klimawandel versage.“

Winter mit starkem Frost und viel Schnee werde es bei uns nicht mehr geben, sagte der Klimaforscher Mojib Latif im Jahr 2000 im „Spiegel“. Knapp 17 Jahre später erklärte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in seinem Blog Klima-Lounge den kalten und schneereichen Winter in Deutschland zur Folge des Klimawandels und verkündete: „Auch hier tritt also mal wieder das ein, wovor Klimaforscher gewarnt hatten.“

Recht zu haben, selbst wenn man falsch liegt, ist eine Spezialität der Klimaforschung. Als die Erderwärmung zwischen 1998 und 2013 entgegen allen Prognosen eine kurze Pause einlegte, wurde eine Fülle von Erklärungen dafür publiziert: von statistischen Effekten über den Einfluss von Wetterphänomenen wie El Niño und La Niña bis zur versteckten Erwärmung der Tiefsee. Später hieß es dann, die Erwärmungspause, die man bereits meinte, erklären zu können, habe es gar nicht gegeben. Sie sei lediglich ein Artefakt, das aus den unterschiedlichen Daten von Mess-Bojen und Forschungsschiffen entstehe.

All das bedeutet nicht, dass der Klimawandel eine Erfindung der Chinesen ist, wie Donald Trump 2012 in einem Tweet behauptete. Der vielzitierte Konsens der Klimawissenschaftler existiert tatsächlich. Er besagt, dass die Erde sich erwärmt und dass der Mensch unter anderem mit der Emission von Kohlenstoffdioxid, das als Treibhausgas wirkt, daran einen Anteil hat. Nur wie groß dieser Anteil ist, schon darüber gibt es eine lebhafte wissenschaftliche Kontroverse. Auch das Ausmaß, in dem der Meeresspiegel steigen wird, ist heftig umstritten und wird ständig an aktuelle Messungen angepasst.

Doch solche Kontroversen schaffen es nur selten in die öffentliche Kommunikation zum Klimawandel. Dort wird aus Unsicherheit plötzlich Gewissheit. Immer wieder ist zu lesen, die Stürme in Deutschland würden heftiger. Dabei lässt sich das nicht belegen.

Beim PIK mischt sich dies mit einem Hang zum Alarmismus und einer deutlich politischen Stoßrichtung. Doch die Frage, welche Ressourcen zur Lösung welcher Probleme aufgewandt werden sollten, ist keine wissenschaftliche. „Auch der Wohlstandsunterschied zwischen Nord- und Südhalbkugel ist ein gravierendes Problem. Ob das weniger wichtig ist als der Klimawandel, muss politisch abgewogen werden. Die Wissenschaft kann das nicht leisten“, sagt der Klimaforscher Hans von Storch.

Das PIK allerdings führt immer wieder die totale Katastrophe ins Feld, die jede Abwägung erschlägt. Dahinter steckt die Überzeugung, dass der demokratische Prozess beim Klimawandel versage. Das mag sogar stimmen. Ähnlich ist es immerhin auch bei der irrationalen Regulierung der Gentechnik. Wenn jedoch Unsicherheit verschwiegen und für die gute Sache kontinuierlich übertrieben wird, schadet das dem politischen System und der Wissenschaft.

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung allerdings führt immer wieder die totale Katastrophe ins Feld, die jede Abwägung erschlägt. Dahinter steckt die Überzeugung, dass der demokratische Prozess beim Klimawandel versage.