Gifhorn. Keine Züge, aber auch wenige Menschen, die gestrandet wären. Diese Hürden nervten schon am Sonntagabend.

Wer Ruhe und Stille suchte, war am Montagmorgen am Bahnhof Gifhorn-Süd genau richtig. Scherz beiseite: Der pulsierende Verkehrsknotenpunkt war zum Auftakt des Streiktags verwaist. Züge fuhren keine.

Passagiere waren allerdings auch keine da. Dank der Osterferien waren ohnehin keine Schüler unterwegs. Doch auch die Berufspendler hatten sich entschlossen umorientiert. Die Park-and-Ride-Parkplätze waren ebenso leer wie die Fahrradständer.

Auf den Bahnsteigen verlor sich ein einsamer Reisender, der den Zug um 7.38 Uhr nach Uelzen nehmen wollte. Auf den leeren Gleisen sammelte ein Mitarbeiter Müll.

Keine Erixx-Züge – Was ist denn nun der Grund?

Der Passagier wartete auf den Erixx-Zug vergeblich. Ein Blick in die App: Journey cancelled – Verbindung abgesagt. Das war das Dilemma: Regionalzüge des Anbieters Metronom auf den Strecken Braunschweig-Gifhorn-Uelzen (Erixx) wären wohl fahrbereit gewesen. Doch die Züge kamen wegen streikender Fahrdienstleitung der Deutschen Bahn nicht auf die Strecken.

An der elektronischen Infotafel las sich das dann so: „Kurzfristiger Personalausfall“. Rückfrage bei Erixx-Sprecherin Michelle Kränzlein? Oder hat sich Erixx-Fahrpersonal doch kurzfristig krank gemeldet?

Keineswegs, so Kränzlein: „Alle Zugausfälle, die auf die Streikmaßnahmen der EVG und Verdi zurückzuführen sind, codieren wir als ,Personalausfälle der DB Netz AG’. Die Einstellung des Zugverkehrs begründet sich aufgrund von fehlendem Personal in den Stellwerken der DB Netz AG.“

Buslinien bewähren sich und kommen ohne Staus gut durch

VLG-Busse auf dem Vorplatz warteten vergeblich auf Passagiere etwa nach Wesendorf. Dafür bewährte sich das Angebot der Regiobusse zwischen den Zentren. „Die Linien 111, 170, 180 und 191 zwischen Gifhorn und Wolfsburg sowie nach Braunschweig waren etwas stärker ausgelastet, insbesondere auf den Stadtachsen der Großstädte“, berichtete Stephan Heidenreich, der Chef der Busgesellschaft VLG. „Manche Fahrgäste konzentrierten sich auf diese Linien, um wenigsten ein Stück mit dem Nahverkehr fahren zu können. Andere dagegen waren verwundert und positiv überrascht, dass überhaupt ein Bus kommt. Die globale Berichterstattung hat bei dem einen oder anderen Fahrgast doch den Eindruck hinterlassen, als ob heute kein einziger Bus in ganz Deutschland fahren würde.“ Insgesamt verlaufe der Streiktag aber eher entspannt: „Es gab aufgrund der Ferien auch keine größeren Staus.“

Ein Taxi-Fahrer beschrieb das Offenkundige: „Heute ist viel weniger los.“ Dass aber Streikbetroffene als Fahrgemeinschaft vom Zug aufs Taxi umgestiegen wären, so groß war die Not dann doch nicht.

Diese Probleme gab es schon am späten Sonntagabend

Fabian Hoffmann, Chef bei Taxi-Hoffmann, bestätigt das in der Zentrale: „Nur das übliche Chaos.“ Seine Taxis hatten bereits am Vorabend ab 22 Uhr auf Zuruf Schienenersatzverkehr leisten müssen für gestrandete Zugfahrgäste von Rötgesbüttel nach Braunschweig und von Gifhorn nach Wittingen. Als Grund seien spontane Bauarbeiten an den Schranken des Bahnübergangs Wittingen sowie am Bahnhof Triangel angeben worden.

Erixx-Sprecherin Kränzlein sagte dagegen: „Bereits um 22 Uhr wurde ein Zug und ab 23 Uhr ein weiterer Zug aus dem laufenden Verkehr wegen Streiks herausgenommen. Erixx prüft zuerst immer die Möglichkeit, einen Busnotverkehr einzurichten, bevor eine Zugleistung als Ausfall gemeldet wird. Gestern Abend konnte Erixx einen Busnotverkehr auf der Strecke RB 47 einrichten.“

Auch die Deutsche Bahn bestätigte auf Anfrage, dass bereits Nachtschichten ab 21 Uhr bestreikt worden seien. Zugausfälle stünden mit fehlendem Fahrdienstpersonal in Zusammenhang.

Die Baustelle in Wittingen gebe es, so eine Sprecherin. Aber: „Die Deutsche Bahn führt am Bahnübergang Wittingen reguläre Instandhaltungsmaßnahmen durch. Auf Grund dieser Arbeiten ist der Übergang vom 26. bis 28. März jeweils nachts zwischen 20 und 6 Uhr sowie vom 29. bis 31. März jeweils 7 und 17 Uhr gesperrt. Bauarbeiten wurden im Vorwege mit allen Beteiligten abgestimmt.“