Gifhorn. Aber: Zurzeit fährt der Erixx zwischen Braunschweig und Uelzen nur noch zweistündig. Zwischenzeitlich sind Busse unterwegs.

Immerhin: Ausgebremste Bahnkunden, die seit Wochen von Langsamfahrstellen auf der Regionalverbindung Gifhorn-Braunschweig geärgert werden, mussten am Montagmorgen nicht noch mit Streikfolgen kämpfen. Laut Online-Fahrplan des Betreibers Erixx verkehrt die Regionalbahn 47 ab Gifhorn und Gifhorn Stadt pünktlich gemäß der aktuell geltenden Einschränkungen wegen defekter Gleise.

Erixx hatte nach der Absage des Bahn-Großstreiks durch die Gewerkschaft EVG zugesichert: „Wir streben mit Hochdruck an, in den kommenden Tagen den Regelfahrplan für unsere Fahrgäste anzubieten. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Streikabsage sollten sich Reisende jedoch auf generelle Behinderungen und Einschränkungen im gesamten Bahnverkehr einstellen.“

Fahrplanmäßig sind laut Unternehmens-Homepage auch die Enno-Züge zwischen Wolfsburg und Hannover mit den Stopps im Landkreis Gifhorn unterwegs.

Ansonsten hapert es seit Wochen am Schienennetz: Schleichende Züge, etliche Verspätungen und Ausfälle, letztlich nur noch ein Zweistundentakt – eigentlich sollten die Probleme wegen defekter Gleise auf der Bahnstrecke zwischen Braunschweig und Gifhorn bis 7. Mai behoben sein. Doch noch gibt die Bahn-AG zu: Es dauert doch noch länger.

„Am Montag war es wieder eine Katastrophe“, sagt Lisa Herbold aus Braunschweig, die täglich auf der Strecke zur Arbeit pendelt. Eigentlich – denn wegen wegen der andauernden Ausfälle bleibt sie mittlerweile so oft, wie es geht, im Homeoffice. Wieder habe sie in Rötgesbüttel 40 Minuten warten müssen.

Verärgerte Fahrgäste wie sie hätten daraufhin die Erixx-Mitarbeiter angesprochen. Von denen habe es geheißen, der Zustand könne noch bis Ende Mai anhalten, berichtet Herbold. „Und der Schienen-Ersatzverkehr funktionierte auch nicht.“

Tafeln mit Echtzeitauskünften geben falsche Zeiten an

Erixx-Pressesprecherin Michelle Kränzlein bestätigt, dass die Ausnahmesituation weiter bestehen bleibt. Allerdings liege ihr bisher nur die Information vor, dass der Notfallfahrplan bis zum 17. Mai befolgt werde, nicht länger. Zwischenzeitlich hatte Erixx sogar versucht, nach dem Regelplan zu fahren, dies aber seit 11. Mai wieder aufgegeben. Und: „Der Schienenersatzverkehr funktioniert, aber die elektronischen Tafeln mit den Echtzeitauskünften zeigen nicht die aktuellen Zeiten an.“ Sprich: Die seien aus dem derzeitigen Fahrplantabellen auf der Internetseite von Erixx zu erfahren.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigte auf Anfrage am Freitag den Stand der Bauarbeiten an den Gleisen: „Im langen Abschnitt haben die Arbeiten am 9. Mai begonnen und sollen voraussichtlich am 17. Mai beendet sein.“

Es bleibt allerdings offen, ob die Bahn die Bauarbeiten bis dahin wirklich erledigen kann. Der eigentlich für Montag und Dienstag angekündigte Streik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hätte den Bauarbeitern für zwei Tage freie Bahn gegeben, weil auch auf der Strecke Braunschweig-Gifhorn-Uelzen der Verkehr geruht hätte. Doch der Streik ist abgesagt.

Die Gründe für die Schleichfahrten: Krumme Gleise

Mit dem Stundentakt der Regiobahn zwischen Gifhorn und Braunschweig ist es zurzeit vorbei: Seit 11. April muss der Erixx-Regionalzug RB47 zwischen Gifhorn und Meine einen Gang herunterschalten, weil es „Mängel am Oberbau“ der Gleise gebe, teilte Erixx damals mit. Die Folgen sind etliche Verspätungen und Zugausfälle.

Bis zum 17. Mai sollten die Erixx-Züge zwischen Braunschweig und Uelzen nur noch alle zwei Stunden durchfahren. Die Abfahrtzeit dieser Züge ist in Braunschweig bereits um jeweils X:53 Uhr. Gifhorn wird gegen X:37 Uhr erreicht. „Die Züge im Takt dazwischen fahren lediglich bis Gifhorn und wenden dort schon zurück nach Uelzen“, schrieb Erixx schon Mitte April auf der eigenen Homepage.

Bei diesen Verbindungen ist von Braunschweig bis Gifhorn ein Bahnersatzverkehr eingerichtet, der in Braunschweig bereits um X:40 startet. In Gifhorn bestehe dann direkter Anschluss an den Schienenersatzverkehr (SEV) ab der Haltestelle Bahnhofsvorplatz (Hallsberg-Platz). Der SEV beginne allerdings schon in Gifhorn Stadt ab Haltestelle 6, hier jedoch ohne Anschluss an den Erixx von oder nach Uelzen. Der Anschluss und Umstieg von Bus zu Zug könne also nur in Gifhorn erfolgen. Eine ausführliche Fahrplantabelle gibt es auf der Internetseite von Erixx.

Aufgrund der Defekte an der Gleisinfrastruktur zwischen Gifhorn und Meine dürften die Züge auf diesem Abschnitt nur mit maximal 20 Stundenkilometer fahren, heißt es auf der Homepage des Betreibers – in beide Richtungen. Üblich sind hier sonst Geschwindigkeiten von 80 Kilometer pro Stunde. „Aus Sicherheitsgründen hat der Netzbetreiber hier die Geschwindigkeit herabgesetzt“, so Erixx – gemeint ist die Deutsche Bahn AG. „Die Geschwindigkeiten dieser Langsamfahrstellen sind zwingend einzuhalten.“

Verspätungen wirken sich auf alle Züge aus

Das Problem: Bei jeder Fahrt im Schleichmodus entstehen Verspätungen von rund 15 Minuten. „Da die Strecke eingleisig ist, wirken sich Verspätungen einzelner Züge auf den gesamten Verkehr massiv aus und werfen auch Züge in die andere Fahrtrichtung völlig aus dem Plan“, schreibt der Betreiber Erixx. Am Ende sorge das nicht nur für Verspätungen, sondern auch für Totalausfälle.

Denn entweder fehle der Zug, weil dieser noch mitten auf der Strecke unterwegs ist, oder die Verspätung sei mittlerweile so hoch, dass diese nicht mehr abgebaut werden kann. „Die einzige Möglichkeit, diese Folgeverspätungen abzubauen, besteht oft darin, eine Verbindung komplett ausfallen zu lassen.“

Deutsche Bahn will insgesamt 250 Meter Schiene austauschen

Für die Reparatur ist die Deutsche Bahn zuständig. Eine Pressesprecherin äußerte sich auf Nachfrage unserer Zeitung. Demnach geht es um gleich zwei Abschnitte zwischen Meine und Gifhorn, auf denen Tempo 20 angesagt ist – einmal auf einer Länge von 300 Metern bei Ausbüttel-Siedlung inklusive des B4-Bahnübergangs und einmal auf 2500 Metern südlich von Rötgesbüttel. Grund: „Bei einer regelmäßigen Prüfung mit einem Messzug und einer Nachprüfung wurden diverse Fehler in den Schienen gefunden.“ Erixx schreibt, dass während der Fahrt ein Schaukeln zu bemerken gewesen sei.

Daher würden demnächst in diversen Bereichen etwa 250 Meter Schienen ausgetauscht, so die Bahnsprecherin. „Die Beseitigung im kurzen Abschnitt ist für den 27. April geplant, für den langen Abschnitt ist voraussichtlich Mitte Mai vorgesehen.“

Weitere Artikel zum Thema

Mehr wichtige Nachrichten aus dem Landkreis Gifhorn lesen:

Täglich wissen, was in Gifhorn passiert: Hier kostenlos für den täglichen Gifhorn-Newsletter anmelden!