Berlin. Der Anteil stagniert auf hohem Niveau. Das Geschlecht spielt keine Rolle, der soziale Status hingegen schon.

Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl der dicken Kinder und Jugendlichen nicht weiter gewachsen: 15,4 Prozent der Jungen und Mädchen im Alter von drei bis 17 Jahren sind übergewichtig, 5,9 Prozent leiden sogar an krankhaftem Übergewicht (Adipositas). Überdurchschnittlich stark betroffen sind Kinder aus einfachen Verhältnissen.

Das ist eines der Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle der bundesweiten KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts. Mit über 25 000 befragten Kindern, Jugendlichen und Eltern ist sie die umfassendste Studie für Deutschland dieser Art.

Im Vergleich zur ersten Erhebung 2003 bis 2006 habe sich der Anteil der übergewichtigen Kinder damit „in Deutschland auf hohem Niveau stabilisiert“, wie es in der Studie heißt. Das sei zwar ein Teilerfolg, trotzdem sollte man sich weiter bemühen, die noch immer hohen Zahlen zu senken, sie die Empfehlung der Autoren. Das Geschlecht der Kinder scheint laut KiGGS-Zahlen kein signifikanter Faktor für Übergewicht zu sein. Deutlich ist dagegen der Einfluss des sozioökonomischen Status zu erkennen: Kinder aus einfachen Verhältnissen neigen demnach viermal so häufig zu krankhaftem Übergewicht (Mädchen 8,1 Prozent, Jungen 11,4 Prozent) wie Kinder von Gutverdienern (Mädchen 2,0 Prozent, Jungen 2,6 Prozent). Die sozialen Unterschiede spielen auch hinsichtlich ausreichender Bewegung und übermäßigem Konsum von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken eine messbare Rolle.

Im Durchschnitt bewegten sich neun Prozent der Kinder und Jugendlichen deutlich zu wenig, bei Mädchen aus sozial einfachen Verhältnissen ist die Zahl gut doppelt so hoch (19,4 Prozent).

Außerdem trinken Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status deutlich häufiger Cola und Limo: Hier greift gut jeder dritte Junge täglich mindestens einmal zum flüssigen Dickmacher, bei Gutverdienern nur jeder elfte Junge. Bei der Langzeitbeobachtung zeigt sich zudem, dass Eltern bereits früh auf das Gewicht ihrer Kinder achten sollten. Ein weiteres KiGGS-Ergebnis ist, dass übergewichtige Kinder oft auch als Jugendliche noch Gewichtsprobleme haben: Von den Zwei- bis Sechsjährigen, die zu Beginn der KiGGS-Studie übergewichtig waren, hatte sich das bei einem Viertel von ihnen auch elf Jahre später noch nicht geändert, 29 Prozent hatte in diesem Zeitraum sogar eine Adipositas entwickelt.

Noch deutlicher ist dieser Trend bei den Befragten zu beobachten, die bereits in früher Kindheit fettleibig waren: Zwei Drittel von ihnen waren auch als Jugendliche noch adipös, nur 24 Prozent hatten es bis dahin geschafft, ein normales Gewicht zu erreichen.