Braunschweig. Einige ältere Landwirte meinen, eine derartige Dürre habe es seit 1959 nicht mehr gegeben. Seit April ist in vielen Regionen kaum noch Regen gefallen.

Einige ältere Landwirte meinen, eine derartige Dürre habe es seit 1959 nicht mehr gegeben. Seit April ist in vielen Regionen kaum noch Regen gefallen; das Gras auf den Weiden ist verdörrt, Kühe, Schafe oder Pferde finden kein Futter mehr; das Getreide verkümmert auf den Feldern. „Wir erleben jetzt eine Situation, die es seit Jahrzehnten nicht mehr gab“, sagt Ulrich Löhr, Vorsitzender des Landvolks Braunschweiger Land.

Dramatische Ernte-Einbußen bei Getreide, Kartoffeln oder Zuckerrüben – die Landwirte von kleinen wie auch von großen Betrieben schlagen Alarm. „Ganz große Sorgen bereiten uns die sogenannten Futterbaubetriebe“, heißt es beim niedersächsischen Landvolk. Weil auf den Wiesen und Weiden seit Anfang Juni kein Gras mehr nachwachse, betragen die Einbußen bereits mindestens 40 Prozent gegenüber Normaljahren. Sollte es bald keinen ergiebigen Regen geben, seien 60 bis 70 Prozent Verlust beim Grünland vorherzusagen. Jede dritte landwirtschaftliche Fläche in Niedersachsen wird als Grünland genutzt. „Man kann es jetzt als Braunland bezeichnen“, sagt Löhr sarkastisch.

Die Folgen seien gravierend. „Milchviehhalter beginnen schon jetzt, ihre Wintervorräte zu verfüttern.“ Aber auch Hobby-Pferdehalter bekämen die extreme Lage zu spüren. Es werde immer schwieriger, an Futter zu kommen. „Und die Lage wird jeden Tag bedrohlicher.“

Was also tun? Der Deutsche Bauernverband fordert eine Soforthilfe von einer Milliarde Euro, damit Betriebe in Not direkt unterstützt werden können. Doch zuständig für Finanzhilfen sind zunächst die Länder. Erst bei Schäden von nationalem Ausmaß ist der Bund gefragt. Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zeigt sich besorgt über die Auswirkungen der Dürre, verweist aber seit Wochen auf einen Termin Ende August. Dann werde sie den Erntebericht vorlegen und dann erst könne man einen vollen Überblick über die Lage bekommen. Diese sei schließlich in den Regionen sehr unterschiedlich.

Mehr als auf die Hilfe vom Staat setzt der Groß Denkter Ulrich Löhr zunächst auf andere Lösungen: In unserer Region habe die Landeskirche Flächen an Landwirte verpachtet, sie könnte die Pacht stunden, bis die EU-Hilfen auf den Konten der Bauern angekommen seien. „Da sehe ich die Kirche auch in der sozialen Verantwortung.“ Außerdem appelliert das Landvolk auch an die Bauern, Selbsthilfe zu organisieren: Vorhandene Futterreserven könnten solidarisch untereinander verteilt werden. In der Diskussion ist zudem eine Risikoausgleichsrücklage: In guten Jahren müssen Landwirte nicht den kompletten Gewinn versteuern und könnten damit Rücklagen bilden. Diese lösen sich dann in schlechten Jahren auf. Und nicht zuletzt ist auch die Wassernutzung ein Thema, so Löhr: „Wir müssen über eine effiziente Bewässerung diskutieren.“

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