Braunschweig. Am Sonntag kommt es nach dem Fund einer möglichen Bombe zu Evakuierungen und Einschränkungen. Wie funktioniert eine Bombenentschärfung?

Es ist ein Phänomen, von dem man immer wieder hört. Nicht nur deutschlandweit, sondern auch in Niedersachsen. Und ja: Auch in Braunschweig ist das Thema Bombenentschärfung eines, das nicht nur ein Mal in der Löwenstadt eine Rolle gespielt hat. So gab es zum Beispiel im April 2018 eine Bombenentschärfung in Braunschweig, nachdem hier eine Bombe gefunden wurde. Nun gibt es in Braunschweig erneut einen Bombenverdacht.

Bei Sondierungsarbeiten südlich des Bürgerparks haben sich laut der Stadt zwei Verdachtspunkte ergeben. Um die mehrere Meter tief im Erdreich liegenden mutmaßlichen Fliegerbomben freilegen und entschärfen zu können, müssen am Sonntag alle etwa 5000 Bewohnerinnen und Bewohner im Umkreis von einem Kilometer um den Fundort ihre Häuser verlassen. Das ist noch nicht alles: Die Bombenentschärfung hat weitere Auswirkungen, so zum Beispiel auf Busse und Bahnen in Braunschweig sowie auf den Regional- und den Fernverkehr.

Das Gebiet rund um den Bürgerpark soll am Sonntag um 9 Uhr evakuiert sein, damit die Bombe in Braunschweig entschärft werden kann. Doch wie läuft so eine Bombenentschärfung eigentlich ab?

Noch vor der Bombenentschärfung: So werden Blindgänger gefunden – und das passiert dann

Dort, wo im Zweiten Weltkrieg Bombardierungen stattfanden, können auch heute noch Blindgänger im Erdreich stecken. Das gilt vor allem für größere Städte. Deswegen kommt es immer wieder zum Fund von Bomben und anschließend dann zur Bombenentschärfung. Experten schätzen, dass etwa 100.000 Bomben, die im Zweiten Weltkrieg über Deutschland abgeworfen wurden, nicht explodiert sind. Meistens werden Bomben dann gefunden, wenn in einem Gebiet Bauarbeiten anstehen. An Plätzen, wo Baustellen entstehen, kann schon im Vorfeld nach Bomben gesucht werden.

Dies funktioniert anhand von Luftbildern, die die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs kurz nach dem Abwurf von Bomben gemacht haben. Wer Bomben, Granaten oder aber sonstige Munition findet, der muss diesen Fund von Kampfmitteln direkt ans Ordnungsamt oder aber an die Polizei melden. Die Polizei oder das Ordnungsamt informieren dann den sogenannten Kampfmittelräumdienst. Mit hochempfindlichen Metalldetektoren spürt der Kampfmittelräumdienst dann wiederum den genauern Ort auf, an dem die Bomben im Boden lagert.

Stichwort Bombenentschärfung: Warum werden Bomben im Lauf der Jahre gefährlicher?

Das logische, große Problem beim Fund von Bomben und Bombenentschärfungen: Selbst dann, wenn Bomben bereits über Jahrzehnte unter der Erdöberfläche ruhen, geht ihre Sprengkraft nicht verloren. Viel schlimmer: Dadurch, dass die Bomben über einen so langen Zeitraum im Boden lagern, sind sie Feuchtigkeit und anderen Einflüssen ausgesetzt, so dass die Sprengstoffe, die sich in der Bombe befinden, ebenso wie die Metallhüllen und Zünder instabil werden. Das wiederum macht die Bombe nach ihrem Auffinden im Vorfeld einer Bombenentschärfung noch gefährlicher.

Bombenentschärfung: Diese verschiedenen Arten von Bomben und Zünder gibt es

Im Vorfeld einer Bombenentschärfung, wie es sie nach dem Auffinden und Identifizieren einer Bombe gibt, ist oft auch darüber zu lesen oder zu hören, um was für eine Art von Bombe es sich handelt. Dabei wird zum einen nach der Herkunft unterschieden und zum anderen nach der Bauart der Bombe. Aufgrund dessen, dass viele der Bomben, bei der es Jahrzehnte nach deren Abwurf zur Entschärfung kommt, aus dem Zweiten Weltkrieg stammen, kann es sein, dass es sich um britische, russische oder aber amerkianische Bomben handelt. Eher seltener werden auch deutsche Bomben gefunden.

Im Vordergrund ist einer der Zünder einer Bombe zu sehen, im Hintergrund liegen zwei entschärfte Bomben auf einem Spezialtransporter. (Symbolbild)
Im Vordergrund ist einer der Zünder einer Bombe zu sehen, im Hintergrund liegen zwei entschärfte Bomben auf einem Spezialtransporter. (Symbolbild) © dpa | Uli Deck

Geht es darum, die Bomben, die entschärft werden, nach ihrer Bauart voneinander zu unterscheiden, gibt es zum Beispiel Spreng- und Splitterbomben sowie Brandbomben, Betonbomben, Nebelbomben, Zementbomben, Leuchtbomben oder aber Propagandabomben. Auch beim Zünder einer Bombe gibt es Unterschiede. Das Wichtigste ist dabei die Unterscheidung in mechanische Aufschlagzünder, piezoelektrische Zündsysteme und chemische Langzeitzünder. Auch hier gibt‘s jeweils noch einmal diverse Unterscheidungen, mit denen sich der Kampfmittelräumdienst im Vorfeld einer Bombenentschärfung beschäftigen muss.

Der wichtigste Punkt der Bombenentschärfung: Wie wird eine Bombe eigentlich genau entschärft?

Ehe es zur eigentlichen Bombenentschärfung kommt, muss die Bombe mit Baggern und Schaufeln freigelegt werden. Damit die Bombe nicht explodiert, darf sie nicht bewegt werden. Vor der Entschärfung der Bombe definieren die Experten vom Kampfmoittelräumdienst dann, was für einen Zündmechanismus die Bombe hat. Die Bombe zu entschärfen bedeutet, dass die Sprengmeister dafür sorgen, die Zündkette zu unterbrechen. Ein Schritt, der zumeist mit einem Wasserschneidegerät vollzogen wird. Das ausgebaute Zündsystem wird mittels des Wasserschneidegeräts herausgeschnitten.

Nachdem bei der Bombenentschärfung der Zünder aus den Blindgängern ausgebaut wurde, werden die Bomben abtransportiert. Danach muss dann noch der Sprengstoff vernichtet werden. Dies übernehmen dann Sprengkommandos, nachdem die Bombe in einem Munitionsbunker gelagert wurde. Anschließend werden die Bomben weit nach der eigentlichen Bombenentschärfung zerlegt, alle einzelnen Bauteile werden unschädlich gemacht beziehungsweise vernichtet und schließlich entsorgt.