Wolfsburg. Der Wolfsburger Stadtbrandmeister hofft auf mehr Nachwuchs bei den Feuerwehren.

Der Wolfsburger Stadtbrandmeister Helmut von Hausen war selbst in Magdeburg im Einsatz. Im Interview mit unserem Redakteur Christoph Knoop spricht er über die Schwierigkeiten, sich für den Fluteinsatz aus dem normalen Leben zu verabschieden – und warum es ohne Nachwuchs bei künftigen Großkatastrophen schwer werden dürfte.

Herr von Hausen, wie geht es den Wolfsburger Einsatzkräften?

Sie sind natürlich erschöpft. Aber sie sind auch mehr als motiviert. Es ist wirklich beeindruckend, was die Kameraden leisten – zum Teil 24 Stunden am Stück.

Sie sind fast eine Woche im Einsatz. Geht das nicht an die Substanz?

Wir lösen unsere Kräfte ja alle 48 Stunden ab. Trotzdem: Dieses Hochwasser bringt uns an die Grenze der Belastbarkeit. Es sind fast 70 000 Feuerwehrkräfte im Einsatz, die meisten davon sind Freiwillige. Da fragt man sich schon: Was würden wir in einer solchen Situation eigentlich ohne Freiwillige Feuerwehren machen?

Gibt es denn noch genügend Freiwillige, die am Einsatz teilnehmen können?

Ich kann nur für Wolfsburg sprechen. Und da lautet die Antwort: Ja, noch. Eine weitere Woche halten wir auf alle Fälle durch, danach müssen wir neu planen. Das hier ist der längste Einsatz, den die Wolfsburger Feuerwehr jemals erlebt hat. Es ist nicht einfach, sich in der heutigen Arbeitswelt so lange abzumelden. In Zukunft wird es darauf ankommen, Feuerwehren so aufzustellen, dass sie solche Einsätze leisten können.

Wo stößt die Freiwillige Feuerwehr denn an ihre Grenze?

Es hat vor allem etwas mit der Zahl der Menschen zu tun, die sich freiwillig engagieren. Unsere Feuerwehren werden älter und wir haben schon länger Nachwuchsprobleme. Zum einen ist das eine gesellschaftliche Aufgabe. Engagement muss wieder in die Köpfe der Menschen. Zum anderen ist aber die Wirtschaft gefragt. Die Unternehmen müssen ihre Ehrenamtlichen unterstützen und ihnen den notwendigen Freiraum lassen. VW ist da mit seiner Aktion Pro Ehrenamt ein Vorreiter. So etwas lohnt sich sowohl für das Unternehmen als auch für den Ehrenamtlichen.

Hilft ein solcher Einsatz, die Feuerwehren ins Bewusstsein zu bringen, vielleicht sogar neuen Nachwuchs zu gewinnen?

Vielleicht ja, wir werden sehen. Sicherlich stehen wir jetzt wieder im Licht der Öffentlichkeit. Wie lange dieser Effekt anhält, muss sich erst noch zeigen.