Gifhorn. Eine Patientin muss 40 Minuten draußen in der Kälte stehen. Nun beschwert sie sich und sagt, dass sich ihre Bronchitis deshalb verschlimmert habe.

Müssen Patienten der Bereitschaftspraxis am Gifhorner Helios-Klinikum bei Wind und Wetter draußen warten? Darüber beschwert sich eine Gifhornerin – deshalb sei aus ihrer schweren Bronchitis letztlich eine Lungenentzündung geworden. Wir haben nachgehakt.

Wegen ihrer Lungenerkrankung sei die Frau an einem Samstag um 10 Uhr beim kassenärztlichen Bereitschaftsdienst gewesen, schreibt sie in einer Mail an unsere Zeitung. Statt im warmen Wartezimmer habe sie allerdings draußen stehen müssen: „Bei acht Grad Celsius Außentemperatur, Nordwind und Nieselregen mussten wir Patienten ungeschützt im Freien warten.“

Damit nicht genug: Statt um 10 Uhr habe die Praxis erst um 10.20 Uhr geöffnet. „Dann wurden wir keineswegs alle in den Wartebereich gelassen, sondern nur die ersten drei.“ Zehn Minuten später habe sich die Gifhornerin dann doch „in den Wartebereich gedrängt“. Denn der sei keineswegs überfüllt gewesen. „Die Angestellte am Empfang hat den Zutritt zum beheizten Wartebereich grundlos reglementiert“, klagt die Patientin.

Ein Patient mit Fußverletzung konnte kaum stehen

Die Quittung für 40 Minuten im Freien habe sie einen Tag später gehabt: „Heute Abend beträgt meine Körpertemperatur statt wie bisher 38,1 Grad 39,8 Grad.“ Sie sei nicht der einzige Mensch mit einer schweren Erkältung gewesen, die draußen gewartet hat: „Zeitweise waren wir acht Patienten, darunter zwei mit Fußverletzungen, die kaum stehen konnten.“

Man habe ihr gesagt, sie könne auch im Auto warten. Aber: „Das kühlt auch aus. Und außerdem: Wann komme ich dann an die Reihe? Muss ich einen Platzhalter buchen?“ Also habe sie brav gewartet und nicht aufbegehrt. „Von dieser Toleranz zehrt offenbar der kassenärztliche Bereitschaftsdienst.“ Doch sie findet auch: „Diese Zustände sind entwürdigend.“ Später schiebt sie in einer weiteren Mail noch nach, dass sie später bei ihrer Hausärztin war: „Bei ihrer Untersuchung hat sich herausgestellt, dass sich durch das Warten im Kalten meine Bronchitis zu einer Lungenentzündung verschärft hatte.“

Vorsitzende der kassenärztlichen Vereinigung verneint neue Regeln

Was ist los? Gibt es neue Regeln, dass Patienten trotz freier Plätze im Wartezimmer draußen in der Kälte stehen müssen? Was ist der Grund dafür? Diese Fragen richteten wir an Klaus Achim Ehlers, den Vorsitzenden der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung in Gifhorn. Der sagt: „Nein, das Wartezimmer wird ganz normal besetzt.“ Zu Corona-Zeiten sei immer nur die Hälfte der zehn Plätze besetzt worden wegen der Abstandsregelung, aber diese Zeiten seien nun Geschichte.

Allerdings: „Wir haben ja auch aus der Erfahrung gelernt.“ Das heißt: Patienten mit Symptomen einer offensichtlich sehr ansteckenden Krankheit bitte man dann doch schon mal, lieber draußen zu warten, um nicht noch andere zu infizieren.

Im von der Gifhornerin beschriebenen Fall seien die Gründe aber andere gewesen, wie Ehlers auf Nachfrage beim Personal erfahren habe: „Die Frau am Empfang hatte bei Dienstbeginn Probleme mit dem PC.“ Daher habe sie erst verspätet anfangen können. Vorher sei das Wartezimmer schon vollgelaufen gewesen, so dass sie zunächst niemand weiteres hereingebeten habe. Das sei aber eine große Ausnahme gewesen. Das Personal habe sich gut erinnern können, dass eine Patientin deshalb sehr unzufrieden war und „Stress gemacht“ habe.

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