Salzgitter. Auto-Experten halten Volkswagens Schritt, eine eigene Batteriezellfertigung aufzubauen, für strategisch entscheidend.

Sie sind das Herz im Fahrzeug der Zukunft: Batteriezellen. Auto-Experten begrüßen, dass Volkswagen diese Zellen in Salzgitter in einer Pilotanlage entwickeln will. Bislang fertigt VW Batteriesysteme im Werk Braunschweig. Die einzelnen Zellen kommen von asiatischen Zulieferern. Stefan Bratzel, Leiter des Auto-Instituts in Bergisch-Gladbach sagt: „Bei der E-Mobilität ist der Anteil der Batterie an der gesamten Wertschöpfung sehr groß. Wenn man die Führungsrolle behalten will, sollte man das nicht den anderen überlassen.“

Auch Arno Kwade, Professor am Institut für Partikeltechnik der TU Braunschweig und Leiter der Battery Lab Factory, sagt: „Für Autobauer ergeben sich größere Probleme, wenn sie bei den entscheidenden Innovationssprüngen nicht dabei sind.“ Die Batteriezelle sei das wesentliche Teil, auf das es bei der E-Mobilität ankomme. Müssten Batteriezellen auch in Zukunft zugekauft werden, wäre es sehr gut möglich, dass beispielsweise VW nicht die Zellen bekommt, die technisch auf dem letzten Stand sind, vermutet Kwade. „Die Investition, die finanziell kurzfristig eine Belastung darstellen kann, wird sich vor diesem Hintergrund langfristig strategisch auszahlen.“

Auch Bratzel sieht die Pilotanlage vor allem als Investition in die Zukunft: „Es geht nicht darum, eine jetzige Zellgeneration in die Praxis umzusetzen.“ Es gehe darum, Erfahrungen für die nächste und übernächste Generation an Batteriezellen zu sammeln. „VW muss Kompetenzen aufbauen, um in acht bis zehn Jahren die Chance zu haben, in die industrielle Produktion der Batteriezelle einzusteigen.“ Das sei ein Thema für die gesamte deutsche Autoindustrie. „Sie sollte die Batteriezellfertigung auch schon jetzt im Frühstadium gemeinsam angehen.“ Nichtsdestotrotz sei es gut, dass VW mit der Pilotanlage in Vorleistung gehe.

In unserer Region ist eine strategische Zusammenarbeit mit der Battery Lab Factory der TU Braunschweig denkbar. Kwade bestätigte bereits im Mai, dass es dazu Gespräche mit VW gebe. Auch TU-Präsident Jürgen Hesselbach erklärte damals, dass die TU nicht nur das Know-how liefern könne, sondern auch Absolventen, die genau dem Anforderungsprofil entsprechen.

Knackpunkt bei der Batteriezelle ist die Speicherleistung. Je mehr Energie die Zelle speichern kann, desto größer ist die Reichweite eines elektrisch betriebenen Fahrzeugs. „Reichweiten, die wir mit dem Benziner oder Diesel gewöhnt sind, sind derzeit noch nicht zu erreichen.“ Zwar sei es heute schon technisch möglich, eine Reichweite von 500 Kilometern zu erreichen. Dann müsse ein größeres Volumen des Fahrzeugs jedoch mit Batteriezellen gefüllt werden. Diese Reichweite ist jedoch auch ohne eine solche extreme Volumenausnutzung nicht in allzu weiter Ferne. „Wir rechnen bis 2025 mit einer standardmäßigen Reichweite von 500 Kilometern und mehr.“