Gifhorn. Die Meister der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aus ganz Niedersachsen beraten sich in Gifhorns Stadthalle – auch über Wärmewende.

Nur noch ein halbes Jahr, dann ist wohl Schluss mit dem Einbau neuer Öl- und Gasheizungen in Reinform. Unter anderem über das mögliche neue Bundes-Heizungsgesetz beraten derzeit die Handwerksmeister der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) aus ganz Niedersachsen in der Gifhorner Stadthalle. Gifhorns Obermeister Thorsten Meyer kennt die Lage im eigenen Bezirk: „Die Kunden stürzen sich gerade auf Gas und Öl. Viele wollen diese Energieform noch für die nächsten 30 Jahre behalten.“

Eigentlich lautet das Hauptmotto der diesjährigen Verbandstagung vom 8. bis 10. Juni „Digitalisierung“. Aber Meyer ist sich sicher, dass das Thema Wärmewende die Diskussionen der rund 150 Gäste mitbestimmen wird. Zu groß sind derzeit die Auswirkungen der Gesetzesdiskussionen der Bundesregierungen: Der Ansturm auf neue Heizkessel sei auch im Kreis Gifhorn sehr groß. „Unsere Auftragsbücher sind voll, wir haben kaum noch Kapazitäten.“ Denn nach derzeitigem Stand des Gesetzentwurfs müssten neu eingebaute Heizungen ab 1. Januar 2024 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Kunden warten auf Wärmepumpen bis zu einem Jahr

Das Problem: Die Hersteller haben offenbar auch kaum noch Kapazitäten. Meyer: „Ölkessel sind alle ausverkauft.“ Heißt: Vor Fristende ist da kein Gerät mehr heranzuholen. Bei Gaskesseln dagegen geht noch was: Da seien die Lieferzeiten bei etwa einem Vierteljahr, allerdings mit großen Einschränkungen bei begehrten Produkten. Bei der alternativen Wärmepumpe sieht es aber auch nicht besser aus: Kunden warten darauf derzeit sogar bis zu einem Jahr.

Garantien könnten die Gifhorner Installateure derzeit aber keine mehr geben, sagt der Obermeister aus Wittingen: „Manche Hersteller nennen gar keine Lieferzeiten mehr. Wenn uns ein Kunde jetzt einen Auftrag erteilt, können wir nichts mehr versprechen.“

Doch Panik hält Meyer für unangebracht – sowohl aufseiten der Kunden als auch der Politik. Denn Erstens: „Grundsätzlich darf man ja immer noch alles einbauen nach dem 1. Januar“ – nur nicht allein. Parallel zur Öl- oder Gasheizung braucht es dann noch wenigstens zusätzlich eine alternative Wärmequelle in einem Hybridsystem, um die 65 Prozent zu erfüllen: zum Beispiel Wärmepumpe, Solarthermie oder Pelletofen. Für die Nachrüstung habe man dann noch bis zu drei Jahre Zeit. Nachteil: In Summe werden die Investitionen größer und der Geldbeutel kleiner.

Höhe der künftigen Betriebskosten ist derzeit völlig unklar

Zweitens: Schon dadurch, dass die Kunden zurzeit ihre alten Ölheizungen gegen neue Kessel ersetzen, gebe es durch die neue Technik Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent. „Aber klar, das war von der Politik so nicht gedacht“, weiß Meyer. Auch er hält einen Wechsel auf Strom als Energieträger für sinnvoll, weil es das Land unabhängiger mache. Bleibt die Frage, wie sich die Betriebskosten in Zukunft entwickeln. Öl und Gas unterliegen einer stets steigenden CO2-Umlage, andererseits rechnen viele Menschen mit steigenden Strompreisen durch größere Nachfrage. Meyer: „Viele Kunden fragen uns, ob wir ihnen die Betriebskosten ausrechnen können.“ Aber das müsse er verneinen: „Wir haben keine Glaskugel.“

Info: An der Verbandstagung vom 8. bis 10. Juni können alle Vertreter von SHK-Handwerksbetrieben teilnehmen, die Mitglied einer Innung sind. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. Kurzfristige Teilnahmen sind noch möglich.

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