Braunschweig. OB Kornblum kündigt an: Statt Neubaus am Bahnhof soll früheres Karstadt-Haus umgebaut werden. Stadt kauft es von New-Yorker-Chef Knapp.

Bei den Plänen für das heiß und kontrovers diskutierte Braunschweiger Großprojekt „Haus der Musik“, das Unterrichtsräume für die Städtische Musikschule mit einem modernen Konzertsaal für das Staatsorchester, aber auch externe Veranstalter vereinen soll, gibt es eine bahnbrechende neue Entwicklung. Oberbürgermeister Thorsten Kornblum verkündete am Dienstagmittag völlig überraschend „einen neuen Lösungsansatz“. Ganz offenbar hat ein Angebot des Unternehmers Friedrich Knapp (New Yorker) einen neuen Ansatz für das Großprojekt eröffnet, für das bisher ein prestigeträchtiger Neubau in Bahnhofsnähe in Rede stand.

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Geplant sei nun, eine Stiftung ins Leben zu rufen, „die den Gebäudekomplex des ehemaligen Karstadt-Hauses am Gewandhaus zu einer Städtischen Musikschule mitsamt Konzerthaus umbaut“, heißt es in der Mitteilung des OB. In diesem Zuge sei geplant, das Grundstück von Textil- und Immobilienmilliardär Knapp zu erwerben. „Die herausragende Initiative von Herrn Knapp schafft neue Rahmenbedingungen, da er sich auch finanziell einbringen will“, so Kornblum. Eine Summe wurde nicht genannt. Die Stadt solle sich ebenfalls finanziell an der Stiftung beteiligen, ein Engagement weiterer Stifter sei möglich.

New-Yorker-Chef Friedrich Knapp hat der Stadt offenbar ein neues Angebot für das geplante „Haus der Musik“ gemacht. Es soll der Städtischen Musikschule und dem Staatsorchester eine neue Heimat samt Konzertsaal bieten.
New-Yorker-Chef Friedrich Knapp hat der Stadt offenbar ein neues Angebot für das geplante „Haus der Musik“ gemacht. Es soll der Städtischen Musikschule und dem Staatsorchester eine neue Heimat samt Konzertsaal bieten. © Peter Sierigk | Peter Sierigk

Bisher geplanter Konzerthaus-Standort am Braunschweiger Bahnhof scheint vom Tisch

Damit wäre der bislang favorisierte und bereits ausgiebig diskutierte Neubau gegenüber dem Hauptbahnhof am Parkstück Viewegs Garten vom Tisch. Der geplante Architektenwettbewerb, der in Kürze ausgelobt werden sollte, werde zurückgestellt, teilte OB Kornblum mit.

Noch im vergangenen Frühjahr hatte die Stadt ein Gutachten vorgelegt, nach dem das frühere Karstadt-Einrichtungshaus aus verschiedenen Gründen nicht geeignet sei. Unter anderem wurden Lärmemissionen und „Unwägbarkeiten bei Eingriffen in den baulichen Bestand“ genannt. Zuvor hatte Knapp sich erstmals ins Spiel gebracht und in Zusammenarbeit mit dem Büro des Stararchitekten Hadi Teherani detaillierte Pläne für den Umbau vorgelegt. Damals wollte er seine Immobilie der Stadt allerdings offenbar lediglich vermieten.

Nun aber die Kehrtwende der Stadtverwaltung: Den städtischen Gremien werde eine gemeinsame Grundsatzvereinbarung zur Zustimmung vorgelegt, kündigt OB Kornblum an. Anschließend würden detaillierte Verträge erarbeitet und mit den Finanz- und Aufsichtsbehörden abgestimmt. Diese würden der Öffentlichkeit dann vorgestellt. „Bis dahin können keine weiteren Detailinformationen erfolgen“, so Kornblums Mitteilung. Bis dahin lehnt auch Knapp jede Stellungnahme zu dem Thema ausdrücklich ab.

Es scheint gleichwohl, als seien mit dem neuen Lösungsansatz nun auch die politischen Reihen geschlossen. Vom neuen Standort ist selbst die oppositionelle CDU überzeugt. Fraktionschef Thorsten Köster spricht von „später Rückkehr zur Vernunft“. Die CDU freue sich, dass die Stadt nun doch bereit sei, den von ihr schon im vergangenen März gemachten Vorschlag, einen der großen Leerstände zu nutzen, anzunehmen, anstatt den bisher von der Stadtverwaltung als alternativlos dargestellten, aber immens teuren Neubau gegenüber dem Hauptbahnhof weiter zu forcieren.

Die SPD spricht von einer „einmaligen Chance“ und einem beispiellosen Angebot an die Stadt. Im Vergleich zu einem Neubau sei die Lösung durch eine Stiftung weitaus kostengünstiger, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Fraktionen von SPD und Grünen.