Hannover. Seit April dürfen sich Patienten nicht mehr telefonisch krankschreiben lassen. Hausarzt Carsten Gieseking kündigt seinen Ungehorsam an.
Ärztevertreter kritisieren das Ende der telefonischen Krankschreibung. Der Wegfall der während der Corona-Pandemie geschaffenen Regelung bedeute eine zusätzliche „Riesen-Arbeitsbelastung“ für die Praxen, sagte Carsten Gieseking, Vorsitzender des Hausärzteverbands in unserer Region. Er warnte: „Das gefährdet die Versorgung.“ Um eine Krankschreibung zu erhalten, müssen Patienten seit Anfang April wieder persönlich beim Hausarzt erscheinen.
Gieseking, der in Müden im Landkreis Gifhorn eine Praxis für Allgemeinmedizin betreibt, hatte am Sonntag im NDR angekündigt, seine Patienten bei Bedarf weiter per Telefon krankzuschreiben. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtete er vom „vollen Zuspruch“, den er darauf von vielen Ärztekollegen geerntet habe. „Bisher hat mir auch niemand rechtliche Konsequenzen angedroht“, so Gieseking.
Kassenärztliche Vereinigung: Praxen sind sehr belastet
Um die Praxen während der laufenden Welle von Infekten zu entlasten, forderte Gieseking, die bisherige Regelung schnell um vier Wochen zu verlängern. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) plädierte für eine Fortsetzung. „Die Arztpraxen sind nach wie vor sehr belastet“, sagte der stellvertretende KVN-Vorsitzende Thorsten Schmidt, dem NDR. Die Krankschreibung per Telefon sei eine sehr einfache Möglichkeit mit wenig Bürokratie. „Wir würden uns wünschen, dass diese Ausnahmeregelung auch für die Zukunft weitergeführt wird.“
Gieseking: Es geht mir nicht ums Geld
Gieseking beteuerte, Geldfragen stünden bei der Forderung nicht im Vordergrund. Er verwies auf die „erhebliche Arbeitserleichterung“, die die telefonische Krankschreibung angesichts der Personalengpässe bedeutet habe. „Ob es dafür mehr Geld gibt oder nicht, ist mir erstmal latte“, sagte er. „Ich will nur meine Arbeit bewältigen.“
Dass eine dauerhafte Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung zum Missbrauch führen könnte, sieht Gieseking nicht. „Wir haben in den letzten drei Jahren erlebt, dass das nicht ausgenutzt wird.“ Im Übrigen sei er auch bei persönlichen Terminen auf ehrliche Angaben der Patienten angewiesen. „Wenn mir mein Patient sagt, dass er Durchfall hat, begleite ich ihn nicht aufs Klo, um das zu überprüfen.“
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