Braunschweig. Der Chef des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, erklärte, dass es für die Rückholung des Asse-Atommülls einer Übergangslösung bedarf.

Den Fragen unserer Leser stellte sich BfS-Präsident Wolfram König. Der oberste Strahlenschützer erklärte, welche Probleme es bei der Schließung des maroden Atommülllagers Asse gibt. Es genügte nie den Ansprüchen für ein Endlager, die Rückholung der 126 000 Fässer muss aber so geschehen, als ob die Asse geltendem Atomrecht entspricht. Natürlich ging es auch um Schacht Konrad. Das Interview haben wir unter der Woche geführt, als der Verdacht einer Kartellbildung beim Endlager noch nicht öffentlich wurde. Andre Dolle protokollierte das Interview.

Thomas Ohlendorf: In den Medien wird meiner Meinung nach Schacht Konrad nicht genügend berücksichtigt. 90 Prozent des schwach- und mittelradioaktiven Atommülls sollen nach Konrad gebracht werden. Die Atommülltransporte, die da kommen werden, werden unsere Region stark belasten. Wie schätzen Sie die Gefahren ein, und wie steht das BfS dazu?

Es darf von den Transporten keine Gefährdung für die Bevölkerung ausgehen. Als Betreiber haben wir zwar unmittelbar nur für das Endlager die Sicherheitsverantwortung, nicht aber für die Transportstrecken. Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde für die Transporte sind die jeweiligen Bundesländer, durchgeführt werden sie von den Abfallbesitzern. Dennoch haben wir als Strahlenschützer eine Risikobewertung durchgeführt und die hierfür notwendige Transportstudie mit Unfallszenarien noch einmal aktualisiert. Grundsätzlich müssen die Antragsteller vor Transportbeginn nachweisen, dass sie die strengen Anforderungen des Strahlenschutzes einhalten.

Ohlendorf: Wie hoch ist der Anteil der Schiene bei den Transporten?

Das ist noch nicht zu sagen, das ist die Entscheidung der Abfall-Anlieferer. Die Logistik wird derzeit mit den Abfallbesitzern – also den Energieversorgern und der öffentlichen Hand – geklärt. Es ist eine große Herausforderung, einen reibungslosen Antransport der atomaren Abfälle zu gewährleisten. Die meisten Abfälle der öffentlichen Hand liegen im Zwischenlager in Karlsruhe. Diese stammen aus einer Versuchsanlage zur Wiederaufbereitung. Im ehemaligen Kernforschungszentrum Jülich lagern Abfälle, auch in Lubmin aus dem Rückbau der DDR-Kraftwerke. Es handelt sich um 110 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Abfälle.

Ohlendorf: Geplant sind 2500 Transporte pro Jahr nach Konrad, zum Teil auch durch Braunschweig. Das ist nicht zu vernachlässigen.

Geplant ist, jährlich etwa 10 000 Kubikmeter Abfälle in Konrad einzulagern. Daraus ergibt sich die Anzahl der Transporte. Ich fände es vorteilhaft, wenn die Transporte vor allem über die Schiene laufen würden. Die Abfälle sollen unmittelbar nach Antransport ohne Zwischenlagerung noch unter Tage gebracht werden.

Ulrike Krause: Die Standsicherheit der Asse ist gefährdet und verlangt rasches Handeln, der Umgang mit Atommüll verlangt Sorgfalt. In diesem Spannungsfeld entsteht der Eindruck, es gehe viel zu langsam mit der Rückholung des Atommülls. Die Zeit spielt gegen die Rückholung. Was tun Sie dagegen?

Langsam gerät in Vergessenheit, dass nicht das BfS für die Missstände in der Schachtanlage Asse verantwortlich ist. Vor fünf Jahren haben wir uns auf Bitte des damaligen Bundesumweltministers Gabriel bereiterklärt, die Schachtanlage zu übernehmen. Unser Anspruch ist es, unter extrem schwierigen Bedingungen die sichere Schließung der Anlage nach den Vorgaben des Atomgesetzes zu erreichen. Nach einem Vergleich von Schließungsoptionen im Jahr 2010 bleibt uns auch mit dem heutigen Wissen hierfür nur der Weg über die Rückholung der Abfälle. Voraussetzung dafür ist aber, dass wir Stabilität ins Bergwerk bekommen. Das gesamte Projekt ist eine Herkulesaufgabe.

Ulrike Krause: Es entsteht aber der Eindruck, dass nichts passiert.

Die laufenden Stabilisierungsmaßnahmen sind Vorläufer für die Rückholung, deren Planung wir parallel betreiben. Wir müssen uns gleichzeitig für den Fall der Fälle rüsten: den plötzlichen Einbruch von Wasser, der nicht mehr beherrschbar ist. Dafür müssen wir Barrieren aufbauen. Das alles mag den Eindruck erwecken, dass wir an der eigentlichen Rückholung nicht wirklich arbeiten. Fakt ist aber: Erst die Stabilisierung des Bergwerks kann die Voraussetzung für den sicheren Betrieb über den langen Zeitraum der Rückholungsarbeiten bringen. Das haben wir im Ex-Endlager der DDR in Morsleben ähnlich gemacht. Solange das auch das Ziel des Landes und des Bundes ist, können wir es schaffen.

Ulrike Krause: Was macht die tägliche Arbeit denn so schwer?

Unser Hauptproblem ist die Instabilität des Bergwerkes und das dadurch eindringende Wasser in die Asse. Wir müssen dringend die Hohlräume verfüllen, in denen kein Abfall lagert. Wir haben ein Bergwerk geerbt, das zudem nie dem Standard für ein Endlager entsprach. Vorhaben wie die Untersuchung von Einlagerungskammern müssen aber so geplant werden, als wenn wir eine nach Atomrecht genehmigte Anlage betreiben würden. Das klingt nicht nur paradox, sondern führt uns immer wieder an die Grenze der Handlungsfähigkeit.

Ulrike Krause: Als Stadträtin stoße ich in Wolfenbüttel im Gespräch mit den Bürgern auf Unverständnis. Die Sprache seitens des BfS könnte verständlicher sein.

Es ist eine Herausforderung, die sehr komplexen Zusammenhänge so darzustellen, dass sie auch von möglichst vielen verstanden werden. Da haben wir als BfS inzwischen einen Stand erreicht, der offenbar immer noch nicht alle befriedigt, der aber umfassend und ehrlich ist. Wir brauchen die Übersetzungsleistung einer hochkomplexen Fachsprache in eine verständliche Sprache. Wir haben dazu Plattformen erarbeitet: Unsere Internetseite, die Zeitung Asse-Einblicke und die Informationsstelle für Bürger in Remlingen. Das Problem ist: Wir sehen an der Oberfläche eine wunderschöne Landschaft, wir sehen eine kleine Bergwerksanlage, die auch erst einmal unproblematisch wirkt. Das Problem liegt unsichtbar unter der Erde. Deswegen ist es wichtig, dass die Begleitgruppe stark ist, um die Fragen zu stellen, die die Bevölkerung umtreiben. Nur gemeinsam schaffen wir das.

Jonas Lübbeke: Die Asse ist ja schon seit vielen Jahren unsicher. Warum hat man so spät mit den Maßnahmen begonnen?

Das BfS hat die Verantwortung für die Schachtanlage Asse erst vor fünf Jahren übertragen bekommen. Der alte Betreiber wollte das Bergwerk bis 2014 mit Flüssigkeiten und Beton verfüllen und die Abfälle unter Tage belassen. Was er nicht schaffen konnte, war, die nach Strahlenschutzrecht geforderten Nachweise zu erbringen, um die Abfälle sicher von der Umwelt fernzuhalten. Deswegen konnte das BfS diesen Weg nicht gehen. Kenntnisse über die mangelnde Stabilität der Asse hat man seit Jahrzehnten gehabt. Schon vor 100 Jahren beim Abbau der Salze hat man an einzelnen Punkten die natürliche Barriere aus Salzgestein zerstört. Gleichwohl hat man 1967 damit begonnen, Abfälle in der Asse einzulagern. Schon damals war klar, dass irgendwann Wasser in das Bergwerk dringen wird.

Lübbeke: Wenn das damals schon klar war, wieso wurde denn überhaupt etwas eingelagert?

Das ist die zentrale Frage, die nicht einmal durch einen Untersuchungsausschuss im niedersächsischen Landtag befriedigend beantwortet werden konnte. Über Erkenntnisse hat man sich aus politischen und wirtschaftlichen Gründen damals hinweggesetzt. Mich hat heute aber nicht zu interessieren, wer welche Fehler gemacht hat. Ich habe den Auftrag, unter extrem schwierigen Bedingungen eine sichere Schließung hinzubekommen.

Lübbecke: Wie viel Wasser fließt denn in die Asse?

Derzeit sind das etwa 12 000 Liter pro Tag. Der alte Betreiber hat schon seit den 80er Jahren Abbaukammern verfüllt. Das Problem ist nicht die oft behauptete Einsturzgefahr der Asse, sondern es sind mögliche Risse, durch die noch mehr Wasser in die Asse strömen könnte. Die Rückholung ist kein Selbstzweck, sondern die derzeit einzig bekannte Möglichkeit, wie man die Schachtanlage nach den Schutzzielen des Atomrechts sicher schließen kann. Das ist ein ganz schwieriger und auch ein sehr teurer Weg.

Marco Krause: Bei der Informationspolitik ist bei der Asse viel fehlgelaufen. Wie schätzen Sie das Potenzial ein, dass bei anderen Atommülllagern wie Gorleben oder Konrad Ähnliches passiert?

Den Anspruch des sicheren und gesetzeskonformen Betriebes haben wir natürlich bei all unseren Projekten. Aber auch bei Gorleben lief es in der Vergangenheit nicht rund. Gorleben war ebenfalls Gegenstand eines Untersuchungsausschusses. Hier wurden Probleme bei der Standortauswahl in den 80er Jahren beleuchtet. Wir haben als Betreiber dieser Anlagen zwei Herausforderungen: Eine fachliche Expertise bereitzustellen, die die komplexen Herausforderungen beantwortet. Das andere ist die Kommunikation, die Frage, wie wir die Menschen mitnehmen können. Wir werden kein Endlager betreiben können gegen die Interessen der Bevölkerung. Da können wir uns noch so sehr bemühen, sauber zu arbeiten und die Dinge öffentlich darzustellen. Schon die Planung und die Errichtung eines Endlagers betrifft immer gleich mehrere Generationen. Wir müssen mit fachlichen Unsicherheiten offensiv umgehen – wie bei der Asse. Eines dürfen Sie aber nicht vergessen: Als Amt sind wir abhängig von politischen Vorgaben und Entscheidungen. So muss jede Stelle, jeder Euro, vom Bundestag beschlossen werden.

Ohlendorf: Sie haben über die Asse gesprochen, aber auch Schacht Konrad ist nicht als ein Endlager konzipiert worden. Die Schächte sind in kritischem Zustand. Es gab auch kein Auswahlverfahren.

Im Unterschied zur Asse ist Konrad 2002 nach dem Atomgesetz genehmigt worden. 2005 wurde der Entscheid gerichtlich überprüft und 2007 vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt. Die Schächte in Konrad sind nicht instabil, sondern es geht darum, die statischen Voraussetzungen so zu verbessern, dass Einbauten für den Förderkorb erfolgen können. Dort gibt es in der Tat einen größeren Sanierungsbedarf als ursprünglich geplant.

Für mich ist aber entscheidend, ob die Sicherheit gewährleistet ist. Ich habe keine Erkenntnisse, dass das nicht der Fall sein sollte. Wenn es begründete Zweifel gäbe, würde ich die Konsequenzen ziehen. Ein Auswahlverfahren zwischen mehreren Standorten war und ist für ein Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfälle jedenfalls gesetzlich nicht vorgesehen.

Ohlendorf: Und was ist mit der Rückholbarkeit aus Konrad?

Die genehmigte Art der Einlagerung lässt keine Rückholung zu. Das muss offensiv angesprochen und die fachlichen Gründe hierfür müssen dargelegt werden. Es handelt sich um schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Die Bergbarkeit wird im Zusammenhang mit hochradioaktiven Abfällen mit einem ganz anderen Gefährdungspotenzial gefordert. Konrad soll zwar 90 Prozent des in Deutschland insgesamt anfallenden radioaktiven Müllvolumens aufnehmen. In den verbleibenden 10 Prozent hochradioaktiver Abfälle werden sich jedoch über 99 Prozent der Aktivität befinden. Die Aktivität beschreibt das Gefahrenpotenzial dieser Abfälle.

Ohlendorf: Als unmittelbar Betroffener sehe ich das anders.

Ich kann das nachvollziehen. Allerdings: Wer Konrad grundlegend infrage stellt, nimmt in Kauf, dass wir tausende Kubikmeter Abfälle weiter dezentral mit wesentlich geringeren Sicherheitsvorkehrungen auf unbestimmte Zeit zwischenlagern müssten. Wir müssen uns die ethische Frage stellen: Wollen wir es nachfolgenden Generationen überlassen, Antworten auf die von uns gemachten Probleme zu finden? Wenn wir geeignete geologische Schichten haben, müssen wir diesen Weg auch zu Ende gehen. Wegschauen oder die Augen vor diesem Problem zu schließen, schafft es nicht aus der Welt.

Ohlendorf: Holen wir uns die Probleme, die wir mit der Asse haben, nicht ein zweites Mal in die Region?

Nein. Die Bedingungen sind grundlegend unterschiedlich. Bei Schacht Konrad lagern wir nicht in Salz, sondern in Eisenerz. Abdeckend gibt es eine drei- bis vierhundert Meter dicke Tonschicht. Im Schacht Konrad haben wir eingeschlossenes Wasser ohne Verbindung zum Grundwasser. In der Asse haben wir Wasser, das von außen dazu kommt. Wir wissen dort noch nicht einmal, wie der Weg ins Bergwerk genau aussieht. Dass die Region diese Fragen stellt, dass die Menschen nicht begeistert sind, ist verständlich. Wer möchte schon ein Endlager für radioaktive Abfälle vor seiner Tür haben? Wir müssen geeignete geologische Schichten aber nutzen, wo sie in ausreichender Mächtigkeit vorhanden sind.

Ohlendorf: Es gibt Probleme bei der Dokumentation. Wie wollen Sie sicherstellen, dass auch 30 oder 40 Generationen nach uns klar ist, was wo liegt?

Wir müssen damit rechnen, dass spätestens nach etwa 200 Jahren das Wissen um derartige Lagerstätten nicht mehr präsent ist. Die Haltbarkeit unserer Dokumententräger ist immer kürzer geworden. Papier verfällt schneller, für 25 Jahre alte elektronische Datenträger finden Sie schon heute kaum noch ein Abspielgerät. Wir sind gleichwohl gehalten, die Dokumentation eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle über 1000 Jahre zu gewährleisten. Es ist unbeantwortet, wie wir das schaffen können. Umso wichtiger ist es, sichere Endlager zu finden, um nachfolgende Generationen nicht mit Überwachungsaufgaben zu belasten, die sich vielleicht gar nicht mehr darum kümmern können. Wir müssen anderen Generationen zudem die Möglichkeit geben, einzugreifen.

Ulrike Krause: Für die Rückholung des Asse-Mülls soll ein Zwischenlager in der Nähe des Bergwerks gebaut werden, damit es keine langen Transportwege gibt. Wie groß soll dieses werden?

Wir haben eine interessante Gemengelage in der Region. Es gibt die Forderung, den Asse-Müll so schnell wie möglich herauszuholen. Dafür muss er zwischengelagert werden. Zudem haben wir Konrad, ein Endlager theoretisch für genau die Stoffe, die in der Asse existieren. Die Mengenbegrenzung in der Genehmigung für das Endlager Konrad lässt dort eine Endlagerung der Asse-Abfälle aber nicht zu. Die Größe des Zwischenlagers bei der Asse wird davon abhängen, wie schnell die Bergung im Idealfall laufen kann. Ich erhalte keine Genehmigung, auch nur ein Fass aus der Asse anzufassen – oder das, was davon übrig ist –, wenn ich nicht sagen kann, wo die Abfälle zwischengelagert werden sollen. Wenn wir anfangen, eine Kammer zu öffnen, haben wir eine Erhöhung des Gefährdungspotenzials. Dann muss die Rückholung so zügig wie möglich laufen. Ein Zwischenlager sollte auch aus Gründen der Vereinfachung der Abläufe möglichst nah an der Asse stehen.

Ulrike Krause: Auch ich möchte keinem anderen „unseren“ Müll vor die Tür kippen.

Ja, wir haben schon enorme Probleme, die Bereitschaft anderer Bergwerke zu erhalten, das radioaktiv völlig unbelastete Wasser aus der Asse aufzunehmen. Wir nehmen derzeit sehr viele Steuergelder in die Hand, um das Salzwasser in der Schachtanlage Mariaglück im Kreis Celle zu entsorgen. Das ist der derzeit einzige Weg, der uns zudem nur noch für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung steht. Wenn es schon bei der Frage von völlig unbelastetem Salzwasser Probleme gibt, sich solidarisch mit der Region zu zeigen, dann ist es kaum vorstellbar, dass ein weiter entfernter Ort seine Bereitschaft zur Zwischenlagerung der Asse-Abfälle erklärt. Nein, ich sehe aus vielen Gründen bisher eine praktikable Lösung nur in der Nähe zur Anlage. Wenn ein anderer Weg gefordert wird, dann muss dieses ohne Abstriche von der Bundes- und Landespolitik gewünscht und unterstützt werden. Eine Debatte hierzu muss zeitnah geführt werden.

Ulrike Krause: Wann soll das Zwischenlager denn gebaut werden?

Das Zwischenlager sollte direkt am Asse-Bergwerk gebaut werden, damit keine öffentlichen Straßen genutzt werden müssen. Die Überlegungen gehen davon aus, dass 2017/2018 die Planungen für das Zwischenlager abgeschlossen sind. Danach sind Prognosen schwierig, weil Genehmigungsverfahren oder eventuelle Klageverfahren nicht in unserer Hand liegen. Wir planen aber so, dass das Zwischenlager einige Jahre vor Beginn der Rückholung betriebsbereit sein sollte.

Jonas Lübbeke: Um welche Mengen geht es eigentlich in der Asse?

Wir haben eine gute Dokumentation darüber, wie viele Fässer in der Asse lagern, nämlich 126 000 mit 50 000 Kubikmeter Abfall. Beim Zustand der Fässer sieht das anders aus: Viele Fässer sind zerquetscht, es sind Flüssigkeiten ausgelaufen. Das umgebende Salz muss mit entsorgt werden. Aus den eingelagerten 50 000 Kubikmeter werden so etwa 200 000 Kubikmeter Abfall. Was genau drin ist in diesen Fässern, können wir nicht beurteilen. Hochradioaktive Abfälle sind zwar nicht dabei, sehr wohl aber giftiges Plutonium und andere giftige Stoffe. Es gibt also Unsicherheiten. Diese müssen durch Vorsorgemaßnahmen, sprich höhere Sicherheitsstandards als eigentlich erforderlich, abgefangen werden.

Ulrike Krause: Kann man garantieren, dass in einem Zwischenlager nicht andere Abfälle als die aus der Asse gelagert werden?

Das ist ein Muss, sonst gibt es keine Akzeptanz in der Bevölkerung. Ich will noch einmal festhalten: Es handelt sich hier nicht um ein Zwischenlager, das den Anforderungen für Castoren entspricht, für abgebrannte Brennelemente. Hier geht es um schwach- und mittelradioaktive Stoffe, für die es ansonsten keinen Bedarf an weit von Kernkraftwerken entfernten Lagern gibt.

Ulrike Krause: Sigmar Gabriel ist als neuer Bundesminister für Wirtschaft und Energie der Region verhaftet. Sehen Sie dadurch positive Signale für das BfS, für die Region?

Ich habe Sigmar Gabriel immer so erlebt, dass er der Region sehr verbunden ist. Er hat sich darum gekümmert, dass das BfS besser ausgestattet wird, dass der Atommüll aus der Asse rückgeholt wird, egal, ob als Umweltminister oder als Oppositionsführer. Sicherlich wird er weiter die Region und das BfS unterstützen, damit wir unseren gesetzlichen Auftrag möglichst gut erfüllen können, auch wenn er nun als Wirtschafts- und Energieminister nicht direkt für uns zuständig ist.