Wolfsburg. Der „Zukunftspakt“ beinhaltet den Abbau von 30 000 Arbeitsplätzen und den Umbau zu mehr E-Mobilität.

Was sich über Wochen und Monate angedeutet hatte, wurde am 18. November Gewissheit. An jenem Freitag stellten VW-Vorstand und -Betriebsrat den „Zukunftspakt“ vor, der den Fahrplan für die Marke VW in den nächsten Jahren vorgibt. Zuvor waren zwischen Markenchef Herbert Diess und Betriebsratsvorsitzendem Bernd Osterloh auch schon mal die Giftpfeile hin- und hergeflogen.

Das Ergebnis der Verhandlungen: Um die Marke Volkswagen fit zu machen, bedarf es einer Rosskur – und die wird sehr schmerzhaft. Dazu gehört im Kern der Abbau von weltweit 30 000 Arbeitsplätzen. Allein in Deutschland sollen davon 23 000 gestrichen werden. Weil parallel 9000 neue Stellen geschaffen werden sollen – vor allem im IT-Sektor – steht in Deutschland unter dem Strich ein Minus von 14 000 Jobs.

Der Abbau soll zwar ohne betriebsbedingte Kündigungen bewältigt werden. Aber weg ist nun mal weg. Zentrales Instrument beim Reduzieren der Arbeitsplätze soll die Altersteilzeit sein. Der entsprechende Tarifvertrag wurde gerade erst verlängert.

Nötig wird dieser Einschnitt, weil die Marke VW zwar vieles ist – nur nicht rentabel genug, um aus eigener Kraft auf Dauer zu überleben. Das rasante Wachstum des VW-Konzerns in den vergangenen Jahren hat viele Probleme des Autobauers in den Hintergrund gedrängt. Das wohl drängendste war schon damals die Renditeschwäche der Kernmarke. Nur hat bei VW niemand offensiv darüber gesprochen, weil die rasant steigenden Verkaufszahlen alles überstrahlten.

Doch nicht nur die schwache Rendite macht den „Zukunftspakt“ erforderlich. Ein zweiter Grund ist der Abgas-Skandal, dessen finanzielle Milliardenlasten die Marke VW abarbeiten muss.

Und es gibt noch einen weiteren Grund: Neue Techniken wie Elektroantriebe, Digitalisierung und autonomes Fahren werden die Autobranche grundlegend verändern – nicht nur technisch. Elektroantriebe zum Beispiel sind in der Produktion weit weniger aufwendig als konventionelle Benzin- und Diesel-Motoren. Das heißt, in Zukunft werden in der Produktion sehr wahrscheinlich weniger Menschen benötigt. Darauf müssen die Werke vorbereitet werden.

Deshalb wird der „Zukunftspakt“ auch die Fabriken in unserer Region verändern. In Wolfsburg wird zum Beispiel die IT-Entwicklung gebündelt. Das Werk Braunschweig konzentriert sich mehr denn je auf Fahrwerke und vor allem elektrische Lenkungen. Aufgewertet wird in Braunschweig zudem die Fertigung von Batterie-Systemen, die in E-Autos eingesetzt werden.

Die tiefsten Einschnitte wird es aber wohl im Werk Salzgitter geben. Dort werden bisher Verbrennungsmotoren gefertigt. Das Werk ist daher von einem Umbau zu mehr E-Mobilität am stärksten betroffen.

Um Perspektiven zu öffnen, baut Salzgitter künftig Komponenten für die Brennstoffzelle, die maßgeblich für Audi entwickelt wird. Und wichtiger noch: In Salzgitter soll eine Pilotanlage für den Bau von Batteriezellen entstehen. Die Zellproduktion gilt als eine der Schlüsseltechnologien in der E-Mobilität.