Braunschweig. Constanze Jäger (42) ist Happiness-Managerin am Städtischen Klinikum in Braunschweig. Was macht sie eigentlich – und mit welchem Effekt?

Was macht eigentlich eine Happiness-Managerin? Diese Frage bekommt Constanze Jäger häufiger zu hören. Braucht ein Unternehmen so einen Posten? Oder ist das – um es mit den Worten des Altkanzlers Schröder zu sagen – Gedöns?

Die 42-Jährige hat die Aufgabe übernommen, die Mitarbeitenden des Städtischen Klinikums in Braunschweig im Joballtag zu unterstützen. Sie hilft ihnen bei der Suche nach einer Wohnung, einem Kita-Platz für die Kinder oder bei lästigen Behördengängen. „Bei allem, was im Alltag anfällt und Stress verursacht, weil es schwer ist, neben der Arbeit zu erledigen“, wie sie sagt. Constanze Jäger ist die erste und bislang einzige „Employee Happiness Managerin“ an einer deutschen Klinik.

Darum kümmer sich die Happiness-Managerin in Braunschweig

Wer sich vor Arbeitsbeginn oder nach Feierabend noch um Ansprechpartner oder Termine für einen Umzug oder einen Pflegeplatz für die Eltern kümmern muss, weiß, wie belastend das sein kann. Und wie zeitraubend. „Ich bekomme viele Anfragen per Mail. Mal geht es darum, eine Hebamme zu finden – was in der Region gar nicht einfach ist“, erzählt sie. Mal gehe es auch um einen Berufspraktikumsplatz für die Tochter, die Organisation eines Umzugs oder um die Anmeldung für einen Sprachkurs. „Bislang konnte ich alle Probleme lösen.“

Constanze Jägers Fröhlichkeit ist ansteckend – das war auch bei der Podcast-Aufnahme in unserer Redaktion so. Im Gespräch mit Katrin Schiebold verrät sie, was ihre persönlichen Tipps für ein glücklicheres Leben sind.
Constanze Jägers Fröhlichkeit ist ansteckend – das war auch bei der Podcast-Aufnahme in unserer Redaktion so. Im Gespräch mit Katrin Schiebold verrät sie, was ihre persönlichen Tipps für ein glücklicheres Leben sind. © regios24 | Darius Simka

Als das Braunschweiger Klinikum die Stelle vor anderthalb Jahren schuf, war die Aufmerksamkeit groß. Bundesweit berichteten Medien über die Glücks-Managerin, die als „gute Fee“ Mitarbeitern zur Seite steht. In den USA existiert der Trend schon länger, Happiness-Manager oder Feelgood-Manager in Unternehmen einzusetzen. Sie sollen dafür sorgen, dass sich Mitarbeitende in ihrem Job wohlfühlen, dass sie zufrieden und motiviert sind. Glückliche Mitarbeiter arbeiten kreativer und produktiver, melden sich seltener krank.

Nach einer Studie der Universität Oxford sind glückliche Mitarbeiter produktiver

Eine 2019 veröffentlichte Studie der Universität Oxford stützt diese These: Die Wissenschaftler ließen etwa 1800 Call-Center-Angestellte von British Telecom an elf Standorten sechs Monate lang wöchentlich eine Umfrage zu ihrem Befinden ausfüllen. Anschließend verglichen sie diese Daten mit der jeweiligen Arbeitsleistung im selben Zeitraum. Das Ergebnis: Die Angestellten konnten etwa 13 Prozent mehr Verkaufsabschlüsse in den Wochen nachweisen, in denen sie sich selbst als glücklich eingeschätzt hatten.

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Inzwischen gibt es auch in Deutschland Akademien und Institute, die Happiness-Manager ausbilden – wobei jedes Unternehmen für sich definieren muss, wie das Jobprofil konkret aussehen soll. Kritiker entgegnen, solche Funktionen seien überflüssig, wenn es eine gute Unternehmenskultur gibt. Es sei Aufgabe der Führungskräfte, für eine Arbeitsatmosphäre zu sorgen, in der sich Mitarbeitende wohl fühlen und ihre Stärken einsetzen können.

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Constanze Jäger sieht ihre Aufgabe als Ergänzung, sieht sich als ein Teil in einem großen Team. Letztlich gehe es doch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels darum, Mitarbeitenden etwas zu bieten. Dafür hat sie auch konkrete Beispiele parat: Graciella Kenfack etwa hätte sich ohne den Einsatz der Happiness-Managerin vielleicht nicht für eine Ausbildung in Braunschweig entschieden.

Die 25-jährige angehende Pflegefachfrau stammt aus Kamerun. Sie wusste nicht, wie sie die Betreuung ihres Sohnes organisieren sollte, wohnte erst in Salzgitter-Bad und musste jeden Tag mit Zug und Bus nach Braunschweig fahren. Constanze Jäger half, einen Kitaplatz für ihr Kind zu finden und machte sich auch auf die Suche nach einer Wohnung in Braunschweig. „Ohne ihre Hilfe hätte ich sicher mit der Ausbildung aufgehört“, sagt Graciella Kenfack. „Als Ausländerin ist es für mich ohnehin nicht einfach, eine Wohnung zu kriegen.“

Die Happiness-Managerin hält Mitarbeitenden den Rücken frei

Geschichten wie diese bestätigen Constanze Jäger, dass ihre Unterstützung gebraucht wird – es sei eine Win-Win-Situation für Mitarbeiter und Unternehmen, die Fachkräfte halten wollen. Das sieht auch ihre Chefin Thu Trang Tran so: „Unser Personal ist rund um die Uhr für die Bevölkerung da, Zeit für Freizeit und private Care-Arbeit bleibt da manchmal auf der Strecke“, sagt die Leiterin der Stabsstelle Kommunikation und Medien, an die Constanze Jägers Stelle angedockt ist. „Unsere Employee Happiness Managerin setzt genau hier an.“ Sie unterstütze alle Beschäftigte unabhängig der Berufsgruppe und Hierarchie, halte damit dem einen oder anderen den Rücken frei.

Was sie für diesen Job mitbringt? Constanze Jäger überlegt nicht lange. „Eine positive Grundstimmung“, sagt sie. Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Menschen, Spaß am Netzwerken, organisatorisches Talent. „Ich bin ein Glückstyp. Für mich stimmt einfach alles im Leben.“ Kraft zieht sie aus ihrer Familie, ihren drei Kindern. Als Erzieherin hat sie auf einer Kinderstation gearbeitet. Sie weiß, was es heißt, Job und Familienleben zu managen. Zusätzlich bringt sie als Mediatorin und Trainerin für gewaltfreie Kommunikation noch Qualifikationen für ihre Aufgabe mit. Und sie kennt sich als gebürtige Braunschweigerin gut in der Stadt aus, hat wichtige Kontakte geknüpft.

Die 42-Jährige weiß, dass nicht nur äußere Einflüsse entscheidend dafür sind, wie zufrieden man durchs Leben geht: Die innere Einstellung ist der Schlüssel zum Glück. Welchen Tipp gibt sie anderen mit auf den Weg? „Es ist wichtig, dass man sich nicht zu viel aufbürdet, auch mal kleinere Schritte geht“, sagt sie. Oft ist es nicht das Arbeitsergebnis, sondern der Weg dorthin, der glücklich und zufrieden macht. Auch das ist eine Erkenntnis, die sie aus ihrer eigenen Arbeit zieht.

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