Braunschweig. Martin Neuhaus misst das Erdmagnetfeld auf einem Schiff und hofft, dabei nicht seekrank zu werden.

Der Physiker Martin Neuhaus (25) von der Technischen Universität (TU) in Braunschweig fährt seit vergangener Woche mit dem Forschungsschiff „Joides Revolution“ über den Pazifik. Unser Redakteur Jens Gräber sprach mit Wissenschaftler.

Sie reisen über den Pazifik, um dort Messungen mit einem sogenannten Drei-Komponenten-Bohrlochmagnetometer durchzuführen. Was ist das eigentlich?

Das Gerät misst, einfach gesagt, Richtung und Stärke des Erdmagnetfeldes. Im Grunde funktioniert es also wie ein Kompass, nur dass es zusätzlich noch sagt, wie stark das Magnetfeld an der Stelle ist, an der man gerade misst. Es gibt auch Ein-Komponenten-Magnetometer, die messen nur die Stärke des Feldes.

Das Gerät ist ziemlich groß und sieht auch ganz schön schwer aus. Was wiegt es denn?

Es wiegt so um die 70 Kilo und ist drei Meter lang. Der Druckzylinder muss hohen Druck in großer Meerestiefe und extreme Temperaturen aushalten. Wir machen auf der Fahrt über den Pazifik Bohrungen und lassen das Gerät in die Löcher hinab. Das heißt, wir gehen damit bis auf 4000 Meter Wassertiefe runter und dann noch 1500 Meter ins Gestein. Das ist der Grund, warum das Gerät so schwer und so massiv sein muss.

Im Handgepäck können Sie das dann wohl eher nicht mitnehmen.

Naja, mit rohrähnlichen Gegenständen bekommt man ja sowieso immer Probleme an der Flughafenkontrolle.

Was ist der Zweck Ihrer Messungen?

Es geht um Plattentektonik. Also darum, wie sich die Platten bewegen, aus denen die Erdkruste besteht. Vieles daran verstehen wir noch nicht so genau. Es gibt Modelle für diese Bewegungen, die wollen wir verbessern. Das ist das Ziel der gesamten Expedition, an der ja auch noch viele andere Forscher aus anderen Ländern teilnehmen.

Das Besondere an unseren Messungen ist, dass sich diese Philippinische Platte, in die wir hineinbohren, innerhalb von 50 Millionen Jahren um 90 Grad gedreht hat. Jedenfalls gibt es Anzeichen dafür, die man an den Rändern messen konnte.

Das ist, geologisch gesehen, extrem schnell und steht im Gegensatz zu vielem, was man bisher angenommen hat.

Was bedeutet es, wenn sich die Platte tatsächlich so schnell gedreht hat?

Was wir machen, ist komplette Grundlagenforschung, finanziert vom International Ocean Discovery Program. Es wäre schon toll, die schnelle Drehung überhaupt mit Messungen zu beweisen. Das hilft uns dann zu verstehen, wie zum Beispiel Rohstoffe entstehen.

Sie sind zwei Monate mit dem Schiff unterwegs. Sie sind erst 25, ist das Ihre erste längere Forschungsreise?

Ja, ist es tatsächlich.

Ich hoffe, Sie werden nicht seekrank. Sind Sie aufgeregt?

Doch, ich habe mich mit entsprechenden Medikamenten eingedeckt. Ich hoffe, dass ich nicht allzu oft über der Reling hänge. Wir fahren ja auf dem offenen Meer, ich glaube nicht, dass dort mit richtig schlechtem Wetter und extrem hohen Wellen zu rechnen ist.

INTERNATIONAL OCEAN DISCOVERY PROGRAM

Die USA, Japan, Europa und einige andere Länder finanzieren gemeinsam das Programm, das sich der Erforschung des Meeresbodens widmet, um daraus Rückschlüsse auf die Geschichte und Struktur der Erde zu ziehen. jeg