Braunschweig. Das Land hat Empfehlungen für die Jugendämter ausgearbeitet.

Eine Leserin aus Braunschweig, die anonym bleiben will, schreibt:

Ich verstehe, dass Pflegeeltern gebraucht werden, nicht zuletzt, weil eine Heimunterbringung kein Familienersatz ist. Was ich nicht verstehe, ist, dass nicht alles dafür getan wird, diese Eltern bei ihrer Aufgabe mit allem zu unterstützen, was diese für ihren Einsatz für die Kinder brauchen. Es reicht nicht, einfach ein großes Herz zu haben.

Zu dem Thema recherchierte Katrin Teschner

„Man muss auch etwas ertragen und aushalten können.“
Eckart Schulte, bei der Diakonie Kästorf zuständig für Erziehungsstellen

Pflegefamilien und Erziehungsstellen werden dringend gesucht. Doch nicht jeder ist für diese schwierige Aufgabe geeignet. „Wir hinterfragen sehr genau die Motivation“, sagt Eckart Schulte, bei der Diakonie Kästorf zuständig für Erziehungsstellen. „Ein ausgeprägtes Helfersyndrom kann zum Beispiel wenig hilfreich sein. Man muss auch etwas ertragen und aushalten können.“

Allgemein gilt: Erziehungsstellen werden in ihrer Arbeit intensiv beraten und unterstützt – etwa mit Supervisionen und Fortbildungen, da sie sich um Kinder mit größeren Problemen kümmern müssen. Sie erhalten auch höhere finanzielle Leistungen als Pflegefamilien, da eine sozialpädagogische Ausbildung Voraussetzung ist. Pflegefamilien müssen dagegen keine beruflichen Qualifikationen erfüllen.

Vor Ort setzen die Jugendämter Standards für die Auswahl, der Pflegekinderdienst begleitet und unterstützt die Familien. Sie prüfen zum Beispiel, inwieweit Bewerber mit Belastungen umgehen können, ob sie Erfahrungen mit der Kindererziehung haben, ob ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht oder die Familien finanziell abgesichert sind.

Tatsächlich ist es aber von Stadt zu Stadt und Bundesland zu Bundesland verschieden, nach welchen Kriterien Pflegefamilien ausgesucht, vorbereitet und betreut werden. Auch bei der Anzahl der Fachkräfte pro Pflegefamilie gibt es erhebliche Unterschiede. „Für eine intensive Betreuung fehlt vielerorts oft das Personal“, hat Irm Wills, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft für Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien, beobachtet. Allerdings empfinde es jeder auch anders, wie viel und welche Unterstützung notwendig ist. „Einige fühlen sich sehr gut betreut, andere wünschten sich mehr Begleitung.“

Das Land Niedersachsen hat zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Jugendämter Niedersachsen und Bremen Empfehlungen für die Jugendämter ausgearbeitet. „Eine qualifizierte Eignungsfeststellung setzt qualifiziertes Fachpersonal und Zeit voraus. Unabdingbar ist es, den notwendigen Zeitaufwand (der mit bis zu 20 Stunden zu kalkulieren ist) in den Personalberechnungs-Schlüssel so einzurechnen, dass er nicht auf Kosten anderer Aufgaben geht“, heißt es darin.

Wichtig sei, dass Bewerber gut informiert würden. Empfohlen wird, ein vorbereitendes Pflegeelternseminar anzubieten. Neben Einzelgesprächen könne auch ein Aufbaukurs wichtig sein, in dem untern anderem psychologische Grundlagen gelehrt werden. Sobald geeignete Familien gefunden und Kinder vermittelt wurden, müssten die Pflegeeltern intensiv begleitet werden. „Es ist davon auszugehen, dass die Bedarfe im Laufe der Pflege und mit sehr unterschiedlichen Problemstellungen auftreten. Darauf ist dann entsprechend zu reagieren“, heißt es. Das könne in Form von Gruppenarbeit, Supervision und Fortbildungen geschehen.