Braunschweig. Das frühere Karstadt-Einrichtungshaus soll zum „Haus der Musik“ umgebaut werden. Etliche Leser nehmen dazu Stellung.

Die Nachricht, dass das Braunschweiger Konzerthaus nun doch in die Innenstadt kommen soll, bewegt sehr viele Menschen. Die Stadtverwaltung hatte die neuen Pläne am Dienstag bekannt gegeben: Demnach soll das leerstehende Karstadt-Haus am Gewandhaus zum „Haus der Musik“ mit städtischer Musikschule und Konzertsaal umgebaut werden. Eigentümer ist der Braunschweiger Unternehmer und New-Yorker-Chef Friedrich Knapp. Angedacht ist, das Grundstück von Knapp zu erwerben und über eine Stiftung den Umbau abzuwickeln. Knapp will sich laut der Stadt auch finanziell beteiligen. Die Ratsgremien sollen demnächst der Grundsatzvereinbarung zustimmen.

Auf dem Instagram-Kanal unserer Zeitung gibt es fast nur Zustimmung zu dem Vorhaben: „Eine gute Nachricht für die Stadt!“, heißt es dort. „Wenn es klappt, wäre es sehr gut!“, oder auch: „Das wäre bahnbrechend!“ Ein Nutzer meint: „Endlich – das einzig sinnvolle, weil kein Neubau und zentral gelegen!“ Und eine andere Nutzerin findet: „Sehr gute Idee. Bitte nicht nur planen, sondern auch schnell umsetzen!“ Ein Wunsch wird auch geäußert: „Hoffentlich wird die Fassade so umgebaut, dass es stiltechnisch in das historische Stadtbild des Altstadtmarktes passt!“

Unsere Kulturredakteure Florian Arnold und Andreas Berger haben sich in „Pro & Contra“-Kommentaren mit dem Thema befasst. Auch etliche Leserbriefe haben uns erreicht. Wir dokumentieren hier eine Auswahl:

Ein Leuchtturmprojekt!

Leuchtturm ade? Aber Nein. Bei allen Abwägungen zwischen den idealen Möglichkeiten eines Neubaus und den Kompromissen bei einer Umnutzung ist doch der aktuell wichtigste Punkt: Was passiert mit unseren Innenstädten, wenn der Handel sich immer mehr in die Randbereiche und in das Internet verlegt? Mit der Standortentscheidung zum Haus der Musik ist ein riesiger Schritt in die richtige Richtung gemacht worden: ein Leuchtturmprojekt!

Andreas Timmermann, Cremlingen

Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann

Zugegeben, als Bau-Mensch und Fan des Staatsorchesters gehöre ich auch zu denen, die von der Idee einer „Oker-Philharmonie“ an herausragender Stelle in Viewegs Garten fasziniert waren. Aber wie erkläre ich angesichts zu erwartender überbordender Kosten meinen Nachbarn, dass ihre Kinder weiterhin in maroden Kitas und vergammelten Schulen lernen sollen, weil für deren Sanierung zu wenig Geld da ist? Wer das Baugeschehen in dieser Stadt verfolgt, das Elend um die Stadthalle, den Rathaus-Neubau oder das Einwohnermeldeamt, der bekommt Zweifel, ob ein solcher „Leuchtturm“ noch in diesem Jahrzehnt realisierbar wäre. Und dann stellt also ein prominenter Bürger ganz offenbar erneut Gemeinnutz vor Eigennutz und unterbreitet der Stadt ein Angebot, dass man nicht ablehnen kann. Wenn dann dieser Deal auch noch transparent für die Öffentlichkeit wird, ist das wirklich ein Paukenschlag.

Helmut Priedigkeit, Braunschweig

Kein schöner Konzertsaal

Das Angebot von Herrn Knapp, die in seinem Besitz befindliche Karstadt-Immobilie über eine Stiftung zu einem „Haus der Musik“ zu machen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Die Städtische Musikschule könnte sich hier endlich entfalten und ihre vielseitigen Aktivitäten der Öffentlichkeit vorstellen. Damit wäre ein echter kultureller Leuchtturm geschaffen, der sicherlich auch Ausstrahlung auf die Innenstadt hat. Aber will man dem Staatsorchester wirklich eine derartige Heimstätte bieten? Die bisherigen Entwürfe mögen für den Bildungsanspruch der Musikschule ausreichen, für die Darbietung von künstlerisch anspruchsvoller Musik dürfte jedoch der einem großen Kinosaal ähnelnde Raum kaum zufriedenstellen. Für Konzerte auf hohem Niveau braucht man einen Saal, in dem sich der Klang akustisch voll entfalten kann und den das Publikum gerade auch deshalb gerne besucht. Daher wäre mein Vorschlag, von der nicht unbedingt notwendigen räumlichen Verbindung von Musikschule und Staatsorchester wieder Abstand zu nehmen und das Staatsorchester nach der Sanierung der Stadthalle wieder im gewohnten und akustisch hervorragenden Konzertsaal dort spielen zu lassen.

Rainer Schmitt, Denkte

Erreichbarkeit ist wichtig

Das „Haus der Musik“ soll die Innenstadt beleben. So weit, so gut. Aber wie sollen die Besucher denn abends in die Innenstadt kommen? Mit dem Fahrrad? Wohl kaum. Mit dem Bus ist das heute schon ein Problem für Menschen aus dem Umland. Mit dem Auto? In einer weitgehend autofreien Innenstadt? Man sollte erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn auch ein tragbares Konzept vorliegt, bevor man wieder einmal unnötig Steuergelder verschwendet.

Rolf Hoffmann, Wendeburg

„Haus des Sports“ gefragt

Auch für das andere leerstehende Kaufhaus Braunschweigs stelle ich mir eine tolle neue Nutzung vor: ein Haus des Sports für alle Sportarten, die keine große Hallenhöhe brauchen. Unter dem Dach einer gemeinnützigen Gesellschaft mit Vereinen, Stadtsportbund usw. könnten Trainings- und Wettkampf-Flächen geschaffen werden. Die zentrale Lage mit Parkhaus ist ein weiteres Plus. So könnte mit finanziell geringerem Aufwand als für Hallen-Neubauten der chronische Mangel an Hallenzeiten gemildert werden.

Werner Hensel, Braunschweig

Einmalige Möglichkeit der Belebung und Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus

Wenn sich diese Meldung bestätigt, zeigt sich hier die positive Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft. Für die Braunschweiger Innenstadt eine einmalige Möglichkeit der Belebung und Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus.

Alexander Pachonick, Braunschweig