Braunschweig. Konkrete Kündigungs-Vorbereitungen und positive Trendmeldungen stürzen die Belegschaft in ein Wechselbad der Gefühle. Was ist los?

Eine weitere Woche voller Ungewissheit geht für Karstadt-Belegschaft in Braunschweig zu Ende – und noch immer gibt es kein Ergebnis im Ringen um den Galeria-Standort Schuhstraße in der Braunschweiger Innenstadt.

Immer noch gilt die letzte verbliebene Braunschweiger Filiale des im Insolvenzverfahren befindlichen Kaufhauskonzerns als sogenannte „Schließungsfiliale“ – und immer noch gilt es Vorkehrungen für den schlimmsten Fall zu schaffen, die Bestätigung, dass es bei der bereits verkündeten Schließung zu Ende Januar 2024 bleibt. Diesem Zweck dienten Betriebsversammlungen für die 185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeweils am Donnerstag- und Freitagmorgen dieser Woche vor Geschäftsöffnung.

Zeitlich wird es jetzt ganz „eng“: In wenigen Tagen könnten die endgültigen Kündigungen kommen

Dabei ging es nach Auskunft des Betriebsratsvorsitzenden Stefan Nagelschmidt unter anderem um Service-Informationen, die durch die Agentur für Arbeit gegeben wurden. Zuletzt hatte der Betriebsrat fristgerecht für jeden Mitarbeiter die Widersprüche gegen die bereits vorliegenden Kündigungsanträge des Unternehmens formuliert und eingelegt.

Zeitlich wird es jetzt ohnehin ganz „eng“: Mit den endgültigen Kündigungen wird, wenn es nicht doch noch zu einer Einigung kommt, bis Ende April gerechnet, also in der nächsten Woche. Dies wäre nicht nur für die Betroffenen eine Katastrophe, sondern auch für die Braunschweiger Innenstadt, die trotz nachgewiesener Wirtschaftlichkeit der Galeria-Filiale in der Schuhstraße einen weiteren Innenstadt-Leerstand in bislang nicht gekannter Größe zu verkraften hätte.

Diese düstere Perspektive kontrastiert mit Trendmeldungen einer möglichen Rettung, die unsere Redaktion in dieser Woche erreichten. Dafür gab es jedoch bis Freitagabend keine Bestätigung, weder durch den Kaufhauskonzern noch durch den Vermieter der Immobilie, die Volksbank BraWo. Auch Betriebsrat Nagelschmidt mag solchen Hinweisen noch nicht trauen: „So etwas glaube ich erst, wenn die Tinte auf dem Papier trocken ist.“

Immerhin: Galeria-Verantwortliche und Vermieter Volksbank BraWo waren immer noch in Verhandlungen

Wie die Redaktion erfuhr, wurde immer noch unter Hochdruck verhandelt, nachdem auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum nach einem Treffen mit Vertretern der Belegschaften in Hannover verhaltenen Optimismus zumindest für den Standort Braunschweig gezeigt hatten.

Nach Erkenntnissen der Redaktion geht es jetzt vor allem noch um die Zahlungsmodalitäten eines Millionenbetrages, den die Volksbank BraWo für notwendige Investitionskosten aufzubringen bereit ist. Dies hatten Galeria-Verantwortliche eingefordert, weil die in Braunschweig erforderlichen hohen Kosten für Sanierung und Umbau des Hauses in der Schuhstraße durch das Kaufhausgeschäft nicht kompensiert werden könnten.

Nach unseren Informationen dürfte es der Volksbank BraWo darum gehen, auch finanztechnisch sicherzustellen, dass diese erheblichen zusätzlichen Mittel im Sinne der Zukunftsfähigkeit des Hauses investiert werden und nicht „bei der nächsten Krise“ verloren sind.

Auf eine diesbezügliche Anfrage reagierte Oberbürgermeister Kornblum zurückhaltend: Die Stadt Braunschweig sei „nicht direkt an den Verhandlungen beteiligt“, er könne daher „keine weitergehenden Einschätzungen an dieser Stelle treffen.“ Kornblum am Donnerstagabend: „Ich bin optimistisch, da nach meiner Kenntnis beide Seiten weiterhin miteinander verhandeln.“

Das Warten geht weiter.