Braunschweig. Eine Abkühlung ist vorerst nicht in Sicht. Im Job gelten besondere Hitze-Regeln.

Weiß man, wann der Regen kommt?

Das fragt Philipp Bauer auf unseren Facebookseiten.

Die Antwort recherchierte
Andre Dolle

Ganz Niedersachsen stöhnt unter der Hitze: Weit über
30 Grad wurde es am Mittwoch heiß – und das machte nicht nur gefühlt Probleme. Der Flugverkehr in Hannover wurde vorübergehend gestoppt. Das Landvolk Niedersachsen rechnet mittlerweile mit Verlusten für die Landwirtschaft im Milliardenbereich.

Eine wirkliche Abkühlung ist bisher nicht in Sicht. Im Gegenteil, am Donnerstag und Freitag soll es laut Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst zwischen Harz und Heide sogar noch heißer werden: bis zu 37 Grad. Friedrich kündigt für das Wochenende zwar vereinzelte Gewitter an. Es bleibt aber bei Temperaturen um 30 Grad weiter heiß. „Nächste Woche wird es dann in der Region Braunschweig wieder bis zu 34 Grad heiß werden. Es bleibt also extrem warm und extrem trocken“, sagte Friedrich.

Hitze-Regeln im Job

Bei der Arbeit ist die Hitze großes Thema. Der Schweiß läuft, die Konzentration schwindet. „Beschäftigte haben aber keinen direkten Rechtsanspruch auf klimatisierte Räume oder hitzefrei“, sagte der Rechtsanwalt und Arbeitsrechtler Oliver Nowak aus Braunschweig. Das bedeute aber nicht, dass Angestellte bei Backofentemperaturen am Schreibtisch weiterarbeiten müssten. Denn es gibt klare Regeln für das Arbeitsklima.

Dabei ist nicht entscheidend, was das Thermometer im Freien anzeigt, sondern das im Büro. Aktiv werden muss der Arbeitgeber, wenn die Raumtemperatur die 30-Grad-Marke knackt. „Es herrscht die Fürsorgepflicht“, sagte Nowak. Der Arbeitgeber könne die Arbeitszeiten in die kühleren Morgenstunden vorverlegen – oder den Arbeitstag verkürzen.

Der VW-Betriebsrat und der Konzern haben sich gestern auf solche Erleichterungen geeinigt. So wird unter anderem der Arbeitsbeginn der Gleitzeitspanne auf 6 Uhr vorgezogen. In Bereichen ohne Publikumsverkehr lockert VW die Bekleidungsregeln.

Nicht mehr geeignet ist ein Büro laut Gesetzgeber ab 35 Grad. Der Arbeitnehmer hat allerdings nur dann das Recht, die Arbeit zu verweigern, wenn der Chef keine Gegenmaßnahmen ergreift.

Arbeitnehmer in Bürojobs haben es derzeit leichter als Menschen, die draußen arbeiten. Wichtig ist der Schutz vor direkter Sonne. Arbeitgeber sollten Sonnensegel spannen, Schirmmützen, Sonnencreme und kostenloses Wasser bereitstellen.

Straßenschäden wegen Hitze

Nicht nur auf dem Rollfeld des Flughafens Hannover kam es in den vergangenen Tagen zu Problemen, auch die Straßen erleiden Schäden wegen der Hitze. Das ist bisher nur vereinzelt aufgetreten, etwa in Edemissen im Kreis Peine. Experten sprechen von Blow-Ups.

Die Hitze setzt den Straßen zu. In Süddeutschland gibt es Tempolimits. Dazu wird es in Niedersachsen wohl nicht kommen. Ein Mitarbeiter des Instituts für Straßenwesen der TU Braunschweig sagte: „Die Probleme, die wir zum Beispiel in Hannover am Flughafen gesehen haben, betrafen Straßen aus der Betonbauweise.“ Drei Viertel der Bundesstraßen und Autobahnen in Deutschland seien aber mit Asphalt gebaut. „Da haben wir das Problem gar nicht“, sagte er. Beton-Straßen seien abgesehen von der Hitzeanfälligkeit jedoch langlebiger.

Hitze und die Gesundheit

Noch hat das Klinikum Braunschweig kaum akut-hitzebedingte Einweisungen registriert. Das sagte Christoph Haedicke, Chefarzt für Notfallmedizin und allgemeine innere Medizin. Im Gegenteil: „Die Zulaufzahlen lagen bisher etwas unter dem Vorjahr, obwohl es da gar keine Hitzewelle gab. Im Vorjahr belastete der ständige Wechsel von Tiefs und Zwischenhochs und rasch hinzutretende Schwüle die Menschen.“ Doch das könne sich schon bald ändern. „Die Hitzewelle beginnt gerade erst richtig. Meist dauert es zwei bis drei Tage, ehe die sehr heißen Außentemperaturen ein Mehr an Zulauf zur zentralen Notaufnahme bewirken.“

Das Klinikum gibt Tipps:

• Meiden Sie direkte Sonne.

• Vermeiden Sie Belastungen.

• Benutzen Sie Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor.

• Dunkeln Sie Räume tagsüber ab.

• Lüften Sie morgens und nachts und nur, wenn die Raumtemperatur über der Außentemperatur liegt.

• Tragen Sie leichte, luftige Kleidung in hellen Farben.

• Trinken, trinken, trinken und essen Sie regelmäßig.