Gifhorn. Mit einem Faltblatt hetzt die Partei gegen die ganze queere Szene. Landtagsabgeordnete, Experten und Leser haben diese Meinungen dazu.

Das Echo auf den Artikel „AfD hetzt mit Flyer gegen queere Szene im Kreis Gifhorn“ und auf den dazugehörigen Kommentar war sehr vielfältig, sowohl in den sozialen Online-Netzwerken als auch direkt an den Verfasser. Der Tenor der Äußerungen, die die Redaktion erreichten, war einheitlich zustimmend.

Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisert.

Christine Genter, „Gifhornerin des Jahres 2023“: „Zum Artikel über die Flyer der AFD sowie Ihren Kommentar dazu möchte ich Ihnen sehr herzlich gratulieren. Sie haben es so auf den Punkt gebracht - das ist einfach großartig. Man muss diesem Treiben dringend etwas entgegensetzen und den Mund aufmachen. Sie haben es heute einmal wieder getan und dafür danke ich Ihnen sehr!“

Hubertus Heil, SPD-Bundestagsabgeordneter: „Ich verurteile diese widerlichen Flugblätter, die die AfD gegenwärtig in unserer Heimat verteilt. Mit Unwahrheiten und zusammenhanglosen Behauptungen will die AfD Ängste vor allem bei Eltern schüren. Das geht nicht nur auf die Kosten der Kinder. Die AfD diskreditiert dabei insbesondere die vielen Erzieherinnen und Erzieher, die in den Kindergärten und Kindertagesstätten unserer Region einen großartigen Job machen, unsere Kinder zuverlässig betreuen und umfassend in ihrer Entwicklung fördern. Sie in Verbindung mit Pädophilie zu bringen, entbehrt jeglicher Grundlage und ist in höchstem Maße beleidigend. Die Kindergärten und Kindertagesstätten der vielen unterschiedlichen Träger im Landkreis Gifhorn haben bewährte und vielfältige Schutzkonzepte, um Kinder vor jeder Form von Übergriffen und sexualisierter Gewalt zu schützen.“

Thomas Reuter, CDU-Kreistagsabgeordneter: „Das ist typisch AfD: Da wird auf das übelste Stimmung gemacht, das ist Populismus in Reinkultur. Das ist skanadlös - da sind wir in der CDU auf einer Linie mit allen demokratischen Parteien. Aber das passt ins Bild der AfD: Mit solchen Aktionen will sie Grenzen ausloten, schauen, wie die Reaktionen sind.“

Philipp Raulfs, SPD-Landtagsabgeordneter: „Es widert mich an, wenn ich sehe, wie die AFD auf eine solche absurde Art und Weise Stimmung gegen queere Menschen macht. Dass sie dafür auch noch Kinder und Kitas benutzen und mit Pädophilen in Verbindung setzen, macht mich schlichtweg fassungslos. Zugleich zeigt es punktgenau, wie diese Partei arbeitet: Ängste schüren, Unwahrheiten verbreiten und schließlich selbst in die Opferrolle schlüpfen. ... Hier und auch bei der Verteilaktion im Landkreis Gifhorn wurden Grenzen überschritten, die wir als Gesellschaft nicht tolerieren dürfen. Ich fordere alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich klar zu positionieren und zu zeigen, dass solche widerlichen Aktionen keine Mehrheit finden – im Landkreis Gifhorn nicht und in ganz Niedersachsen nicht. Ich bin stolz auf unsere queere Community im Landkreis Gifhorn und die gelebte Vielfalt. Allen queeren Menschen möchte ich ganz klar sagen: Lasst euch von solchen Aktionen nicht einschüchtern und unterkriegen. Zudem hoffe ich, dass die Staatsanwaltschaft hier aktiv wird, denn es handelt sich um einen aus meiner Sicht schwerwiegenden Vorfall.“

SPD-Politikerin wirft AfD vor, „absurdes Feindbild“ zu konstruieren

Kirsikka Lansmann, SPD-Landtagsabgeordnete: „Der verteilte AfD-Flyer ist geprägt von Hass, Hetze und Unwahrheiten. Das ist eine neue Dimension der Queerfeindlichkeit, die ich aufs Schärfste verurteile. Mit solchen widerlichen Lügen werden die Menschen bewusst gegeneinander ausgespielt und Minderheiten gezielt angegriffen. Als stellvertretende kultuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion schockieren mich besonders die diffamierenden Aussagen gegenüber unseren Kindertageseinrichtungen. Sie sind nicht nur abstoßend, sondern schlichtweg nicht richtig. Kinderschutz ist uns ein Kernanliegen. Daher gibt es die Pflicht für Kitas, ein Konzept zum Schutz vor Gewalt zu entwickeln. Als Mutter finde ich es besonders perfide, dass die AfD mit diesem Flyer vor allem bei Familien Ängste schüren möchte und dafür ein absurdes Feindbild konstruiert. Das ist widerwärtig und dem muss entschieden entgegengetreten werden. Dieser Vorfall zeigt uns erneut und sehr eindringlich, wie wichtig die Aufklärungsarbeit des Queeren Zentrums ist. Unser Landkreis steht für Vielfalt, Toleranz und ein gesellschaftliches Miteinander. Daher hoffe ich sehr, dass die Staatsanwaltschaft aufgrund strafrechtlicher Relevanz gegen den Flyer der AfD aktiv werden kann.“

Kristin Harney, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus für Demokratie: „Ich bin begeistert vom Artikel, den Kommentar finde ich sehr stark. Vor allem, dass hier die Perspektive derjenigen Menschen eingenommen wird, die angegriffen werden. Das stärkt uns den Rücken. Und es zeigt, wie bei der AfD mit Queerfeindlichkeit Politik gemacht werden soll.“

Brigitte Brinkmann, SPD-Fraktionsvorsitzende im Gifhorner Kreistag: ,,Wir sind entsetzt über die hinterhältige Art, wie die AfD Stimmung gegen queere Menschen macht. Dass dabei Kinder und Kitas instrumentalisiert werden, um diese mit Pädophilen in Verbindung zu setzen, macht uns sprachlos. Diese Aktion verurteilen wir auf schärfste und können diese als Demokratinnen und Demokraten nicht tolerieren. Sie zeigt auch die Arbeitsweise der AfD als Agitatoren. Sie setzen darauf, dass sich Menschen von ihren Ängsten und nicht von ihrer Vernunft leiten lassen. Sie spielen Minderheiten gegeneinander aus und spalten mit ihrem Hass und Hetze dieses Land. Mit der Verteilaktion im Landkreis Gifhorn wurde eine klare Grenze überschritten, die jede aufrichtige Bürgerin und Bürger nicht hinnehmen darf. Wir solidarisieren uns mit der queeren Community im Landkreis Gifhorn und sind stolz auf die Arbeit, die sie täglich verrichten. Unser Landkreis steht für Vielfalt, Toleranz, Weltoffenheit und ein gesellschaftliches Miteinander, welches von Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Wir stehen hinter der queeren Community im Landkreis Gifhorn und sagen ganz klar: Lasst euch nicht einschüchtern und macht weiter so. Diese perfide Aktion spiegelt nicht die Mehrheit der Gesellschaft wider.“

Online-Stimmen auf Facebook und Co.

Jan-Phillip Meyer: „Danke für diesen sehr guten Kommentar. Es müssen wirklich sehr fragile Persönlichkeiten sein, die sich so stark vor der queeren Community fürchten. Hat die AfD Niedersachsen Angst, vor #Sucksen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als Versager zu gelten? Mehr als Arbeiten kann der Verfassungsschutz auch nicht...“

Jörg Heuer: „Die ‚AFD‘ lässt die Maske des Biedermanns fallen und zeigt ihr wahres menschenfeindliches Gesicht. Danke für den informativen Bericht.“

Tim Köhler: „Großartiger Kommentar. Danke für diese deutliche Ansage! Der Sachverhalt an sich ist aber nicht verwunderlich, wenn ein notorischer Lügner dieser Partei im Gifhorner Stadtrat das Queere Netzwerk als ‚zwielichtigen‘ Verein bezeichnet.“

Matt We: „Danke Herr Silberstein für diese klare Einordnung!“

Eva Leis: „Hut ab für diesen mutig-offenen Kommentar, Reiner Silberstein.“

Meike Pollack: „Danke für dieses klare und gute Statement. Es wird wirklich Zeit, dass gegen diese Hetzer und Verleumder etwas unternommen wird.“

Website Queer.de: „Die niedersächsische AfD hat dieses Jahr eine regelrechte Kampagne gegen queere Menschen gestartet, die sie zur Gefahr für Kinder hochstilisierte. Im Landtag hat die Fraktion etwa einen Antrag eingebracht, mit dem queere Menschen an Schulen praktisch unsichtbar gemacht werden sollen (queer.de berichtete). Zudem stellt die Partei immer wieder nachweislich unwahre Behauptungen auf: So erklärte AfD-Landesfraktionschef Stefan Marzischewski-Drewes im Sommer im NDR-Fernsehen, dass trans Menschen schlicht nicht existierten.“

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